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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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raus.« Sie schüttelte düster den Kopf und begann zu husten. »Danke. Vielen Dank.«
    Ich wollte gehen, doch sie hielt mich am Arm fest. »Sie vergessen aber nicht meine Kippen, ja?«
     
    Weder im Telefonbuch noch im Internet war ein Nightmare House verzeichnet. (Doch, eins, aber das stellte sich als Videospiel heraus.) Ich rief Ms. Baddiel an und hinterließ eine Nachricht, doch sie rief nicht zurück. Eileen murmelte geheimnisvoll etwas von einem»Kussprogramm«. Ich war wütend und frustriert. Sollte ich zur Polizei gehen und melden, dass meine Freundin vom Sozialdienst entführt worden war? Ich konnte mir die Gesichter vorstellen. Sollte ich an meinen Abgeordneten schreiben? Einen Anwalt einschalten? Dann wurde mir klar, dass vielleicht der Einzige, der uns helfen konnte, Mark Diabello war. Er würde wissen, was in solchen Fällen passierte; und er hatte ein Interesse daran, dass Mrs. Shapiros Haus nicht ohne ihr Einverständnis verkauft wurde.
    Seit unserer letzten Begegnung war ich ihm aus dem Weg gegangen und hatte seine Anrufe nicht erwidert. Es war nicht nur so, dass ich fand, er sei nicht mein Typ - ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich auch nicht sein Typ war und dass ich nur eine von Dutzenden von Frauen war, mit denen er in Ausübung seines Berufes schlief. Wahrscheinlich war er mehr an Canaan House interessiert als an mir. Trotzdem schluckte ich meine Befürchtungen herunter und wählte seine Nummer. Es klingelte nur einmal.
    »Hallo, Georgina.« (Anscheinend hatte er meine Nummer in seinem Handy.) »Schön, von dir zu hören.«
    Etwas an seiner Stimme erinnerte mich an ... Velcro. Ich errötete. Wenn ich ihn überredete, uns zu helfen, würden wir dann wieder im Bett landen? Und wollte ich das wirklich? Ich schob die heiklen Fragen beiseite.
    »Mrs. Shapiro ist verschwunden«, platzte ich heraus. »Sie ist in irgendeinem Heim, aber ich weiß nicht wo.«
    Er schien nicht überrascht zu sein. »Überlass das mir, Georgina. Wann sehen wir uns ...?«
    »Danke, Mark. Ich muss Schluss machen, es hat an der Tür geklingelt.«
     
    Doch noch bevor er sich wieder meldete, fand Mrs. Shapiro einen Weg, sich selbst mit mir in Verbindung zu setzen. Eines Tages, als ich im Canaan House nach dem Rechten sah, fand ich einen Brief auf der Fußmatte hinter der Tür. Beinahe hätte ich ihn zwischen all der Werbung übersehen. Es war ein gebrauchter Umschlag, der vorher an eine Mrs. Lillian Brown in Northmere House, Lea Gardens Close, adressiert war. Die Adresse war durchgestrichen, und Mrs. Shapiros Adresse stand daneben. Der Umschlag war leer bis auf die abgerissene Ecke einer Zeitung, auf der mit schwarzem Augenbrauenstift oder so was drei Worte geschrieben waren -
    HELFEN SIE MIR.
     

Teil 4
Kelbstoffe im häuslichen Bereich

26 - Die Gasbetonfestung
    Northmere House war kein Haus, sondern eine niedrige zweistöckige Anstalt, ein Zweckbau aus verputzten Gasbetonsteinen mit regelmäßigen quadratischen Fensterlöchern, die groß genug für die Belüftung, aber nicht groß genug für eine Flucht waren. Der Zugang ins Innere war nur durch eine Schiebeglastür möglich, die per Knopfdruck von einem Empfangstisch aus gesteuert und von einer strengen Frau mittleren Alters in Uniform bewacht wurde. »Kann ich Ihnen helfen?«, bellte sie. »Ich möchte Mrs. Shapiro besuchen.«
    Sie tippte etwas in ihren Computer und sagte, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden: »Sie darf keinen Besuch empfangen.«
    »Wie meinen Sie das, sie darf keinen Besuch empfangen? Das ist doch kein Gefängnis, oder?«
    Meine Stimme war ein bisschen schrill. Beruhige dich, sagte ich mir.
Einatmen -zwei - drei - vier...
»Das steht so in der Krankenakte. Kein Besuch.« »Aber warum nicht? Wer hat das zu entscheiden?« »Das entscheidet die Heimleiterin.« »Kann ich mit ihr sprechen?«
    Endlich sah sie mich an, mit einem kalten, gleichgültigen Blick.
    »Sie ist in einem Meeting.« Sie zeigte auf eine Reihe rosafarbener Polsterstühle an der Wand. »Wenn Sie wollen, können Sie warten.«
    »Und wenn ich mir ein bisschen die Füße vertrete, während ich warte?« Ich versuchte gelassen zu klingen, doch ich hatte solches Herzklopfen, dass meine Stimme zitterte.
    »Dann muss ich den Sicherheitsdienst rufen.«
    Durch ein Fenster im Eingangsbereich konnte man auf einen Innenhof sehen, ein Rechteck mit kurz gemähtem Rasen, gesäumt von einem Betonweg, der nirgendwohin führte, und vier Bänken, einer auf jeder Seite. Auf den Hof gelangte man durch

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