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Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Titel: Das Leben, natürlich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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Vorsatz beweisen zu können, hat er Diane freie Fahrt gegeben. Jim hat sie persönlich angerufen, richtig? Das war natürlich Öl ins Feuer, und es hat heute auch mit reingespielt.«
    Bob schaute zum Fenster hinaus auf die kleinen Häuser, an denen sie vorüberfuhren. An vielen Türen hingen noch die Weihnachtskränze. »Stand im Shirley Falls Journal etwas darüber? Jim liest die Online-Ausgabe.«
    »Nein, das ist alles intern gelaufen, vermute ich. Und ehrlich gesagt – nun ja, Sie haben die Aussagen der beiden ja gehört, Mohamed und Abdikarim. Die Sache hat ihnen unheimlich zugesetzt. Ich weiß, das wissen Sie alles. Aber der Spruch heute könnte Signalwirkung für die US -Anwaltschaft haben. Einige von den Somali machen immer noch Druck, dass sie sich einschaltet.«
    »Oh, Gott!« Bob stöhnte kurz auf, sagte dann leise: »Verzeihung.«
    »Wofür?«
    »Dass ich den lieben Gott da mit reinziehe.«
    »Ich bitte Sie!« Sie sah ihn an und verdrehte die Augen. Dann fuhr sie weiter Richtung Stadt. »Gerry O’Hare war dagegen, dass die Staatsanwaltschaft aktiv wird, er hätte das heute gern verhindert. Er kennt Susan ja wohl von früher. Er fand, dass es reicht. Aber … « Margaret zog leicht die Schultern hoch. »Es gibt eben auch Leute wie Rick Huddleston vom Büro gegen Rassendiffamierung, und der wird bis zum Sanktnimmerleinstag nicht lockerlassen. Und ganz ehrlich, wenn es nicht Zachary wäre, würde ich auch nicht so schnell lockerlassen.«
    »Aber es ist Zachary.« Er hatte einfach das Gefühl, sie schon ganz lange zu kennen.
    »Ja.« Und nach einer Sekunde fügte Margaret mit einem Seufzen hinzu: »Oi.«
    »Haben Sie gerade ›oi‹ gesagt?«
    »Ja. Einer von meinen Exmännern war Jude. Ein paar seiner Ausdrücke habe ich übernommen. Er hatte viele davon auf Lager.«
    Sie fuhren an der Highschool vorbei, die Sportplätze waren schneebedeckt. Auf einer Anschlagtafel stand T IGERS MACHT DIE D RAGONS PLATT .
    »Haben Sie viele Exmänner?«, fragte er.
    »Zwei. Den ersten, den jüdischen, hab ich in Boston auf dem College kennengelernt. Wir sind heute noch befreundet, er ist ein feiner Kerl. Dann bin ich nach Maine zurückgekehrt und habe einen Mann von hier geheiratet, aber das hat nicht lange gehalten. Mit fünfzig schon zwei Scheidungen. Kein gutes Zeugnis für meine Glaubwürdigkeit.«
    »Finden Sie? Ich nicht. Für einen Hollywoodstar wären das Peanuts.«
    »Ich bin kein Hollywoodstar.« Sie bog in Susans Einfahrt. Ihr Lächeln war offen und verspielt und eine Spur traurig. »Schön, Sie zu kennen, Bob Burgess. Rufen Sie mich an, wenn ich etwas tun kann.«
    Zu seinem Erstaunen saßen Susan und Zach am Küchentisch, als hätten sie auf ihn gewartet. »Wir haben gehofft, du hast was zu trinken«, sagte Susan. In ihrem marineblauen Kleid wirkte sie erwachsen. Kompetent.
    »In der Reisetasche. Habt ihr nicht nachgesehen? Auf dem Weg vom Flughafen hab ich Whiskey und Wein besorgt.«
    »Ich hab’s mir gedacht«, sagte seine Schwester, »aber in diesem Haus wühlt man nicht in anderer Leute Sachen. Ich hätte gern einen Schluck Wein. Und Zachary auch.«
    Bob schenkte den Wein in Wassergläser. »Sicher, dass du keinen Whiskey willst, Zach? Du hast einen harten Tag hinter dir.«
    »Kann sein, dass mir schlecht davon wird«, sagte Zach. »Von Whiskey ist mir mal schlecht geworden.«
    »Wann?«, fragte Susan. »Wann in aller Welt soll das denn gewesen sein?«
    »Achte Klasse«, sagte Zach. »Du und Dad, ihr habt mich zu der Party bei den Tafts gehen lassen. Da haben sie alle getrunken wie die Wahnsinnigen. Draußen im Wald. Ich hab gedacht, Whiskey ist so wie Bier oder so, und hab ihn einfach reingekippt. Und dann musste ich kotzen.«
    »Ach, Liebling«, sagte Susan. Sie langte über den Tisch und streichelte ihrem Sohn die Hand.
    Zachary schaute sein Glas an. »Jedes Mal, wenn einer von diesen Fotografen mit der Kamera geklickt hat, hatte ich das Gefühl, ich werde erschossen. Klick, klick. Das war furchtbar. Deshalb hab ich das Wasser verschüttet.« Er sah Bob an. »Hab ich’s sehr schlimm vergurkt?«
    »Nichts hast du vergurkt«, sagte Bob. »Die Frau war eine dumme Nuss. Es ist vorbei. Vergiss es. Erledigt.«
    Die Sonne stand schon tief und schob eine schmale Klinge bleichen Lichts durch das Küchenfenster, die über ein Eck vom Küchentisch schnitt und dann schräg über den Boden. Gar nicht so übel, mit Schwester und Neffe hier zu sitzen und Wein zu trinken.
    »Sag mal, Onkel Bob, ähm, bist du in diese

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