Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
das Gesetzbuch der neueren Juden oder die zwischen dem zweiten und sechsten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung veranstaltete Sammlung jüdischer Ueberlieferungen und Gesetze, welche die ganze Lehre und Wissenschaft der Juden, das göttliche und menschliche Recht enthält.] der Juden nachgeahmt, besonders seine seltsamen, obgleich häufig schönen Auslassungen über die Engel, die Propheten, die Erzväter und die guten und bösen Genien. Für den jüdischen Glauben hatte er frühzeitig Ehrfurcht eingesogen, da seine Mutter, wie verlautet, dieser Religion angehört hat.
Die im Koran niedergelegten Glaubenssätze wurden jedoch wesentlich auf die christlichen Lehren, welche im Neuen Testamente vorgetragen sind, in der Weise gegründet, wie dieselben Mohammed von den christlichen Sectirern Arabiens ausgelegt und in verdorbener Gestalt und in verfälschter Fassung mitgetheilt worden waren. Vor dem Erlöser Jesu Christo hatte er zwar die höchste Ehrfurcht und bezeichnete ihn als einen gottbegeisterten, ja als den höchsten Propheten, welcher vor ihm erschienen wäre, um das Gesetz zu reformiren; aber die Lehre von seiner Gottheit verwarf er als eine gottlose und die von der heiligen Dreieinigkeit rügte er als eine grobe Versündigung an der Einheit Gottes. Beide Glaubenssätze erklärte er für Irrthümer und Einschiebsel der Ausleger.
Die Anbetung der Heiligen und die Einführung von Bildern und Gemälden, welche sie darstellten, wurden als abgöttischer Abfall von dem reinen christlichen Glauben verdammt, und das waren eben die Grundsätze der Nestorianer, mit welchen Mohammed bekanntlich vielen Verkehr hatte.
Alle Gemälde, welche lebende Wesen darstellten, wurden verboten. Mohammed pflegte zu sagen, daß die Engel ein Haus, in welchem sich solche Gemälde befänden, nicht betreten möchten, und daß diejenigen, welche sie verfertigten, in der andern Welt zur Strafe an ihren Plätzen Seelen finden würden.
Die meisten von den milden Sittenlehren unsers Erlösers wurden dem Koran einverleibt. Häufiges Almosengeben wurde als eine gebieterische Pflicht eingeschärft, und das unabänderliche Gesetz von Recht und Unrecht, »Thue einem Andern, was du wünschen würdest, daß er dir thun sollte«, wurde für das sittliche Verhalten des Gläubigen gegeben.
»Handelt nicht ungerecht gegen Andere«, sagt der Koran, »und ihr werdet nicht ungerecht behandelt werden. Wenn ein Schuldner Schwierigkeit hat, seine Schulden zu bezahlen, so mag der Gläubiger warten bis es für ihn leicht ist, es zu thun; aber wenn er es zu Almosen überläßt, so wird es besser für ihn sein.«
Mohammed drang auf edle Redlichkeit und Aufrichtigkeit im Handel. »O Kaufleute!« sagte er gewöhnlich, »Falschheit und Betrug pflegen im Handel zu herrschen, sühnt ihn daher mit Almosen; gebet Etwas in Liebe zur Genugthuung; denn Gott wird durch Hinterlist im Handel erzürnt, aber Barmherzigkeit sänftiget seinen Zorn. Derjenige, welcher eine schadhafte Sache verkauft und den Schaden verheimlicht, wird den Zorn Gottes und die Verwünschungen der Engel herausfordern.«
»Benutze nicht die Noth eines Andern, um Dinge zu einem Opfer zu kaufen; erleichtere vielmehr seine Dürftigkeit.«
»Speise den Hungrigen, besuche den Kranken, und befreie den Gefangenen, wenn er ungerechterweise eingekerkert ist.
»Blicke nicht verächtlich auf deinen Nächsten; auch betritt nicht die Erde mit Uebermuth; denn Gott liebt nicht den Hochmüthigen und Ruhmredigen. Sei gemessen in deinem Schritte und sprich in einem gemäßigten Tone; denn die unangenehmste Stimme unter allen ist die Stimme von Eseln«. [Fußnote: Die folgenden Worte Mohammeds, welche von einem seiner Schüler aufbewahrt worden sind, scheinen durch Matth. 25, 35 – 42 an die Hand gegeben worden zu sein:
»Wahrlich! Gott wird am Tage der Auferstehung sagen: O Söhne Adams! Ich war krank, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden sie sagen: Wie konnten wir dich besuchen? denn du bist der Herr des Weltalls und bist frei von Krankheit. Und Gott wird erwidern: Wußtet ihr nicht, daß einer von meinen Dienern krank war und ihr besuchtet ihn nicht? hättet ihr diesen Diener besucht, es würde euch zur Gerechtigkeit gerechnet worden sein. Und Gott wird sagen: O Söhne Adams! Ich bat euch um Speise, und ihr gabt mir sie nicht. Und die Söhne Adams werden sprechen: Wie konnten wir dir Speise geben, da wir sahen, daß du der Erhalter des Weltalls und frei von Hunger bist. Und Gott wird sprechen: Solch
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