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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Gepränge kleinlicher Geister; auch war die Einfachheit des Anzuges nicht gesucht, sondern ergab sich aus wirklicher Geringschätzung einer Auszeichnung, die aus so gemeiner Quelle entspringt. Seine Gewänder waren bisweilen aus Wolle, bisweilen von gestreiftem Stoffe aus Yemen, und oft ausgebessert. Er trug einen Turban, denn er sagte, daß Turbane von Engeln getragen würden, und bei Anlegung desselben ließ er einen Zipfel zwischen den Schultern hinabhängen, was er als die Art bezeichnete, wie sie getragen würden. Er verbot das Tragen ganz seidener Kleider, erlaubte jedoch eine Mischung von Zwirn und Seide. Auch verbot er rothe Kleider und den Gebrauch goldener Ringe. Er selbst trug einen silbernen Siegelring, den gravirten Theil mit der Inschrift: »Mohammed, der Gesandte Gottes«, ganz nahe an der Handfläche. Er war sorgfältig rücksichtlich persönlicher Sauberkeit und nahm häufige Waschungen vor. In manchen Beziehungen war er Wollüstling. »Es giebt zwei Dinge in der Welt«, pflegte er zu sagen, »welche mich ergötzen, nämlich Frauen und Wohlgerüche. Diese zwei Dinge erfreuen meine Augen und machen mich inbrünstiger im Gebete.« Wegen seiner ungeheuern Reinlichkeit und des Räucherwerkes und der wohlriechenden Oele, welche er auf sein Haar verwendete, ging wahrscheinlich jene Lieblichkeit und jener Wohlgeruch von seiner Person aus, welchen seine Schüler für angeboren und wunderbar hielten. Seine Leidenschaft für das weibliche Geschlecht hatte auf alle Angelegenheiten Einfluß. Es wird erzählt, daß er sich, wenn er sich einer schönen Frauensperson gegenüber befand, beständig die Stirn glättete und das Haar ordnete, als wenn er ängstlich besorgt wäre, in vortheilhaftem Lichte zu erscheinen.
    Die Zahl seiner Frauen ist ungewiß. Abulfeda, welcher mit mehr Behutsamkeit als andere arabische Geschichtsschreiber berichtet, beschränkt sie auf fünfzehn, obschon manche sie bis auf fünfundzwanzig erhöhen. Bei seinem Tode hatte er deren neun, jede in einer besondern Wohnung, und alle in der Nähe der Moschee in Medina. Der Grund, welcher dafür angeführt wird, daß er sich eine größere Anzahl von Frauen als Anderen gestattete, war das angebliche Verlangen, ein Prophetengeschlecht für sein Volk zu gewinnen. Wenn dies in der That sein Wunsch war, so wurde er nicht befriedigt. Von allen seinen Kindern überlebte ihn nur Fatima, Alis Gattin, und auch diese starb kurze Zeit nach seinem Tode. Von den Nachkommen derselben saß außer ihrem ältesten Sohne Hassan keiner auf dem Throne der Kalifen.
    In seinen Privathandlungen war er gerecht. Er behandelte Freunde und Fremde, Reiche und Arme, Mächtige und Schwache mit Unparteilichkeit, und die gemeinen Leute liebten ihn wegen der Leutseligkeit, mit welcher er sie aufnahm und ihre Klagen anhörte. Von Natur war er reizbar, aber er wußte sein Temperament so zu beherrschen, daß er sogar in dem ungezwungeneren Verkehre des häuslichen Lebens freundlich und duldsam war. »Ich diente ihm seit meinem achten Jahre«, sagte sein Diener Anas, »und niemals hat er mich ausgescholten, obgleich mehrere Gegenstände von mir verdorben wurden.«
    Nun entsteht die Frage, ob er der gewissenlose Betrüger war, als welcher er dargestellt worden ist? Waren alle seine Gesichte und Offenbarungen vorbedachte Unwahrheiten, und war seine ganze Lehre und Handlungsweise ein Gewebe von Betrügereien? Bei Erwägung dieser Frage müssen wir uns zu Gemüthe führen, daß er für viele Ungereimtheiten, welche unter seinem Namen vorhanden sind, nicht verantwortlich ist. Viele von den Gesichten und Offenbarungen, welche als von ihm ausgegangene überliefert worden sind, sind unächt. Die ihm zugeschriebenen Wunder sind Erzeugnisse moslemischer Glaubensschwärmer. Ausdrücklich und wiederholt verwarf er alle Wunder mit Ausnahme des Korans, welchen er wegen seines unvergleichlichen Inhalts und der Art, auf welche derselbe zu ihm vom Himmel hernieder gekommen war, das größte aller Wunder nannte. Und hier müssen wir einige Bemerkungen über diese berühmte Urkunde Platz greifen lassen. Während eifrige Moslemen und manche der gelehrtesten Glaubenslehrer aus der angeblich unnachahmlichen Vortrefflichkeit der Schreibweise und des Inhaltes und aus Mohammeds zugestandener Ungelehrtheit Beweise für den göttlichen Ursprung desselben ableiten, so haben weniger fromme Kunstrichter denselben eine verworrene Masse von Schönheiten und Mängeln genannt und als ein Werk bezeichnet, in welchem

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