Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
reizt sie zum Ungehorsam und zur Gottlosigkeit.
Unter den Engeln niederen Ranges giebt es eine Classe, welche Moakkibat genannt wird. Von ihnen halten zwei über jeden Sterblichen Wache, einer zur rechten, der andere zur linken Hand, und nehmen Notiz von jedem Worte und von jeder Handlung. Am Schlusse jeden Tages fliegen sie mit einem geschriebenen Verzeichnisse zum Himmel empor und werden durch zwei ähnliche Engel am folgenden Tage ersetzt. Laut der mohammedanischen Sage wird jede gute Handlung vom Engel zur Rechten zehn Mal niedergeschrieben; wenn der Mensch eine Sünde begeht, so spricht derselbe wohlwollende Geist zum Engel auf der linken Seite: »Verziehe sieben Stunden, bevor du sie aufzeichnest; er kann sie vielleicht bereuen und beten und Vergebung erlangen.«
Außer diesen Engelgattungen predigte Mohammed den Glauben an geistige Wesen, welche Gins oder Genien genannt werden. Obschon dieselben gleichfalls aus Feuer geschaffen sind, so sind sie doch mit den Begierden und Schwachheiten der Kinder des Staubes behaftet. Von Wesen dieser Art, welche die Einöden der Wüsten oft zu ihrem Aufenthaltsorte machen, wurde Mohammed, wie wir gezeigt haben, nach seiner eigenen Angabe in dem einsamen Thale Al Naklah besucht.
Als der Engel Azazil sich empörte und fiel und Satan oder Eblis wurde, so behielt er noch die Oberherrschaft über diese niederen Geister, welche in Dives und Peri eingetheilt werden. Die ersteren sind wild und riesenmäßig, die letzteren zart und sanft und nähren sich von Wohlgerüchen. Es scheint, als wenn die Peri alle weiblichen Geschlechts wären, wiewohl über diesen Punct keine Klarheit herrscht. Von diesen eingebildeten Wesen sind, wie man vermuthet, die europäischen Feen abgeleitet. Außer diesen giebt es noch andere Halbgeister, die Tacwins heißen; es sind beflügelte weibliche Wesen von schöner Gestalt, welche Weissagungen aussprechen und die Sterblichen gegen die Angriffe und Ränke der bösen Geister vertheidigen.
Schwanken und Ungewißheit herrscht rücksichtlich der Eigenschaften, welche von Mohammed diesen halbhimmlischen Wesen zugeschrieben werden, da er seine Vorstellungen von diesem Gegenstande aus unterschiedlichen Quellen schöpfte. Seine ganze Lehre über diese Mittelgeister ist eine starke, obschon unscheidbare Vermischung des Glaubens und Aberglaubens der Hebräer, der Magier und der Heiden oder Sabäer.
Vom Glauben an den Koran.
Der Koran ist ein Buch, in welchem göttliche Offenbarungen enthalten sind. Nach dem moslemischen Glauben wurde in dem siebenten Himmel ein Buch aufbewahrt und das hatte sich dort von aller Ewigkeit befunden; in demselben waren alle Rathschlüsse Gottes und alle Ereignisse, die vergangenen, die gegenwärtigen und die zukünftigen, niedergeschrieben. Abschriften von diesen Verzeichnissen des göttlichen Willens wurden von dem Engel Gabriel in den niedrigsten Himmel hinabgebracht, und durch ihn Mohammed von Zeit zu Zeit und in einzelnen Stücken, wie es irgend einem Ereignisse oder Vorfalle angemessen war, offenbart. Da es die unmittelbaren Worte Gottes sind, so werden sie alle in der ersten Person gesprochen.
Von der Art und Weise, auf welche diese Offenbarungen von Schreibern und Schülern Mohammeds aufgezeichnet oder aufbewahrt und nach dessen Tode von Abu Beker gesammelt wurden, haben wir hinreichende Nachricht gegeben. Diese Sammlung bildet das bürgerliche, strafrechtliche und religiöse Gesetzbuch der Moslemen und wird von allen wahren Gläubigen mit der höchsten Ehrfurcht behandelt. Man setzt einen großen Stolz darein, daß man herrlich gebundene und verzierte Abschriften davon besitzt. Eine Aufschrift auf dem Deckel verbietet jedem, welcher unrein ist, dasselbe zu berühren, und es wird als Mangel an Ehrerbietung betrachtet, wenn man dasselbe beim Lesen unter dem Gürtel hält. Die Moslemen schwören bei dem Koran und ziehen Vorbedeutungen aus ihm, wenn sie ihn öffnen und die Stelle lesen, welche ihnen zuerst in die Augen fällt. Bei allen Irrthümern und Widersprüchen bleibt er ein Staunen erregendes Denkmal der Wüstengesetzgebung, vorzüglich wenn wir ihn als das Werk Eines und noch dazu eines ungelehrten Mannes betrachten.
Außer dem Koran oder dem geschriebenen Gesetze wurden noch viele Vorschriften und Aussprüche, welche zufällig von Mohammeds Lippen kamen, nach seinem Tode von Ohrenzeugen gesammelt und in ein Buch zusammengeschrieben, welches Sunna oder mündliches Gesetz genannt wird. Dieses wird von einer
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