Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Innere, ausgenommen durch ein Fenster von ungefähr sechs Geviertzoll. Diese Einfriedigung, der größte Sammelplatz der Pilger, heißt Hadgira und enthält Mohammeds, Abu Bekers und Omars Gräber. Ueber dieser heiligen Einfriedigung erhebt sich eine hohe Kuppel, auf welcher sich eine vergoldete Kugel und ein Halbmond befindet. Wenn die Pilger dieselbe bei der Annäherung an Medina zum ersten Male erblicken, so begrüßen sie das Grab des Propheten mit tiefen Verbeugungen des Körpers und mit angemessenen Gebeten. Die wundersame, so lange für wahr gehaltene Erzählung, daß Mohammeds Sarg, ohne irgend eine Stütze in der Luft schwebe, eine Erzählung, welche christliche Schriftsteller durch die Annahme begründeten, daß er aus Eisen und in die Mitte von zwei Magneten gestellt wäre, ist eine läppische Erdichtung.
Die Moschee hat verschiedene Veränderungen erfahren. Zu einer Zeit wurde sie zum Theile bei einem fürchterlichen Ungewitter niedergeworfen und zerstört, aber vom ägyptischen Sultan wieder aufgebaut. Sie ist von verschiedenen Kalifen erweitert und verschönert worden und besonders von Waled I., unter welchem Spanien angegriffen und erobert wurde. Sie wurde ihrer ungeheuern Schätze durch die Wechabiten beraubt, als dieselben Medina einnahmen und plünderten. Jetzt wird sie, obschon bei vermindertem Glanze, durch die Sorgfalt von ungefähr dreißig Agas unterhalten, deren Oberhaupt Scheikh Al Haram, d. i. Oberhaupt des heiligen Hauses, genannt wird. Er ist die vorzüglichste Persönlichkeit in Medina Eine Wallfahrt nach Medina, obgleich sie für ein höchst frommes und verdienstliches Werk gehalten wird, ist den Mohammedanern nicht als eine Religionspflicht auferlegt wie die Wallfahrt nach Mekka, und hat in der neuem Zeit sehr abgenommen.
In Mekka und Medina werden nur Moslemen eingelassen, allen Andern ist der Eingang in diese den Mohammedanern heilige Städte verboten und kann nur in Verkleidung und mit großer Gefahr erlangt werden.
Mohammeds Person und Charakter. – Betrachtungen über seine prophetische Laufbahn.
Mohammed war nach den Erzählungen, welche durch Ueberlieferung von seinen Zeitgenossen auf uns gekommen sind, von mittler Statur, untersetzt und nervig und hatte große Hände und Füße. In seiner Jugend war er ungemein kräftig und behend, in der spätem Zeit seines Lebens neigte er sich zur Wohlbeleibtheit hin. Sein Kopf war umfänglich, schön geformt und saß schön auf dem Halse, welcher wie ein Pfeiler von der weiten Brust sich erhob. Die Stirn war hoch, an den Schläfen breit und von Adern durchzogen, welche bis zu den Augenbraunen reichten und aufschwollen, wenn er zornig oder in Begeisterung war. Er hatte ein längliches Gesicht, ausgeprägte und ausdrucksvolle Züge, eine Adlernase, schwarze Augen, gebogene Augenbraunen, welche fast zusammen gingen, einen breiten und biegsamem Mund, das Zeichen der Beredtsamkeit, sehr weiße, etwas auseinander stehende und unregelmäßige Zähne, schwarzes Haar, welches ohne Locke auf seine Schultern hinab wallte, und einen langen und sehr vollen Bart.
Seine Haltung war im Allgemeinen ruhig und gleichförmig; bisweilen erging er sich in Scherzen, aber häufiger war er ernst und würdevoll, obschon er ein Lächeln von einnehmender Lieblichkeit besessen haben soll. Seine Gesichtsfarbe war röther, als sie gemeiniglich bei Arabern ist, und in den Augenblicken der Aufregung und Begeisterung gewahrte man in dem Gesichte eine Glut und einen Glanz, welchen seine Schüler als übernatürliches Licht des Prophetenthums bezeichneten.
Seine geistigen Eigenschaften waren unbezweifelt außerordentlicher Art. Er hatte eine schnelle Fassungskraft, ein treues Gedächtniß, eine lebhafte Einbildungskraft und einen erfinderischen Geist. Da er der Erziehung wenig verdankte, so hatte er durch strenge Beobachtung den Geist angeregt und gebildet und ihn mit einer großen Mannichfaltigkeit von Kenntnissen rücksichtlich der Religionen ausgestattet, welche zu seiner Zeit Geltung hatten oder aus dem Alterthum überliefert worden waren. Seine gewöhnliche Unterhaltung war ernst und bündig, da sie von den unter den Arabern so beliebten Lehrsprüchen und moralischen Erzählungen überströmte; zu Zeiten war er feurig und beredt, und seine Beredtsamkeit wurde von einer musikalischen und wohl tönenden Stimme unterstützt.
In seiner Lebensweise war er mäßig und enthaltsam und ein strenger Beobachter der Fasten. Er huldigte nicht der Pracht im Anzuge, diesem
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