Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Seite. »Sehet«, sagte er, »die Beschimpfungen, welche ihr durch Beherbergung dieser flüchtigen Koreischiten über euch gebracht habt. Ihr habt sie in eure Häuser aufgenommen und ihnen eure Güter gegeben, und jetzt wenden sie sich wider euch und mißhandeln euch. Sie möchten sich sogar in euren eigenen Häusern zu euren Herren machen; aber bei Allah, wenn wir nach Medina zurückkommen, so werden wir sehen, wer von uns der Stärkste ist.
Ueber diese aufrührerische Sprache wurde Mohammed geheime Botschaft gebracht. Omar rieth ihm zugleich, Abdallah aus dem Wege zu räumen; aber der Prophet fürchtete, dadurch die Rache der Verwandten und Anhänger des mächtigen Khazraditen zu reizen. Um keine Zeit zu Meuterei zu lassen, trat er, obschon es in der Hitze des Tages war, den Heimmarsch unverweilt an, setzte ihn die Nacht hindurch fort und machte erst am folgenden Mittage Halt, als die müden Krieger für Nichts als für Ruhe Sinn hatten.
Nach der Ankunft in Medina zog er Abdallah zur Rechenschaft wegen der aufrührerischen Ausdrücke. Dieser stellte sie völlig in Abrede und erklärte denjenigen, welcher ihn angeklagt hätte, für einen Lügner. Eine Offenbarung vom Himmel bestätigte jedoch die Anklage wider ihn und seine Anhänger. »Das sind die Leute«, sagt der Koran, »welche zu den Bewohnern Medinas sprechen, gebet den Flüchtlingen Nichts, welche bei dem Propheten Gottes sind, damit sie gezwungen werden, sich von ihm zu trennen. Sie sagen, wahrlich, wenn wir nach Medina zurückkehren, so wird der Würdigere den Geringeren von dort vertreiben. Gott fluche ihnen! Wie sind sie von der Wahrheit abgewendet!«
Einige Freunde Abdallahs, durch diese Offenbarung überführt, riethen ihm, den Propheten um Verzeihung zu bitten; aber er verachtete ihren Rath. »Ihr habt mich«, sagte er, »bereits überredet, diesem Manne mein Ansehen und meine Freundschaft zu widmen, und jetzt möchtet ihr haben, daß ich mich sogar unter seine Füße stellte.«
Nichts konnte ihn zu der Ueberzeugung führen, daß Mohammed nicht ein Götzendiener im Herzen und seine Offenbarungen nicht eitel Betrug und Täuschung wären. Er betrachtete ihn auf alle Fälle als einen furchtbaren Nebenbuhler, und suchte ihn auf jegliche Art zu beeinträchtigen und niederzudrücken. Dieser unversöhnlichen Feindseligkeit wird eine scandalöse Geschichte zugeschrieben, welche er über Ayescha, die Lieblingsfrau des Propheten, verbreitete.
Es war Mohammeds Gewohnheit, auf seinen Kriegszügen stets eine seiner Frauen zur Gesellschaft und Aufheiterung bei sich zu haben; sie wurde durchs Loos gewählt, und bei der letzten Veranlassung war das Loos auf Ayescha gefallen. Sie reiste in einer mit Gardinen verschlossenen Sänfte auf einem Kameele, welches von einem Diener geführt wurde. Als die Armee auf dem Rückmarsche aus Notwendigkeit Halt machte, so waren Ayeschas Diener erstaunt, die Sänfte leer zu finden. Bevor sie sich von ihrer Ueberraschung erholten, kam sie auf einem Kameele an, welches der junge Araber Safwan Ibn al Moattel führte. Da dieser Vorfall zu Abdallahs Kenntniß gelangt war, so posaunte er ihn nach seiner Rückkehr in Medina in alle Welt aus, indem er zugleich behauptete, daß Ayescha sich der Unkeuschheit mit dem jugendlichen Safwan schuldig gemacht hätte.
Diese Geschichte wurde von Hamma, der Schwester der schönen Zeinab, welche Mohammed neulich geehelicht hatte, begierig aufgegriffen und in Umlauf gesetzt, weil sie hoffte, ihrer Schwester durch den Fehltritt ihrer ärgsten Nebenbuhlerin Ayescha Nutzen zu schaffen; sie wurde auch von Mistah, einem Verwandten Abu Bekers, nacherzählt und von dem Dichter Hasan in satyrischen Versen besungen.
Es dauerte einige Zeit, bevor Ayescha von dem Scandal, der auf ihre Unkosten in Umlauf war, Kenntniß erhielt. Krankheit hatte sie nach der Rückkehr nach Medina an das Haus gefesselt, und Niemand wagte es, ihr zu erzählen, wessen sie beschuldigt wurde. Sie merkte indessen, daß der Prophet ernst und schweigsam war und sie nicht mehr mit der gewöhnlichen Zärtlichkeit behandelte. Nach ihrer Genesung erfuhr sie das ihr beigemessene Vergehen und betheuerte ihre Unschuld. Ihre Erzählung des Vorfalles ist folgende:
Die Armee hatte sich auf dem Heimzuge nicht weit von Medina gelagert, als in der Nacht Befehl zum Aufbruche gegeben wurde. Die Diener brachten wie gewöhnlich ein Kameel vor Ayeschas Zelt und zogen sich, nachdem sie die Sänfte auf den Boden gesetzt hatten, zurück, bis sie ihren Sitz
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