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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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wollte Mrs. Shapiro ins Heim stecken und sie zwingen, das Haus zu verkaufen. Sie wollte ein Gutachten von einem Damian bei Hendricks & Wilson erstellen lassen. Ich habe gehört, wie sie das gesagt hat.«
    Er setzte sich auf, plötzlich war sein Körper angespannt.
    »Das hättest du mir sagen sollen. Es ist ein altbekannter Trick. Alle Immobilienmakler haben ihre Kontakte bei den Behörden. So erfahren wir von Objekten mit Potenzial, bevor sie auf den Markt kommen - alte Leute, die ins Heim müssen, Nachlässe, Zwangsvollstreckungen. Vielleicht hat man schon einen Käufer, einen Investor oder Bauträger, der einen guten Preis für den Tipp zahlt.«
    Ich hatte Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Der schamlose rote Schlüpfer lag zerknäult unter dem Bettzeug. Dann fiel mir noch etwas ein.
    »Beim ersten Mal hatte die Frau einen Mann dabei. Vielleicht war er Bauunternehmer - ich glaube, sie zeigte ihm das Haus. Mit ihm muss sie danach telefoniert haben. Aber wenn ... was ist, wenn Mrs. Shapiro Familie hat?«
    »Sie machen einen Deal mit der Familie, Georgina - Bargeld, keine Fragen, die Familie kriegt sofort ihr Geld, und sie müssen sich nicht um das Haus kümmern. Es gibt immer jemanden in der Familie, der da mitmacht. Die Menschen - wie soll ich sagen ... in meinem Beruf sieht man meistens ihre schlimmsten Seiten.«
    »Aber ich verstehe nicht, warum die Familie da mitspielen sollte.«
    »Wenn der alte Vater oder die alte Tante ins Heim kommt, soll der Verkauf des Hauses die Heimkosten decken, richtig? Und fünfhundert Pfund die Woche oder mehr kann schnell das gesamte Vermögen verschlingen, auf das die Familie Hoffnungen gesetzt hat. Aber wenn das Geld weg ist, übernimmt das Sozialamt die Kosten für das Heim. Also besorgt man sich einen Gutachter, der ein falsches niedriges Gutachten erstellt. Er kriegt einen Anteil. Die Verwandten zahlen die Heimkosten, bis das Geld aus dem falschen Verkauf weg ist, und das Sozialamt übernimmt den Rest. Nach ein paar Monaten können sie das Haus zu seinem wahren Wert auf den Markt stellen, und die Differenz stecken sie ein.«
    Ich versuchte ihm zu folgen, aber da war nur ein Strudel aus Geldscheinen und Backsteinen, der mir durch den Kopf wirbelte. Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten.
    »Aber das ist Betrug.«
    »Du bist sehr unschuldig, Süße. Das gefällt mir.«
    Er küsste mich auf die Stirn, und plötzlich fühlte ich mich unbehaglich.
    »Du solltest lieber gehen. Ben kommt bald zurück. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass sie Familie hat.«
    Er bedachte mich mit einem Blick, als wüsste er, dass das mit Ben gelogen war, und griff nach seiner Unterhose - ein schickes schwarzes Lycra-Ding, das sich perfekt an seine männlichen Teile schmiegte, wie der hemmungslosen Frau vielleicht aufgefallen wäre - aber sie war nicht da; Georgie Sinclair war wieder zu Hause.
    »Dann zieht die Frau vom Sozialdienst die Sache vielleicht allein durch«, sagte er.
    »Du meinst, den Diebstahl?«
    »Wie man's nimmt. Aber sieh es mal aus ihrer Perspektive - im Sozialwesen werden sie nicht gut bezahlt, oder?« Er schob die Arme in sein Hemd. »Kaum Vergünstigungen. Und es ist ein ziemlich undankbarer Job. Dann plötzlich tut sich die Chance ihres Lebens auf. Wen bestiehlt sie schon? Eine Familie gibt es nicht. Die alte Dame braucht die Millionen nicht, sie braucht nur ein hübsches, sicheres,
    sauberes Heim. Warum nicht ihr helfen und dabei sich selbst helfen?«
    Ich war schockiert. »Sollte Sozialarbeitern nicht das Wohl der alten Leute wichtig sein?«
    Er lachte, ein kaltes Lachen. »Niemandem sind andere Leute wirklich wichtig in dieser Welt, Georgina.« Er knöpfte sich das Hemd zu. Die Kälte in seiner Stimme war wie der mineralische Nachgeschmack schwarzer Melasse.
    Plötzlich tat er mir leid. Der arme Mr. Diabello mit seinem geschmeidigen schönen Körper und dem geschmeidigen schicken Jaguar - verdammt zu einem Universum, in dem sich niemand um irgendwen kümmerte. Ich küsste sein Handgelenk, wo sich das schwarze Haar unter der gestärkten weißen Manschette kräuselte.
    »Ich dachte, ich wäre dir wichtig.«
    »Das ist etwas anderes. Du bist anders, Georgina.«
    Er beugte sich herunter und küsste mich so zärtlich, dass ich beinahe zu glauben anfing, dass er es am Ende vielleicht doch ernst meinte, und meine undisziplinierten Hormone begannen zu zwitschern. Dann hob er den Kopf, und ich sah, wie sich der Glanz in seinen Augen verdunkelte, von Gold zu Obsidian. »Nur mal so aus

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