Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
denen sich Akrema, der Sohn Abu Zahls, und Amru, der Oheim von Mohammeds erstem Weibe Kadidschah, befanden, entdeckten eine schmale Stelle des Grabens und setzten, den Streitrossen die Sporen gebend, nebst etlichen ihrer Kameraden glücklich hinüber. Hierauf forderten sie die tapfersten Moslemen zu einem Zweikampfe heraus. Die Herausforderung wurde von Saad Ibn Moad, von Ali und mehreren ihrer Gefährten angenommen. Ali hatte einen harten Kampf mit Amru; sie fochten zu Pferde und zu Fuß, bis sie mit einander ringend in den Sand stürzten. Am Ende war Ali siegreich und erlegte seinen Feind. Das allgemeine Gefecht wurde mit großer Hartnäckigkeit geführt; Mehrere wurden auf beiden Seiten getödtet, und Saad Ibn Moad wurde schwer verwundet. Endlich räumten die Koreischiten den Platz und spornten die Pferde, um wieder über den Graben zu setzen. Das Roß des Einen von ihnen, nämlich Nawfal Ibn Abdallahs, sprang fehl; sein Reiter wurde im Graben mit Steinen geworfen und forderte die Moslemen auf, ihn mit edlern Waffen anzugreifen. Augenblicklich sprang Ali in den Graben und bald fiel Nawfal unter seinem Schwerte. Ali vereinigte sich nun mit seinen Genossen zur Verfolgung des retirirenden Feindes und verwundete Akrema durch einen Wurfspieß. Dieses Scharmützel wird mit dem Namen »das Treffen am Graben« beehrt.
Mohammed, noch unentschlossen, ob er eine regelmäßige Schlacht wagen sollte, entsendete Rucim, einen im Geheimen bekehrten Araber von dem Stamme Ghatafan, um die Lager der Verbündeten zu besuchen und unter ihnen auf schlaue Weise den Saamen der Zwietracht auszustreuen. Rucim begab sich zuerst zu den Koraidhiten, mit denen er in alter Freundschaftsverbindung stand. »Was ist das für Thorheit«, sagte er, »euch von den mekkanischen Koreischiten in ihre Streitigkeiten hineinziehen zu lassen. Bedenket, wie verschieden eure Lage von der ihrigen ist. Wenn sie unterliegen, so haben sie blos nach Mekka zurückzugehen, um sicher zu sein. Ihre Verbündeten aus der Wüste werden sich gleichfalls in die entfernte Heimath zurückbegeben, und ihr werdet zurückgelassen, um die ganze Hitze von Mohammeds und der Medinäer Rache zu ertragen. Bevor ihr also gemeinschaftliche Sache mit ihnen macht, so laßt sie sich verpfänden und Geißeln stellen, daß sie nicht eher abtreten wollen, als bis sie Mohammeds Macht gebrochen haben.«
Nun ging er zu den Koreischiten und zu dem Stamme Ghatafan, und warnte sie vor dem Vertrauen auf die Juden Koraidhas, da diese beabsichtigten, von ihnen Geißeln zu verlangen und sie in Mohammeds Hände auszuliefern.
Das unter den Verbündeten so listig gesäte Mißtrauen trug bald seine Früchte. Abu Sofian schickte am Freitage Abends den Koraidhiten den Befehl, sich am nächsten Morgen zu einem allgemeinen Angriffe bereit zu halten. Die Juden erwiderten, daß der folgende Tag ihr Sabbath wäre, an welchem sie sich in keine Schlacht einlassen könnten, zugleich weigerten sie sich, an irgend einer feindseligen Handlung Theil zu nehmen, wofern die Verbündeten ihnen nicht Geißeln gäben, daß sie ihnen bis ans Ende beistehen wollten.
Jetzt wurden die Koreischiten und Ghatafaniten von der Treulosigkeit der Koraidhiten überzeugt und aus Furcht, daß ihnen diese in den Rücken fielen, getrauten sie sich nicht, den beabsichtigten Angriff zu wagen. Während sie unthätig in dem Lager standen, brauste ein kalter Sturm daher, der überschwemmenden Regen brachte und Pestdünste aus der Wüste einherjagte. Ihre Zelte wurden umgeworfen; ihre Lagerfeuer wurden ausgelöscht; mitten in dem Aufruhr verbreitete sich das Lärmgeschrei, daß Mohammed das Ungewitter durch Zauberei erregt hätte und käme, sie mit seiner Macht zu überfallen. Alles war jetzt in panischem Schrecken und in Verwirrung. Da Abu Sofian alle Anstrengungen, die Ordnung herzustellen, vergeblich fand, so bestieg er in Verzweiflung das Kameel und gab Befehl zum Rückzuge. Die Verbündeten eilten mit Ungestüm von dem Schauplatze des Tumultes und Schreckens, die Koreischiten nach Mekka zu, die andern in ihre Heimath in der Wüste.
Abu Sofian, wüthend und gedemüthigt, schrieb an Mohammed einen Brief, in welchem er ihm Feigheit vorwarf wegen seines Verstecks hinter einem Graben, einem in arabischer Kriegführung unbekannten Dinge, und drohete, an einem künftigen Tage, wenn sie in offener Feldschlacht zusammen treffen würden, Vergeltung zu üben wie auf dem Felde von Ohod. Mohammed schleuderte eine Herausforderung zurück und
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