Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
ist zu jung, um ein Fürsprecher sein zu können, und wider den Willen des Propheten Gottes kann keine Fürsprache Vortheil bringen.« Sogar seine Tochter Omm Habiba, Mohammeds Gattin, auf welche er wegen des Einflusses gerechnet hatte, trug zu seiner Demüthigung bei; denn als er sichs ausbat, sich in ihrer Wohnung auf eine Matte setzen zu dürfen, so legte sie dieselbe eiligst zusammen mit dem Ausrufe: »Das ist das Bett des Propheten Gottes und zu heilig, um der Ruheplatz für einen Götzendiener zu werden.«
Die Schale der Erniedrigung war zum Ueberlaufen voll, und in der Bitterkeit des Herzens verfluchte Abu Sofian seine Tochter. Er wendete sich wiederum an Ali und bat ihn um Rath in diesem trostlosen Zustande seiner Gesandtschaft. »Ich kann dir nichts Besseres rathen,« entgegnete Ali, »als deinerseits als das Oberhaupt der Koreischiten die Fortdauer deiner Beschützung zu versprechen, und dann in deine Heimath zurückzukehren.« »Aber meinst du, daß dieses Versprechen von irgend welchem Nutzen sein wird?« »Ich denke nicht«, entgegnete Ali trocken, »aber ich kenne auch keinen andern Bescheid.«
In Folge dieses Rathschlages begab sich Abu Sofian in die Moschee und gab rücksichtlich der Koreischiten die öffentliche Erklärung, daß der Friedensvertrag auf ihrer Seite treulich aufrecht erhalten werden sollte; hierauf kehrte er, durch das geringfügige Ergebniß seiner Sendung tief gedemüthigt, nach Mekka zurück. Mit Hohn empfingen ihn die Koreischiten, welche bemerkten, daß ohne Mohammeds Zustimmung die Friedenserklärung keinen Werth hätte.
Das dreißigste Capitel.
Ueberrumpelung und Einnahme Mekkas.
Jetzt rüstete sich Mohammed zu einem geheimen Kriegszuge, um Mekka durch einen Handstreich zu nehmen. Seine Verbündeten wurden aus allen Theilen nach Medina gefordert; aber keine Mittheilung wurde ihnen über das Ziel gemacht, welches er im Auge hatte. Alle nach Mekka führenden Straßen wurden versperrt, um zu verhindern, daß den Koreischiten irgend eine Nachricht über seine Bewegungen gebracht würde. Bei aller Vorsicht jedoch wäre das Geheimniß beinahe bekannt geworden. Unter seinen aus Mekka geflohenen Gläubigen befand sich ein gewisser Hateb, dessen Familie zurückgeblieben war, und die ohne Verbindungen und Freunde dastand, welche an ihrem Wohlergehen ein Interesse nehmen konnten. Hateb glaubte nun, unter den Koreischiten Wohlwollen für sie zu gewinnen, wenn er Mohammeds Pläne verriethe. Demnach schrieb er einen Brief, welcher die beabsichtigte Unternehmung enthüllte, und gab ihn einer Sängerin, die Sara hieß und eine haschemitische Sclavin war, zur Besorgung, und sie unternahm es auch ihn nach Mekka zu tragen.
Sie war bereits auf der Straße, als Mohammed von der Verrätherei Nachricht erhielt. Ali und fünf Andere wurden wohl beritten abgeschickt, um der Briefträgerin nachzusetzen. Bald holten sie dieselbe ein, doch umsonst visitirten sie ihre Person. Die Meisten von ihnen würden das Nachsuchen aufgegeben haben und zurückgekehrt sein, aber Ali hatte die Zuversicht, daß der Prophet Gottes weder sich irren, noch falsch berichtet sein könnte. Daher zog er den Säbel und schwur, daß er der Abgeschickten den Kopf abschlagen würde, wenn sie den Brief nicht vorwiese. Diese Drohung wirkte. Unter ihren Haaren zog sie den Brief hervor.
Als Hateb wegen seiner Treulosigkeit angeklagt wurde, so bekannte er sie; er schützte aber die Sorge vor, seiner verlassenen Familie Wohlwollen zu sichern, und die Ueberzeugung, daß der Brief unschädlich sein und den Plänen des Apostels Gottes keinen Eintrag thun würde. Omar verachtete seine Entschuldigungen und wollte ihm den Kopf abschlagen; aber Mohammed, welcher sich ins Gedächtniß rief, daß Hateb zum Schutze des Glaubens in der Schlacht von Beder brav gefochten hatte, ließ seine Entschuldigungen gelten und vergab ihm.
Mit zehntausend Mann brach der Prophet zu diesem wichtigen Unternehmen auf. Omar, welcher den Auftrag hatte, den Marsch zu regeln und die Lagerplätze zu bestimmen, führte die Armee durch einsame Gebirgspässe; er gestattete nicht das Blasen der Trompete oder etwas Anderes, was ihre Bewegungen verrathen konnte. Als sie auf dem Marsche waren, vereinigte sich mit Mohammed dessen Oheim Al Abbas, welcher mit seiner Familie aus Mekka heraus kam, um sich unter die Fahnen des Glaubens zu stellen. Huldvoll empfing ihn Mohammed, doch mit einer Anspielung auf seine Säumigkeit. »Du bist der letzte unter den Emigranten«, sagte
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