Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
einer von meinen Dienern bat euch um Brod, und ihr verweigertet es ihm. Hättet ihr ihm zu essen gegeben, ihr würdet den Lohn von mir empfangen haben. Und Gott wird sagen: O Söhne Adams, ich bat euch um Wasser, und ihr gabt mir es nicht. Sie werden entgegnen: O unser Versorger, wie konnten wir dir Wasser geben, da wir sahen, daß du der Erhalter des Weltalls und dem Durste nicht ausgesetzt bist? Und Gott wird sprechen: Einer meiner Diener bat euch um Wasser und ihr gabt es ihm nicht. Hättet ihr es gethan, ihr würdet euren Lohn von mir erhalten haben.«]
Abgötterei jeder Art wurde streng verboten; sie war in der That das, was Mohammed am meisten verabscheute. Viele von den religiösen Gebräuchen jedoch, welche seit undenklicher Zeit unter den Arabern herrschten, an welche er sich von Kindheit an gewöhnt hatte, und die mit der Lehre von der Einheit Gottes nicht unverträglich waren, wurden noch beibehalten. Dahin gehört die Wallfahrt nach Mekka einschließlich aller an die Kaaba, an die Quelle Zem Zem und andere geheiligte Orte in der Nähe geknüpften Gebräuche, abgesehen jedoch von jeglicher Verehrung der Götterbilder, durch welche sie entweiht worden wären.
Der alte arabische Gebrauch, nach welchem beim Gebete eine Waschung stattfand oder demselben voranging, wurde aufrecht erhalten. Gebete zu bestimmten Stunden des Tages und der Nacht wurden wirklich vorgeschrieben; sie waren einfach in Form und Ausdruck und wurden mit gewissen Verbeugungen oder zu Zeiten mit gänzlicher Niederwerfung des Körpers und mit dem Gesichte nach dem Kebla oder Anbetungspuncte gewendet, unmittelbar an Gott gerichtet.
Am Schlusse eines jeden Gebetes wurde die folgende Stelle aus der zweiten Sure des Korans wiederholt. Sie soll in der arabischen Urschrift große Schönheit haben und wird auf goldene und silberne Schmucksachen wie auf Edelsteine, welche man als Schutzmittel gegen Zauberei und Krankheit trägt, gravirt. »Gott ist Gott! Es ist kein Gott außer ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen; er schläft nicht, noch schlummert er. Ihm gehört der Himmel und die Erde und Alles, was sie enthalten. Wer soll bei ihm Vermittler sein ohne seine Bewilligung? Er kennt das Vergangene und das Zukünftige, aber Niemand kann außer dem, was er offenbart, Etwas von seinem Wissen erfassen. Sein Thron ist über den Himmel und die Erde ausgespannt, und die Erhaltung Beider ist ihm keine Bürde. Er ist der Erhabene, der Mächtige!«
Mohammed war stets darauf bedacht, die Wichtigkeit und Wirksamkeit des Gebetes zu bekräftigen. »Engel«, sagte er, »kommen bei Nacht und Tag zu euch; hierauf steigen die der Nacht in den Himmel« und Gott fragt sie, wie sie seine Geschöpfe verließen. Wir fanden dieselben, sagen sie, bei ihren Gebeten und wir verließen sie bei ihren Gebeten.«
Die Lehren des Korans über die Auferstehung und das letzte Gericht waren denen der christlichen Religion in manchen Beziehungen ähnlich; aber sie wurden mit seltsamen, aus andern Quellen hergeleiteten Begriffen vermischt. Denn die Freuden des moslemischen Himmels, obschon theilweise geistig, wurden durch die sinnlichen Genüsse der Erde belastet und unter die unaussprechliche Reinheit und geistige Glückseligkeit des Himmels, welcher von unserm Erlöser verheißen ist, unendlich tief hinabgedrückt.
Dessenungeachtet hat die Schilderung des letzten Tages, wie sie in der einundachtzigsten Sure des Korans enthalten ist, Erhabenheit; sie muß von Mohammed beim Anfange seines Auftretens in Mekka als eine seiner ersten Offenbarungen gegeben worden sein. »Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Ein Tag soll kommen, wo die Sonne sich verhüllen wird und die Sterne vom Himmel fallen werden, wo die gebärenden Kameele werden verlassen und wilde Thiere sich zu Heerden vereinigen werden aus Furcht; wo die Wogen des Meeres brausen und die Seelen der Todten mit den Leibern sich wieder vereinigen werden; wo das Mädchen, welches man lebendig begrub, fragen wird, um welches Verbrechens willen wurde ich geopfert? und die ewigen Bücher werden aufgeschlagen liegen; wo der Himmel wie eine Pergamentrolle vergehen und die Hölle lichterloh brennen wird, und die Freuden des Paradieses werden offenbar werden. An diesem Tage wird jede Seele erfahren, was sie gethan hat. Wahrlich, ich schwöre euch bei den Sternen, welche sich schnell bewegen und im Glanze der Sonne sich verlieren, und bei der Finsterniß der Nacht, und bei dem Aufgange des Tages: das sind nicht die Worte eines bösen Geistes,
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