Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
ich mit meinen Söhnen im linken Flügel unserer riesigen Hochzeitssuite verbracht. Lilly und ihre Oma, ihre Schwestern und ihre Tante waren auf der anderen Seite untergebracht. Am Morgen des Hochzeitstages haben wir uns unabhängig voneinander fertig gemacht und uns dann in der Hotellobby getroffen, um gemeinsam zum Segantini Museum zu fahren, wo die Trauung von der Bürgermeisterin durchgeführt wurde. Sie hat eine sehr bewegende Rede gehalten. Der Sohn meiner Schwester hat ein Lied auf der Gitarre gespielt. Da kullerten schon die ersten Tränen bei Lilly und mir. Nach dem Standesamt sind wir beide mit einem alten hellblauen Mercedes Oldtimer, ein 1969er Longversion Pagode, den ich während meiner aktiven Karriere durch eine Wette gegen meinen Manager Ion Tiriac gewonnen hatte (keine Ahnung mehr, um was es ging), zurück zum »Badrutt’s Palace« gefahren, wo ein Champagner-Empfang vorbereitet war. Dort versuchte die frischvermählte Frau Becker in ihr extra aus Miami eingeflogenes Hochzeitskleid von Carolina Herrera zu schlüpfen. Aber das gestaltete sich schwierig, da Busen und Hüfte etwas fülliger geworden waren. Sechs Wochen später erfuhren wir dann, warum. Sie war schwanger mit Amadeus! Das Kleid ging nicht mehr zu und musste schnell umgenäht werden.
Die gesamte Hochzeitsgesellschaft traf sich um 17 Uhr erneut in der Lobby. Wir sind dann alle mit dem Shuttleservice in Richtung Kapelle, Regina Pacis, gefahren. Alle trugen wir feinsten Zwirn. Meine Söhne haben mich in die kleine Kapelle geführt. Elias trug unsere Ringe. Die drei Becker-Männer steckten alle in einem Cut von Polo Ralph Lauren, die in London angefertigt worden waren. Ein herrliches Bild!
Der Priester hat eine berührende Ansprache gehalten, für die er allerdings später mehr Geld verlangte, als ursprünglich vereinbart war. Dann kam das »Ave Maria« von besagtem Freund meines Vaters und danach ein Gospel-Chor. Alle fingen an zu swingen, zu wippen und zu tanzen. Selbst Lillys 81-jährige Oma und meine Mutter sind richtig abgegangen. Es war eine großartige, multikulturelle Atmosphäre. Die Mutter meiner Frau kommt ja aus Surinam. Es war einfach unglaublich emotional. Die Kameras von RTL und die Fotografen vom » OK ! «- Magazin bemerkten wir gar nicht mehr, das hat also auch gut funktioniert. Die gesamte Hochzeitsgesellschaft ist nach der Zeremonie ins Hotel gefahren. Und im Hauptsaal des »Badrutt’s Palace« fand dann das Dinner statt, dort, wo ich – am 30. Dezember des Vorjahres – meiner Lilly den Hochzeitsantrag gemacht hatte.
Lilly, in einem Hochzeitskleid von Carolina Herrera, streift mir andächtig den Ehering über
© picture-alliance / Frank May
Mein Trauzeuge Luis Garcia hielt die erste Rede. Er kannte die ganze Geschichte von Lilly und mir. Danach ergriff Lillys Onkel Medley das Wort. Und dann war ich an der Reihe. Ich hatte mir natürlich Gedanken gemacht. Wen erwähne ich? Wen spreche ich persönlich an? Ich hatte ja auch Ehrengäste von Franz Beckenbauer über Wladimir Klitschko bis hin zu Clarence Seedorf. Also habe ich den ein oder anderen persönlich begrüßt, bin aber in meiner Rede hauptsächlich bei einem Thema, nämlich der Liebe zu meiner Frau, geblieben, erzählte davon, wie wir uns kennengelernt, wie viele Höhen und Tiefen wir miteinander erlebt haben, und dass wir mit der Hochzeit unsere Liebe krönen wollen. Zwischen den einzelnen Dinner-Gängen unterhielt uns eine Jazzsängerin aus Philadelphia. Ihr Auftritt war das Hochzeitsgeschenk meines Trauzeugen Luis Garcia. Nach dem Essen sind wir geschlossen in den hoteleigenen Nachtclub und haben dort so richtig abgerockt. Eine riesige Torte wurde angeschnitten. Und natürlich eröffneten Lilly und ich den Abend mit dem ersten Tanz. Kein Walzer, sondern ein Merengue. Es wurde bis vier Uhr morgens gefeiert, getrunken, gelacht und getanzt. Danach bin ich mit Lilly und Elias hoch in unsere Suite. Der Kleine schlief in der Hochzeitnacht zwischen uns. Kein Witz! Das tut er immer, wenn er bei uns ist. Ich gehöre also zu den 80 Prozent der Ehemänner, bei denen in der Hochzeitsnacht nichts gelaufen ist. Wir haben einfach nur geschlafen. Glücklich, zufrieden und ein wenig komatös.
Am nächsten Mittag sind wir alle zum Brunch ins »El Paradiso«. Das ist ein Restaurant in den Bergen, das man nur mit einem Skilift erreichen kann, 2000 und noch paar Meter über dem Meeresspiegel. Leckeres Essen, ein atemberaubender Blick aufs Engadin, und natürlich ließen alle
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