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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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herausfordernd. »Ich bin von Gott nicht als Dichter gesandt«, entgegnete Mohammed; »auch suche ich keinen Ruhm als Redner.« Einige seiner Anhänger nahmen jedoch die Herausforderung an, und ein Tintenkrieg folgte, in welchem sich die Tamimiten für überwunden erklärten. Ueber den Geist ihrer Ausforderung, über ihre Dichtkunst und über die freimüthige Anerkennung ihrer Niederlage war Mohammed so sehr erfreut, daß er ihnen nicht allein die Gefangenen auslieferte, sondern sie auch mit Geschenken entließ. Ein anderes Beispiel seiner Empfänglichkeit für die Reize der Dichtkunst wird in der Angelegenheit Caab Ibn Zohair’s, eines gefeierten mekkanischen Dichters, mitgetheilt. Dieser hatte ihn zum Gegenstand satyrischer Verse gemacht und war demzufolge unter den Geächteten gewesen; aber er war nach der Einnahme der heiligen Stadt geflohen. Caab kam jetzt nach Medina, um sich zu versöhnen; und als er sich Mohammed näherte, während er in der Moschee war: so begann er in einem Gedichte, welches unter den Arabern nachmals als ein Meisterstück berühmt wurde, den Ruhm desselben zu besingen. Mit besonderer Lobpreisung seiner Milde schloß er also: »Denn an dem Propheten Gottes ist unter allen Tugenden die Verzeihung von Beleidigungen diejenige, auf welche man sich mit der größten Gewißheit verlassen kann.« Von dem Verse gefesselt und von der Schmeichelei besänftigt, machte Mohammed des Dichters Wort zur Wahrheit, da er ihm nicht allein vergab, sondern auch den eigenen Mantel abnahm und ihn auf die Schultern desselben warf. Der Dichter bewahrte das heilige Gewand bis an seinen Todestag, und wies goldene Anerbietungen für dasselbe zurück. Der Kalif Moawyah kaufte es von den Erben desselben für zehn tausend Drachmen (gegen 1400 Thlr.) und fortan wurde es von den Kalifen bei Aufzügen und an feierlichen Tagen bis zum sechsunddreißigsten Kalifat getragen, wo es von Holâgu, dem tartarischen Eroberer, dem Kalifen Al Most’asem von dem Rücken gerissen und zu Asche verbrannt wurde.
    Während bei den arabischen Stämmen Stadt auf Stadt, Schloß auf Schloß den Glauben annahm und gegen Mohammed die Unterthanenpflicht erfüllte: so verharrte Tayef, die Burg der Thakefiten, halsstarrig in der Anbetung der berühmten Göttin Al Lat. Die Bewohner verließen sich auf ihre gebirgige Lage und auf die Festigkeit ihrer Mauern und ihres Castells. Aber obschon gegen eine Bestürmung gesichert, sahen sie sich von den Moslemen allmälig eingeschlossen und vom Verkehre abgeschnitten, so daß sie zuletzt über die Wälle nicht hinausgehen konnten, ohne angegriffen zu werden. Auf diese Weise bedroht und ermüdet, schickten sie Gesandte an Mohammed, um wegen des Friedens zu unterhandeln.
    Der Prophet nährte einen tiefen Groll wider diese hartnäckige und höchst abgöttische Stadt, welche ihn zu einer Zeit aus ihren Thoren getrieben, zu einer andern von ihren Mauern zurückgeschlagen hatte. Bekehrung und unbeschränkte Unterwerfung waren seine Bedingungen. Die Abgesandten versprachen, daß sie selbst den Islam annehmen wollten; aber sie erörterten die Gefahr, die Bevölkerung Tayefs durch die Forderung, dem alten Glauben zu entsagen, plötzlich aufzuregen. Für diese baten sie daher um die Erlaubniß, noch weitere drei Jahre ihre alte Göttin Al Lat verehren zu dürfen. Diese Forderung wurde entschieden zurückgewiesen. Nun baten sie zum wenigsten um einen Monat Aufschub, um die öffentliche Stimmung vorzubereiten. Dies wurde ebenfalls verweigert, weil jeglicher Götzendienst mit der Anbetung Gottes unverträglich wäre. Hierauf stellten sie das dringende Gesuch, von der Beobachtung der täglichen Gebete entbunden zu werden. »Ohne Gebet kann es keine wahre Religion geben,« erwiderte Mohammed. Kurz sie waren zur unbedingten Unterwerfung gezwungen.
    Abu Sofian Ibn Harb und Al Mogheira wurden nach Tayef abgeordnet, um Al Lat’s Bildsäule, welche aus Stein war, zu zerstören. Abu Sofian schlug an dieselbe mit einer Spitzaxt, aber indem er den Streich führte, fiel er auf das Gesicht nieder. Die Bevölkerung brach in ein Freudengeschrei aus, da sie dies für ein gutes Vorzeichen hielt; doch Al Mogheira zertrümmerte durch einen einzigen Schlag mit einem Schmiedehammer ihre Hoffnungen und das Standbild. Alsdann beraubte er sie der köstlichen Kleider, der Armspangen, des Halsbandes, der Ohrringe und andern Schmuckes von Gold und Edelsteinen, womit sie von ihren Verehrern bedeckt worden war, und ließ sie bei den Frauen von

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