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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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rief er Al Abbas mit einem Eide zu; – »wahrlich! dein Neffe führt ein gewaltiges Heer.« »Ganz so ist es«; erwiderte der Andere; »kehre denn um zu deinen Leuten, sorge für ihre Sicherheit und warne sie, sich dem Apostel Gottes zu widersetzen.«
    Abu Sofian eilte nach Mekka zurück, und nachdem er die Einwohner zusammen berufen hatte, erzählte er ihnen von dem mächtigen Heere, welches zur Hand wäre und von Mohammed angeführt würde, von den günstigen Bedingungen, die man im Fall ihrer Unterwerfung angeboten hätte und von der Nutzlosigkeit jeglichen Widerstandes. Da Abu Sofian in Bekämpfung Mohammeds und seiner Lehren die Seele gewesen war, so hatten seine Worte die augenblickliche Wirkung in einem Falle, welcher keine Wahl zu lassen schien, die Zustimmung zu erzeugen. Der größere Theil der Bewohner schickte sich daher an, ohne Widerstand von dem Einzüge des Propheten Zeuge zu sein.
    Indessen traf Mohammed, welcher nicht wußte, was für ein Widerstand ihm begegnen möchte, eine sorgfältige Vertheilung seiner Streitkräfte, als er sich der Stadt näherte. Während die Hauptmasse unmittelbar vorwärts marschirte, setzten sich starke Abteilungen über die Anhöhen auf jeder Seite in Bewegung. Ali, der eine ansehnliche Reiterei commandirte, wurde die heilige Fahne anvertraut, um sie auf dem Berge Hadjun (Haddschun) aufzupflanzen und sie dort zu beschirmen, bis der Prophet ankäme. Allen Führern wurden ausdrückliche Befehle gegeben, Nachsicht zu üben und in keinem Falle den ersten Angriff zu machen; denn es war das ernstlichste Verlangen Mohammeds, Mekka durch Mäßigung und Sanftmuth vielmehr zu gewinnen, als durch Gewaltthätigkeit zu unterjochen. Zwar sollten Alle, welche bewaffneten Widerstand leisten würden, nieder gehauen werden, aber Niemandem, der sich ruhig unterwürfe, sollte ein Leid widerfahren. Als einer der Hauptleute dies überhörte und in der Hitze des Eifers ausrief, daß »kein Platz heilig wäre am Schlachttage«, so bestimmte er augenblicklich einen kaltblütigeren Commandanten an dessen Stelle.
    Das Hauptcorps des Heeres rückte ohne Belästigung weiter. Mohammed, in ein Scharlachgewand gekleidet und sein Lieblingskameel Al Kaswa reitend, führte den Nachtrab. Jedoch nur langsam zog er weiter, weil die ungeheure Menge, welche sich um ihn herum drängte, seine Bewegungen hemmte. Nach seiner Ankunft auf dem Berge Hadjun, wo Ali die Fahne des Glaubens aufgepflanzt hatte, wurde für ihn ein Zelt aufgeschlagen. Hier stieg er ab, zog das Scharlachgewand aus und legte den schwarzen Turban und das Pilgergewand an. Einen Blick in die Ebene werfend, gewahrte er jedoch mit Kummer und Unwillen das Blitzen der Schwerter und Lanzen, und Khaled, welcher den linken Flügel commandirte, in vollem Gange des Gemetzels. Die Truppen desselben, aus arabischen, zum Glauben bekehrten Stämmen bestehend, waren durch Pfeile aus einer koreischitischen Abtheilung geneckt worden; hierauf fiel der feurige Krieger mit Schwert und Lanze in den dichtesten Haufen derselben; seine Mannschaften drängten ihm nach; sie schlugen den Feind in die Flucht; drangen mit ihnen vermischt durch die Thore Mekkas hinein, und Nichts als die schnellen Befehle des Propheten bewahrten die Stadt vor einem allgemeinen Blutbade.
    Als der Metzelei Einhalt gethan war und weiterer Widerstand sich nicht zeigte, so stieg der Prophet vom Berge hinab und näherte sich den Thoren; er selbst saß auf seinem Kameele, Abu Beker geleitete ihn auf seiner rechten Hand, und Osama, der Sohn Zeids folgte ihm. Die Sonne ging gerade auf, als er mit der Strahlenkrone eines Eroberers, aber mit dem Gewande und der Demuth eines Pilgers in die Thore seiner Geburtsstadt einritt. Er zog ein unter Wiederholung von Versen aus dem Koran, welche ihm in Medina geoffenbart worden sein sollen und die eine Vorherverkündigung dieses Ereignisses waren. Er triumphirte in dem Geiste eines religiösen Eiferers, nicht eines Kriegers. »Gotte«, sagte er, »gehören die Heere des Himmels und der Erde und Gott ist mächtig und weise. Jetzt hat Gott dem Apostel die Vision bestätigt, in welcher er sagte, ihr werdet gewißlich den heiligen Tempel von Mekka in voller Sicherheit betreten.« Ohne abzusitzen, begab sich Mohammed unmittelbar zur Kaaba, an den Ort seiner früheren Andachtsübungen, zu dem heiligen Hause der Anbetung seit den Tagen der Patriarchen, das er als den ursprünglichen Tempel des einen wahren Gottes betrachtete. Hier hielt er sieben Umgänge um das

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