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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
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getroffen hatte, konnte ich an seinem Gesicht und seinen merkwürdig abrupten Bewegungen erkennen, dass er in hohem Maße wusste, dass mein Mann erschossen und beerdigt worden war. Aber er sagte nichts dazu, und während er uns vom Bahnhof zu der neuen Bibliothek fuhr, überlegte ich, ob ich nicht über sein schlechtes Benehmen beleidigt sein sollte. Müsste er denn nicht sagen, dass es ihm leid täte, oder kondolieren, oder wenigstens berichten, dass er in der Zeitung von der schrecklichen Geschichte gelesen oder im Radio darüber gehört hatte. Ich war ihm nicht ernsthaft böse. Hätte er etwas dazu gesagt, hätte ich ohnehin nicht darauf zu reagieren gewusst.
    »Ich habe Ihre Texte von Anfang an gelesen! Ich habe wirklich dafür gekämpft, dass Sie Schriftstellerin des Monats bei uns werden!«, sagte er und blinzelte dreimal hintereinander kurz. »Danke?«, sagte ich. »Haben Sie schon entschieden, was Sie lesen wollen?«, fragte er. »Nicht ganz, ich sehe mir immer erst ein wenig das Publikum an.« »Ja, es ist ja immer ein bisschen spannend, wie viele an einem so schönen sonnigen Nachmittag überhaupt kommen, wahrscheinlich sind die meisten lieber im Garten«, sagte er. »Aber ich habe mich gefragt, ob Sie auch auf Wunsch hin lesen?« »Das kann gut sein«, sagte ich. »Vielleicht sind Sie nicht gerade begeistert darüber, aber es ist eine Erzählung, die vor zehn Jahren in einer Zeitschrift erschienen ist. Sie haben sie in keinem Ihrer Bücher veröffentlicht, vielleicht sind Sie also nicht gerade begeistert, aber ich finde sie fantastisch, also habe ich eine Kopie davon mitgenommen, ob Sie die lesen würden?« »Das klingt interessant«, sagte ich. Als er aufschloss und mir die Tür zur Bibliothek aufhielt, bemerkte ich das große Plakat an der Tür, das eine Veranstaltung bewarb, die vor drei Tagen stattgefunden hatte. Er folgte meinem Blick. »Ja, das war einer der Abende, die von der Bibliothek selbst organisiert werden, wir sind ja nur ein kleiner Verein, wir dürfen einen der Kellerräume verwenden.« Davon abgesehen war es eigentlich ein schönes Gebäude, durch und durch vom Schein der intensiven Sonne erfüllt. Als er hinter uns zusperrte, zeigte ich auf die Tür und sagte: »Wie sollen die Leute denn reinkommen, wenn ich fragen darf?« »Oh! Ja, das ist nur, weil die Bibliothek ja eigentlich geschlossen ist! Aber ich schicke Birthe nach oben, damit sie die Tür bewacht, ich glaube, sie ist unten und kocht Kaffee.« Ich erlebte das alles nicht zum ersten Mal. Er wies mich in ein kleines Büro, wo ich in einem tiefen Sessel Platz nahm und wartete. Ich konnte hören, wie sie diskutierten, wie viele wohl kämen und wie viel Kaffee gekocht werden müsse. Birthe kam herein und begrüßte mich, überreichte mir einen dicken Umschlag und ein Formular, das ich ausfüllen sollte. »Wir können das ja genauso gut gleich hinter uns bringen«, sagte sie, »dann erreichen Sie nachher Ihren Zug.« »Sollten Sie nicht eigentlich die Tür bewachen?«, fragte ich. »Ja, aber es steht schon jemand anders dort! Und es sind schon zwei Zuhörer gekommen.« Ich kannte diese Prozedur wie im Schlaf.
    Der Veranstalter kam herein und reichte mir die Kopie meiner alten Erzählung, ich sah sie mir nicht an, sondern füllte das Formular mit Personenkennziffer und Adresse aus und warf einen Blick in den Umschlag. Dort lag das Honorar in ordentlichen Scheinen. Das belebte mich. Ich legte den ausgefüllten Bogen auf den Schreibtisch, steckte die Fotokopie und das Kuvert in die Tasche und stand auf. Der Veranstalter zuckte zusammen, als ich im Flur an ihm vorbeiging. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Normalerweise kommen immer mindestens fünfundzwanzig.« »Ich gehe mal eben ein paar Minuten raus und schnappe frische Luft«, sagte ich. »Ach, Sie gehen rauchen?«, fragte er und zwinkerte. »Nein, ich gehe frische Luft schnappen.« Er zeigte auf eine Glastür am Ende des Korridors. »Sie können einfach da hinausgehen, aber lassen Sie die Tür nicht ganz zuschnappen, damit Sie nachher wieder hineinkommen.«
    Ich ließ die Tür hinter mir zuschnappen, ging eine Treppe hoch und befand mich auf der Rückseite des Gebäudes. Davor gab es Rasen, Skulptur und Schatten. Ein Kiesweg führte davon weg, als mündete er in einer Parkanlage.
    Ich trabte langsam dort entlang, sah mich um wie ein Verbrecher, lief schneller und schneller, vorbei an Bänken mit alten Damen, einem Spielplatz, einem Springbrunnen, jetzt war ich fast in der

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