Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
meisten wurde er ergriffen, als die jugendliche Tochter seines treuen Zeid ihm nahte. Er fiel ihr um den Hals und weinte in sprachloser Bewegung. Ein Nebenstehender drückte Erstaunen aus, daß er wegen eines Todes, der nach der Moslemenlehre nur ein Schlüssel zum Paradiese wäre, Thränen fließen ließe. »Leider!« entgegnete der Prophet; »das sind die Thränen der Freundschaft über den Verlust eines Freundes!«
Das Leichenbegängniß Jaafars wurde am dritten Tage nach der Ankunft der Armee vollzogen. In dieser Zwischenzeit hatte Mohammed seine Selbstbeherrschung wieder erlangt und war wiederum der Prophet. Mild verwies er der Menge die leidenschaftlichen Klagen und nahm dabei Veranlagung, eine der weltklügsten und tröstlichsten Lehren seines Glaubens derselben einzuprägen. »Weinet nicht mehr,« sagte er, »über den Tod dieses meines Bruders. Statt der zwei Hände, welche er bei der Vertheidigung der Glaubensfahne verlor, sind ihm zwei Flügel gegeben worden, um ihn in das Paradies zu tragen, damit er die endlosen Freuden, welche allen in der Schlacht fallenden Gläubigen gesichert sind, daselbst genieße.«
In Folge der Tapferkeit und des Feldherrntalentes, das Khaled in dem gefährlichen Kampfe entwickelt hatte, beehrte ihn Mohammed mit dem Namen »das Schwert Gottes«, durch welchen er nachher berühmt wurde.
Neunundzwanzigstes Capitel.
Absichten auf Mekka. – Abu Sofians Sendung. – Ihr Ergebnis.
Mohammed hatte durch Gewalt entweder der Waffen oder der Beredsamkeit über eine große Zahl der arabischen Stämme die Oberherrschaft erworben. Viele tausend Krieger standen unter seinem Befehle; Söhne der Wüste, die an Hunger, Durst und die sengenden Strahlen der Sonne sich gewöhnt hatten, und denen Krieg eher Vergnügen als Mühseligkeit war. Ihre Zügellosigkeit hatte er beseitigt, ihre Tapferkeit geregelt und sie der Ordnung unterworfen. Wiederholte Siege hatten ihnen Vertrauen auf sich selbst und auf ihren Führer eingeflößt, dessen Fahne sie mit dem schweigenden Gehorsam des Soldaten und dem blinden Feuereifer des Jüngers folgten.
Die Pläne Mohammeds erweiterten sich mit den Mitteln, und ein großes Unternehmen schloß sich jetzt seinem Geiste auf. Mekka, seine Geburtsstadt, der Wohnort seiner Familie mehrere Zeitalter hindurch, der Schauplatz seiner glücklichsten Jahre, war noch in den Händen seiner unversöhnlichen Feinde. Die Kaaba, der Gegenstand der Andacht und Wallfahrt für alle Kinder Ismaels, das Haus seiner frühsten Gottesverehrung, war noch durch die Sinnbilder und Gebräuche der Abgötterei entweiht. Die Fahne des Glaubens auf die Mauern seiner Geburtsstadt zu pflanzen, das heilige Haus von der Entweihung zu säubern, dasselbe der geistigen Anbetung des einen wahren Gottes zurückzugeben und es zum Vereinigungspuncte des Islamismus zu machen: das war jetzt das leitende Ziel seines Ehrgeizes. Der Friedensvertrag mit den Koreischiten war für jede militärische Unternehmung ein Hinderniß; aber einige zufällige Fehden und Scharmützel gaben bald den Vorwand zu der Beschuldigung, daß sie die Vertragsbestimmungen verletzt hätten. Die Koreischiten hatten diese Zeit her die schnell wachsende Macht der Moslemen achten und fürchten gelernt, und es lag ihnen am Herzen, die Streitigkeiten und Vergehungen einiger unbesonnener Personen auszugleichen und durch Ersatz zu sühnen. Sie bewogen sogar ihren Anführer Abu Sofian, als Friedensbotschafter nach Medina zu reisen, indem sie sich darauf stützten, daß er durch seine Tochter Omm Habiba einigen Einfluß auf den Propheten haben könnte.
Für diesen hochmüthigen Häuptling war es eine schmerzliche Prüfung, fast wie ein Bittender zu dem Manne zu kommen, welchen er als einen Betrüger verspottet und mit unvertilgbarer Feindseligkeit behandelt hatte; und sein stolzes Gemüth war zu noch weiterer Demüthigung verurtheilt, denn Mohammed würdigte ihn keiner Antwort, weil er von seiner Botschaft auf die Schwäche der Partei schloß und zum Kriege geneigt war.
Den Grimm unterdrückend bewarb sich Abu Sofian um Abu Bekers, Omars und Alis Vermittlung; aber sie alle tadelten und wiesen ihn ab, weil sie die geheimen Wünsche Mohammeds kannten. Zunächst war er nun eifrig bemüht, die Gunst Fatimas, der Tochter Mohammeds und der Gattin Alis sich zu sichern, indem er dem Mutterstolze durch die Bitte schmeichelte, daß sie ihren Sohn Hasan, ein Kind von sechs Jahren, seinen Fürsprecher sein ließe; aber Fatima antwortete stolz: »Mein Sohn
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