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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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beiden aufgekommen, als sie sich vor vielen Jahren zum ersten Mal begegneten. Unwillkürlich musste ich wieder einmal staunen, wie beide es verstanden, nur über das Lachen, über Umarmungen und Gesten einander intensive Gefühle mitzuteilen. Auch unsere Kinder sahen dieser tiefen emotionalen Kommunikation zu, und es tat mir weh, dass die Zeit, die sie mit ihrer Urgroßmutter hatten verbringen können, so knapp bemessen war. Baracks Töchter hatten nur eine kleine Portion der wundervollen Energie dieser alten Dame mitbekommen, die sie hier zum ersten Mal erlebt hatten.
     
    Wieder zurück in England, musste ich mich erneut meinen beruflichen Herausforderungen stellen. Die Schwierigkeiten blieben, oft fühlte ich mich frustriert, weil ich keine bleibenden Veränderungen im Leben der Jugendlichen herbeiführen konnte. Wie wichtig war meine Präsenz? – dies fragte ich mich immer wieder. Was konnte ich wirklich bewirken?
    Immer häufiger wanderten meine Gedanken nach Kenia und zu meinen dortigen Möglichkeiten. Ich lebte nun seit über zwanzig Jahren auf einem anderen Kontinent, und nun steckte ich auch all meine Kräfte in die Jugendlichen dort, um etwas für sie zu erreichen. Wenn ich das Schicksal der europäischen Kinder mit dem der afrikanischen verglich, konnte ich feststellen, dass zumindest in England die meisten Jungen und Mädchen von einem öffentlichen sozialen Netz aufgefangen wurden. In Kenia existierte nicht annähernd etwas Vergleichbares. Eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen kämpfte in diesem Land unter schwierigsten Bedingungen darum, in einer Gesellschaft zurechtzukommen, die häufig nicht in der Lage war, Grundbedürfnisse zu erfüllen. Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker drängte es mich, in meine Heimat zurückzugehen.
     
    Meine Mutter lebte inzwischen in ihrer eigenen kleinen Wohnung in Bracknell. Neben ihrer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung war es mir gelungen, für sie eine kleine Halbinvalidenrente zu erwirken, mit der sie ihr Leben bestreiten konnte. Damit hatte meine Mutter mehr Freiheiten und konnte unabhängig von mir, aber immer noch in meiner Nähe, ihr Dasein allein gestalten. Ich war froh, dass sich somit ihre Situation stabilisierte. Einmal in der Woche verbrachte Akinyi die Nacht bei ihr, um mit ihrer Großmutter zusammen zu sein und um ihr Luo weiter zu verbessern.
    Obwohl ich nun wieder mehr Zeit für mich hatte, reichte sie dennoch nicht, um ein befriedigendes soziales Leben zu führen. Und auch die Situation mit Marvin hatte sich – trotz anhaltender Verliebtheit – nicht geändert. Einmal war er nach Bracknell gekommen, aber ohne Folgen. Mich bedrückte diese Nicht-Beziehung zunehmend, bis ich schließlich beschloss, dem Ganzen ein Ende zu machen. Eine Freundin kam mir dabei zu Hilfe. Monika, meine schwedische Nachbarin von gegenüber, hatte Marvin kennengelernt, als er mich in Bracknell besuchte, und äußerte sich ziemlich hart über unser Verhältnis.
    »Was ist das für eine Liebe?«, fragte sie. »Der Mann lässt dich Jahre warten …«
    »Aber das ist es ja«, unterbrach ich sie verdrossen. »Er lässt mich eben nicht warten. Er verspricht mir erst überhaupt nichts!«
    »Und warum ruft er dich dann ständig an? Er weiß doch, dass du in ihn verliebt bist«, fuhr sie fort. »Ich an deiner Stelle würde ihm sofort die Tür weisen!«
    »Ich hab’s ja versucht. Aber es klappt nicht. Er hört nicht auf mich, wenn ich ihm sage, er soll mich nicht mehr anrufen. Deswegen brauche ich deine Hilfe. Sag du es ihm.«
    »Wieso denn ich?«, fragte Monika schockiert. »Ich kenne ihn ja kaum.«
    »Eben deswegen! Vielleicht nimmt er dich ernst. Bitte, du musst es tun! Sonst sterbe ich!«
    »Sei jetzt nicht so theatralisch, Auma. Ich mache es. Aber nur weil ich sein Verhalten nicht akzeptieren kann. Fast sieben Jahre sind vergangen, seitdem ihr euch zum ersten Mal gesehen habt. Jetzt muss Schluss sein!«
    »Das meine ich ja!«, sagte ich erleichtert und umarmte meine Freundin. Ich gab ihr Marvins Nummer und schickte sie damit sofort nach Hause. Ich wollte nicht, dass sie länger blieb und vielleicht noch ihre Meinung änderte.
    Worüber Marvin und Monika am Telefon gesprochen hatten, erfuhr ich nie. Ich weiß nur, dass ich danach erst einmal nichts mehr von ihm hörte.
     
    Meine Rückkehr nach Kenia wurde immer konkreter.
    Das Wichtigste bei meinem Plan war die Suche nach einer gut bezahlten Arbeit. Obwohl Kenia ein Entwicklungsland ist, kostet ein

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