Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
jetzt in seinem Blüthenalter und war wegen großen Muthes und männlicher Schönheit berühmt. Ein anderer der beigesellten Officiere war der Dichter Abdallah Ibn Kawaha, der sich aber in den Waffen ebenso wie in der Dichtkunst ausgezeichnet hatte. Ein dritter war der Neubekehrte Khaled, der sich aus Begierde, die Aufrichtigkeit seiner Bekehrung durch das Schwert zu beweisen, als Freiwilliger dem Kriegszuge anschloß.
Zeid hatte den Befehl, schnell zu marschiren sowie die Stadt unvermuthet zu überfallen, die Bewohner zur Annahme des Glaubens aufzufordern und sie mit Milde zu behandeln. Frauen, Kinder, Mönche und Blinde sollten auf alle Fälle geschont, auch weder Häuser zerstört noch Bäume niedergeschnitten werden. Die kleine Armee rückte in dem vollen Vertrauen aus, über den Feind unversehens herzufallen. Auf dem Marsche erfuhren sie jedoch, daß ein weit überlegenes Heer Römer, oder vielmehr Griechen und Araber, gegen sie im Anzuge wäre. Es wurde ein Kriegsrath berufen. Einige waren dafür, daß man stehen bliebe und weitere Befehle von Mohammed abwartete; aber Abdallah, der Dichter, entschied sich für furchtloses Vorwärtsgehen, ohne die Stärke der Armeen zu berücksichtigen. »Wir fechten für den Glauben!« rief er; »wenn wir fallen, ist das Paradies unsere Belohnung. Vorwärts denn zum Siege oder zum Märtyrerthume!«
Alle empfingen einen Funken von dem Feuer oder richtiger von der Schwärmerei des Dichters. Bei Muta stießen sie auf den Feind und griffen ihn vielmehr mit Wuth als mit Tapferkeit an. In der Hitze des Gefechtes erhielt Zeid eine tödtliche Wunde. Das heilige Banner fiel aus seiner Hand, wurde aber von Jaafar ergriffen und hoch getragen. Die Schlacht drängte sich um ihn zusammen, denn das Banner war der Gegenstand des heißesten Streites. Er vertheidigte es mit verzweifelnder Tapferkeit. Die Hand, mit welcher er es hielt, wurde ihm abgehauen; er faßte es mit der andern. Auch diese verlor er; er umschlang es mit seinen blutenden Armen. Ein Säbelhieb spaltete ihm den Schädel; todt sank er auf das Feld nieder, die Fahne des Glaubens noch umklammernd. Abdallah, der Dichter, erhob das Banner zunächst, aber auch er fiel unter dem Schwerte. Khaled, der Neubekehrte, sah die drei moslemischen Führer hingestreckt, ergriff die verhängnißschwere Fahne und in seiner Hand blieb sie hoch erhoben. Seine Stimme brachte die wankenden Moslemen zum Stehen; sein gewaltiger Arm brach Bahn durch den dichtesten Haufen der Feinde. Wenn seine eigene Erzählung geglaubt werden kann, und er war derjenige, dessen Thaten keine Übertreibung bedurften, so wurden durch die Wucht der Schläge, welche in dem mörderischen Kampfe von ihm geführt wurden, neun Säbel in seiner Hand zerbrochen.
Die Nacht trennte die Kämpfer. Am Morgen erwies sich Khaled, welchen die Armee als ihren Feldherrn anerkannte, ebenso umsichtig, als er tapfer war. Durch Märsche und Gegenmärsche zeigte er seine Streitkräfte auf so vielen Standpuncten, daß die Feinde rücksichtlich ihrer Zahl getäuscht wurden und vermutheten, er hätte eine bedeutende Verstärkung erhalten. Bei seinem ersten Angriffe zogen sie sich daher zurück; ihr Rückzug wurde bald zur Flucht, auf welcher sie unter vielem Blutvergießen verfolgt wurden. Hierauf plünderte Khaled das Lager derselben, in welchem er große Beute fand. Unter den auf dem Schlachtfelde Erschlagenen wurde auch Jaafars Körper gefunden; er war mit Wunden bedeckt, aber alle befanden sich auf der Vorderseite. Aus Achtung vor seiner Tapferkeit und Verwandtschaft mit dem Propheten befahl Khaled, daß sein Leib nicht auf dem Platze begraben, sondern zu ehrenvoller Bestattung in Medina zurückgetragen werden sollte.
Bei der Rückkehr betrat die Armee, obgleich mit gewonnenem Gut beladen, die Stadt mehr wie ein Leichenzug als wie ein triumphirendes Heer, und wurde mit Freudengeschrei, in welches sich Klagen mischten, empfangen. Während die Leute sich am Erfolg ihrer Waffen ergötzten, trauerten sie über den Verlust dreier von ihren Lieblingsfeldherrn. Alle beklagten das Geschick Jaafars, der als entstellte Leiche in die Stadt zurückgebracht wurde, aus der sie ihn so frisch, in vollem Stolze kühner Männlichkeit, ein Gegenstand der Bewunderung für jeden Beschauer, hatten ausziehen sehen. Er hinterließ eine schöne Gattin und einen zarten Sohn. Mohammeds Herz wurde durch die Trauer derselben gerührt; er nahm das verwaiste Kind auf die Arme und benetzte es mit seinen Thränen. Aber am
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