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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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prophezeihte, daß der Tag sich bereits nahe, wo er die Götzenbilder der Koreischiten in Stücke zerbrechen würde.
    Da die Angreifer verschwunden waren, so wendete sich Mohammed zur Rache an die Beni Koraidha, welche sich in ihre Burg eingeschlossen hatten und einer vieltägigen Belagerung widerstanden. Endlich, von Hungersnoth gequält, baten sie die Awsiten, ihre ehemaligen Freunde und Beschützer, um ihre Vermittelung. Die Letzteren ersuchten den Propheten, diesen Hebräern dieselben Bedingungen, welche er früher den Beni Kainoka auf des Khazraditen Abdallah Bitte gewährt hatte, zu bewilligen. Mohammed bedachte sich einen Augenblick und trug ihnen an, die Entscheidung ihres Schicksals dem Awsiten-Häuptling Saad Ibn Moad, anheim zu stellen. Die Koraidhiten gingen erfreut darauf ein, da sie wußten, daß er früher ihr Freund gewesen war. Demzufolge ergaben sie sich, an Zahl sieben hundert, und wurden in Ketten nach Medina geführt. Unglücklicherweise für sie betrachtete Saad ihre treulose Verbindung mit dem Gegner als eine Ursache der neulichen Feindseligkeit. Er litt noch an der Wunde, welche er im Treffen am Graben erhalten hatte, und in den Augenblicken des Schmerzes und Zornes hatte er wiederholt gebeten, daß sein Leben gefristet werden möchte, um die an den Koraidhiten genommene Rache zu sehen. Das war die Beschaffenheit seiner Gesinnungen, als er aufgefordert wurde, über ihr Schicksal zu entscheiden.
    Da er ein starker, fleischiger Mann war, so wurde er mit Mühe auf einen Esel gesetzt, durch ein ledernes Kissen gestützt und in seinem Sitze aufrecht gehalten, bis er an den Richterstuhl kam. Bevor er ihn bestieg, forderte er von allen Anwesenden einen Eid, daß sie bei seiner Entscheidung bleiben wollten. Die Juden leisteten ihn bereitwillig in der Erwartung eines günstigen Richterspruchs. Kaum war ihm auf den Richterstuhl hinaufgeholfen, als er die Hand ausstreckend die Männer zum Tode, und die Frauen und Kinder zur Sclaverei verurteilte, und ihr Vermögen zur Vertheilung unter die Sieger bestimmte.
    Die beklagenswerthen Juden wurden leichenblaß, aber da galt keine Appellation. Sie wurden an einen öffentlichen Platz geführt, der seitdem der Markt der Koraidhiten heißt. Daselbst waren große Gruben gemacht; in diese mußten sie einer nach dem andern hinabsteigen, ihr Fürst Hoyai Ibn Ahstab unter der Zahl, und wurden der Reihe nach hingerichtet. So wurde das Gebet Saad Ibn Moads um Rache an den Koraidhiten vollständig erhört. Er war Zeuge von der Hinrichtung der Männer, welche er verurtheilt hatte; aber so groß war seine Aufregung, daß seine Wunde von Neuem aufbrach und er kurz darauf starb.
    In der Burg Koraidha wurde eine große Menge Pieken, Speere, Harnische und anderer Waffen gefunden; die Ländereien waren mit Schafen, Rindern und Kamelen bedeckt. Bei Vertheilung der Beute erhielt jeder Fußsoldat ein Loos, jeder Reiter drei, nämlich zwei für das Pferd und eins für sich. Der fünfte Theil des Ganzen wurde für den Propheten bei Seite gelegt.
    Der in Mohammeds Augen köstliche Preis war Nihana, die Tochter Simeons, eines wohlhabenden und einflußreichen Juden, und das schönste Frauenzimmer ihres Stammes. Er nahm sie zu sich, und nachdem er sie zum Glauben bekehrt hatte, gesellte er sie zu seinen Gattinnen.
    Aber obgleich Mohammed für die Reize der israelitische Frauen so empfänglich war, so wurde er doch immer rachsüchtiger in seinem Grolle gegen die Männer, indem er nicht länger Vertrauen in die Verträge mit ihnen setzte und sie wegen der hinterlistigsten Anschläge auf sein Leben in Verdacht hatte. Moslemische Schriftsteller schreiben den Zaubereien jüdischer Hexenmeister eine lange und erschlaffende Krankheit zu, mit derer um diese Zeit behaftet war, und die jedem Heilmittel Trotz zu bieten schien. Sie beschreiben sogar das Mittel, durch welche sie erzeugt wurde. Es wurde, sagen sie, von einem jüdischen Schwarzkünstler aus den Gebirgen zubereitet, der dabei von seinen Töchtern, die auf gleiche Weise in dieser teuflischen Kunst erfahren waren, unterstützt wurde. Sie machten ein kleines Wachsbild von Mohammed; wanden rund um dasselbe Etwas von seinem Haare und stachen durch dasselbe eilf Nadeln. Hierauf machten sie in eine Bogensehne eilf Knoten und hauchten ihren Athem auf jeden, und nachdem sie die Sehne um das Bild gewunden hatten, warfen sie das Ganze in einen Brunnen.
    Unter dem Einflüsse dieses mächtigen Zaubers schwand Mohammed dahin, bis ihm sein Freund, der

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