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Das Leben und das Schreiben

Das Leben und das Schreiben

Titel: Das Leben und das Schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lässt sich von dem Mistkerl scheiden und bekommt das Sorgerecht für die Tochter, Klein Nell. Dick beginnt, sie zu verfolgen. Jane reagiert mit einem Unterlassungsurteil, diesem Dokument, das so nützlich ist wie ein Sonnenschirm bei einem Hurrikan, wie Ihnen viele misshandelte Frauen bestätigen können. Schließlich wird Richard, der Mistkerl, nach einem Zwischenfall, den Sie in anschaulichen und beängstigenden Einzelheiten schildern werden (vielleicht schlägt er sie öffentlich zusammen), festgenommen und wandert ins Gefängnis. Das alles ist die Hintergrundgeschichte. Wie Sie die einarbeiten und wie viel Sie davon einflechten, ist Ihre Sache. Jedenfalls ist das nicht die Situation, von der ich sprach. Die kommt jetzt.
    Nicht lange, nachdem Dick im städtischen Gefängnis eingesperrt wurde, holt Jane Klein Nell von der Kindertagesstätte ab und bringt sie zu einer Geburtstagsfeier bei einer Freundin. Dann fährt Jane nach Hause. Sie freut sich auf zwei oder drei seltene Stunden Ruhe und Frieden. Vielleicht lege ich mich ein wenig hin, denkt sie. Obwohl sie eine junge, arbeitende Frau ist, fährt sie zu einem Haus – in gewisser Weise verlangt das die Situation. Wie sie an das Haus kommt und warum sie den Nachmittag freihat, wird die Geschichte Ihnen verraten, und es wird sorgfältig geplant wirken, wenn Sie sich gute Gründe überlegen (vielleicht gehört das Haus ihren Eltern, vielleicht passt sie auf das Haus auf, vielleicht etwas ganz anderes).
    Als sie die Tür aufschließt, bekommt sie ein ungutes Gefühl, ohne dass sie den Grund dafür benennen kann. Sie redet sich ein, es seien nur die Nerven, eine Überreaktion nach fünf Jahren Hölle mit Mr. Charmebolzen. Was sollte es auch sonst sein? Dick sitzt schließlich hinter Schloss und Riegel.
    Bevor sie sich hinlegt, will sich Jane noch eine Tasse Kräutertee machen und die Nachrichten sehen. (Können Sie den Kessel mit kochendem Wasser auf dem Herd später noch verwenden? Wer weiß, vielleicht.) Die erste Meldung in der Nachrichtensendung Action News at Three ist ein Schock für sie: Am Morgen sind drei Männer aus dem Gefängnis entflohen, ein Wächter wurde dabei getötet. Zwei der bösen Jungs wurden kurz darauf wieder gefasst, der dritte ist jedoch weiterhin flüchtig. Die Namen der Gefangenen werden nicht genannt (wenigstens nicht in diesen Nachrichten), doch Jane, die in ihrem leeren Haus sitzt (was Sie inzwischen plausibel erklärt haben), weiß ohne jeden geringsten Zweifel, dass einer von ihnen Dick ist. Sie weiß es, weil sie inzwischen das unbehagliche Gefühl erklären kann, das sie beim Betreten des Hauses verspürte: der schwache, unaufdringliche Geruch von Vitalis-Haarwasser. Dicks Haarwasser. Jane sitzt im Sessel, die Muskeln gelähmt vor Furcht, unfähig aufzustehen. Und als sie Dicks Schritte die Treppe herunterkommen hört, denkt sie: Nur Dick würde dafür sorgen, dass er selbst im Gefängnis sein Haarwasser haben würde . Sie muss jetzt aufstehen, muss fortlaufen, aber sie kann sich nicht bewegen …
    Keine schlechte Story, was? Meiner Meinung nach jedenfalls, aber sie ist nicht unbedingt etwas Besonderes. Wie ich bereits am Anfang sagte, GESCHIEDENER EHEMANN SCHLÄGT (oder ERMORDET) EXFRAU steht jede zweite Woche in der Zeitung – traurig, aber wahr. Ich möchte jetzt von Ihnen, dass Sie für diese Übung das Geschlecht von Antagonist und Protagonist vertauschen , bevor Sie die Situation in Ihrer Erzählung ausarbeiten. In anderen Worten: Machen Sie die Exfrau zur Verfolgerin (vielleicht flieht sie nicht aus dem Knast, sondern aus einer Nervenheilanstalt) und den Mann zum Opfer. Erzählen Sie, ohne sich vorher etwas zurechtzulegen – lassen Sie sich von der Situation und der unerwarteten Umkehrung leiten! Ich bin überzeugt, dass Sie das spielend schaffen … aber nur, wenn Ihre Figuren glaubwürdig sprechen und handeln. Glaubwürdigkeit beim Erzählen kann viele stilistische Fehler ausbügeln, wie man bei hölzernen Prosa-Autoren wie Theodore Dreiser und Ayn Rand sehen kann, aber Lügen sind der große, nicht wiedergutzumachende Fehler. Lügner führen ein feines Leben, keine Frage, aber nur, wenn es um das Leben im Allgemeinen geht, nie unten im Dschungel der Textgestaltung, wo man immer nur ein verfluchtes Wort vor dem Zielfernrohr hat. Wenn Sie unaufrichtig über das berichten, was Sie wissen und fühlen, fällt alles in sich zusammen.
    Wenn Sie mit Ihrer kleinen Übung fertig sind, schreiben Sie mir auf www.stephenking.com und

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