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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sondern eines Engels von Würde und Macht, welcher Allah’s Vertrauen besitzt und von den Engeln unter seinem Befehle geehrt wird. Auch ist euer Gefährte Mohammed kein Besessener. Er sah den himmlischen Boten im Lichte des hellen Horizontes und die ihm geoffenbarten Worte sind zu einer Ermahnung an alle Creaturen bestimmt.«
    Anmerkung. Zu Mohammeds Zeit hatten langwierige und heftige Streitigkeiten unter den Christen namentlich der morgenländischen Kirche den wahren Christenglauben vielfach verunstaltet. Parteien über Parteien waren entstanden, hatten einander verfolgt, verketzert und verdammt. Aus ihren, oft einander widersprechenden Ansichten hatte sich Mohammed seinen Begriff vom christlichen Glauben gebildet. Besonders die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit und der Gottheit Christi hatte die Kirche erschüttert und zur Bildung von allerlei Secten geführt. Da gab es solche, welche die Gottheit des heiligen Geistes leugneten, andere, welche behaupteten, daß Christus vor der Menschwerdung gänzlich Gott, während seines Wandels auf Erden aber gänzlich Mensch gewesen sei; zu ihnen gehörten die in Arabien zahlreich wohnenden Jacobiten. Die Nazaräer oder Nazarener, eine judenchristliche Secte betrachteten Christum als den Messias, der von einer Jungfrau durch den heiligen Geist geboren wäre und Etwas vom göttlichen Wesen besäße. Von diesen waren die Ebioniten wenig unterschieden. Sie hielten Christum für einen puren Menschen, für den größten Propheten. Sowol diese als die Nazaräer hatten in Arabien viele Anhänger. Schon dieser kurze Hinweis auf die Meinungen, welche Christen von Christo hatten, wird genügen, um Mohammed von wissentlicher und absichtlicher Gotteslästerung frei zu sprechen. Aus einer trüben Quelle kann man kein klares Wasser schöpfen, und ein Blinder kann einem Blinden den Weg nicht weisen.

Neuntes Capitel.
Spöttische Angriffe auf Mohammed und dessen Lehren. – Verlangen nach Wundern. – Verhalten Abu Talebs. – Gewaltthätigkeit der Koreischiten. – Mohammeds Tochter Rokaia; sie flieht mit ihrem Oheim Othman und einer Anzahl Bekenner nach Abyssinien. – Mohammed in dem Hause Orkham’s. – Feindseligkeit Abu Jahl’s (Dschahl); seine Strafe.
    Die größte Schwierigkeit, mit welcher Mohammed beim Antritte der prophetischen Laufbahn zu kämpfen hatte, war der Hohn der Gegner. Diejenigen, welche ihn seit seiner Kindheit gekannt, welche ihn als Knaben auf den Straßen Mekkas und nachher in allen gewöhnlichen Angelegenheiten des Lebens thätig gesehen hatten, spotteten über seine Annahme des apostolischen Charakters. Sie zeigten mit höhnischem Blicke auf ihn, wenn er vorüberging und riefen aus: »Sehet Abd al Motallebs Enkel, welcher das, was im Himmel vorgeht, zu wissen behauptet!« Einige, welche bei den geistigen Aufregungen und Verzückungen gegenwärtig gewesen waren, hielten ihn für wahnsinnig; Andere erklärten, daß er von einem Teufel besessen wäre, und Manche bezüchtigten ihn der Zauberei.
    Wenn er auf den Straßen ging, war er den Spöttereien, Schmähungen und Beschimpfungen ausgesetzt, welche der große Haufe gegen Leute überspannten Wesens und verrückten Geistes auszusprechen geneigt ist. Versuchte er zu predigen, so wurde seine Stimme durch abscheulichen Lärm und unzüchtige Lieder übertäubt; sogar Koth wurde nach ihm geworfen, wenn er in der Kaaba predigte.
    Auch war es nicht der rohe und unwissende Haufe allein, welcher ihn auf solche Art anfeindete. Einer seiner fürchterlichsten Gegner war ein Jüngling Namens Amru, und da er in der Folge eine hervorragende Rolle in der mohammedanischen Geschichte spielt, so möchten wir die Lebensverhältnisse und das erste Auftreten desselben dem Geiste des Lesers einprägen. Er war der Sohn einer mekkanischen Buhlerin, welche den Phrynen und Aspasien Griechenlands in bezaubernden Reizen gleichgekommen zu sein und Einige von den Vornehmsten des Landes unter ihre Liebhaber gezählt zu haben scheint. Als sie dieses Kind gebar, so nannte sie Mehrere aus dem Stamme Koreisch, welche gleiche Ansprüche auf die Vaterschaft hätten. Der Knabe sollte mit Aaß, dem Ältesten ihrer Anbeter, die meiste Aehnlichkeit haben, weshalb er durch einen Zusatz zu seinem Namen Amru, die Benennung Ibn al Aaß, der Sohn des Aaß, erhielt.
    Die Natur hatte ihre vorzüglichsten Gaben an diesen außerehelichen Sprößling verschwendet, um ihn gleichsam für den Schandfleck seiner Geburt zu entschädigen. Obgleich noch Jüngling, war er

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