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Das Leben Zimmer 18 und du

Das Leben Zimmer 18 und du

Titel: Das Leben Zimmer 18 und du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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irgendwann zurückkamen und ich schon bedauerte, wieder nach Hause fahren zu müssen, lud er mich tatsächlich noch auf einen Kaffee in seine Wohnung ein. Ein ganz scheußlicher Kaffee, türkisch, also aufgebrüht. Aber unkompliziert, wie ich wirken wollte, trank ich ihn natürlich mit einem Lächeln.
    Als wir dann nebeneinander auf dem Sofa saßen und uns unterhielten, spüre ich diese Magie zwischen uns immer deutlicher. Ich kann dieses Gefühl nicht wirklich fassen oder beschreiben, ich weiß nur, dass es da war – und dass es von Minute zu Minute stärker wird. Selbst jetzt noch, wo ich längst zu Hause bin.
    Und genau das ist auch die Frage, die mich unentwegt beschäftigt. Was genau bedeutet Zuhause noch? Warum fühle ich mich so fehl am Platz an jedem Ort, an dem er nicht ist?
    Ich fühle mich schuldig, allein wegen meiner Gefühle ihm gegenüber, sobald ich an David denke oder wir einfach nur im selben Raum sind. Aber trotz allem weiß ich auch, dass das keine absurde Idee ist oder eine Phase, die irgendeiner Unzurechnungsfähigkeit zuzuschreiben ist. Ich merke einfach, dass das alles sehr viel tiefer geht.
    Ich bin niemand, der einfach so einen geliebten Menschen hintergeht, deshalb war für mich immer klar, dass ich David niemals betrügen würde. Aber jetzt bin ich mittlerweile so weit, dass ich mich frage, ob man von Betrug sprechen kann, wenn ich mein Leben gar nicht mehr mit David plane, sondern mich an Bastians Seite sehe?
    Es tut mir so leid. So unendlich leid, diese Zeilen überhaupt geschrieben zu haben, und du bist der Erste, der sie liest. Aber es ist nun mal so, dass sie der Wahrheit entsprechen. Von dem Moment an, in dem ich Bastian in mein Leben gelassen habe, hat er einen Stellenwert angenommen, der mich durch all meine vorher so blassen Tage zu tragen scheint. Durch ihn bekommt alles plötzlich so viel Farbe. Das Verrückte dabei ist, dass allein die Gewissheit genügt, dass er existiert, dieser eine besondere Mensch. Allein diese Gewissheit ist es, die all die neuen Farben entstehen lässt. Ich muss nicht einmal bei ihm sein, ich muss nicht meinen Tag nach Bastian ausrichten – nein, ich bin nach wie vor ich, oder vielleicht sogar: mehr als jemals zuvor ICH. Aber die Gewissheit, dass es IHN gibt, lässt mich so stark werden und mit so viel Mut auf alle Dinge zugehen. Zu wissen, dass er für mich da ist wie ein Fels in der Brandung lässt mich plötzlich Möglichkeiten in Betracht ziehen, die vorher undenkbar gewesen wären.
    Ich habe einfach das Gefühl, dass Bastian und ich uns trotz vieler Gegensätze nicht ähnlicher sein könnten. Wir sind anders als die anderen. Wir passen uns nicht an und wir hören nicht auf das, was andere sagen. Wir hören nur auf uns und unsere Herzen. Bei allem, was wir tun.
    Ich weiß, dass ich es nicht zurücknehmen kann, wenn ich es erst einmal ausgesprochen habe, aber ja: ich liebe ihn. Ich habe ihn vom ersten Moment an geliebt. Plötzlich ist alles so klar. So so klar.
    Und gerade deshalb auch so so schwierig.
    Was soll ich nur tun? Ich kann es ihm doch nicht einfach so sagen, oder? Andererseits war ich vorhin auf der Rückfahrt so durch den Wind, dass ich einen riesigen Umweg über die Stadt gemacht habe, nur um meine Gedanken zu sortieren. Und mit jedem Kilometer, den mein Tacho zurücklegte, wurde ich ruhiger. Weil ich einfach wusste, dass es nichts gibt, wovor ich Angst haben muss, wenn ich mich auf das Schicksal verlasse. Und es ist einfach Schicksal. Verstehst du? Während dieser Fahrt wurde mir klar, dass ich nichts befürchten muss, wenn ich einfach nur dem folge, was mein Herz mir sagt, weil eben nur das das Richtige sein kann.
    Aber jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, in meinen vier Wänden und David draußen in der Garage herumwerkelt, fühle ich mich so unendlich schuldig. Ich zittere am ganzen Leib und weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich weiß, dass ich es niemals übers Herz bringen werde, ihn zu verlassen. Ebenso gut weiß ich aber auch, dass ich ihn nicht hintergehen kann. Niemals könnte ich das mit meinem Gewissen vereinbaren. Immerhin ist es doch auch sein Leben, das sich durch eine Entscheidung wie meine verändern würde.
    Ich weiß, es ist verrückt, sich überhaupt diese Gedanken zu machen, bevor ich überhaupt weiß, ob Bastian ebenso fühlt wie ich, aber irgendetwas sagt mir, dass es ihm genauso geht. Vielleicht weiß er es noch gar nicht? Vielleicht verdrängt er es aber auch einfach nur geschickter als ich?
    Oh, Hauke, so

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