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Das Leben Zimmer 18 und du

Das Leben Zimmer 18 und du

Titel: Das Leben Zimmer 18 und du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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weiß, vielleicht stimmt das sogar immer noch. Ich weiß es nicht.
    Ach, Hauke, es ist alles so kompliziert. Wahrscheinlich sitzt du gerade kopfschüttelnd über meinen Zeilen und fragst dich, was genau ich dir eigentlich mit all diesen konfusen Andeutungen sagen will. Die Wahrheit ist, dass ich es vermutlich selbst nicht weiß. Ich will einfach nur reden, das ist alles. Oder in diesem Fall: schreiben. Kaum jemand kennt mich so gut wie du. Kaum jemand weiß so gut wie du, wie sehr ich mich schon immer nach einem Menschen an meiner Seite gesehnt habe, der mich versteht. Jemand, der genauso tickt wie ich. Und gerade weil du es weißt, ohne dass ich es je ausgesprochen habe, weiß ich, dass du ein wirklicher Freund bist, Hauke. Und nach wie vor hoffe ich sehr, dass du irgendwann die Frau finden wirst, die deiner endlich würdig ist.
    Verstehst du, was ich meine? Genau hier liegt auch einer der tragenden Unterschiede. Du und ich, wir kennen uns mittlerweile seit sechs Jahren? Oder sieben? Wir konnten uns immer alles erzählen, du weißt teilweise Dinge über mich, die ich David nie anvertrauen konnte, ganz einfach, weil ich wusste, dass er sie nicht verstanden hätte. Trotzdem kam mir nie auch nur ansatzweise der Gedanke, mich in dich zu verlieben. Und dir geht es mit mir sicher genauso. Aber bei Bastian, bei Bastian ist alles anders. Manchmal glaube ich, dass es einfach Schicksal war, dass wir uns begegnet sind. All die Dinge, die passiert sind, als ich schon mit ihm abgeschlossen hatte. Unsere Wege haben sich einfach immer wieder gekreuzt, nicht nur in der Klinik, sondern auch, als ich dann am 28. März endlich entlassen wurde.
    Bastian war zu dem Zeitpunkt immer noch krank und wir schrieben uns täglich. Es verging kein Tag, an dem wir nicht voneinander hörten. Und was passierte, als ich nur ein einziges Mal mit meinem Vater einkaufen war? Da lief ich ihm vor dem Bäcker unseres Supermarktes über den Weg. Verrückt, oder? Ich wusste ja, dass wir nur zehn Minuten auseinander wohnen, aber dass wir dann auch noch zur selben Zeit am selben Ort sind?
    Auch das war Schicksal für mich, zumal ich da sehen konnte, dass er wirklich noch immer krank war und sich nur für ein frisches Brot aufgerafft hatte. Am liebsten hätte ich ihn einfach in den Arm genommen und getröstet.
    Aber im Grunde sind all diese Anekdoten nur die Einleitung zu meinem eigentlichen Problem. Ein Problem, das bisher zwar nur in meinem Kopf besteht, aber so real ist, dass ich das Gefühl habe, es anfassen zu können. Ein Problem, das mich heute mit voller Wucht in Beschlag genommen hat.
    Heute früh haben wir wie schon viele Male zuvor gechattet. Er sprach von seinen Hunden und ich von irgendetwas Belanglosem, das ich inzwischen wieder vergessen habe. Und plötzlich, ohne jede Vorankündigung, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, ihn dieses Mal beim Spaziergang mit seinen Hunden zu begleiten. Er weiß, wie sehr ich Hunde liebe und wie sehr ich mich auch darauf freue, wenn uns seine drei Wölfe begleiten, sobald wir erst mit dem Joggen anfangen. Aber dass ich sie schon vorher kennenlernen würde, damit hatte ich nun gar nicht gerechnet.
    Natürlich sagte ich sofort zu und nahm seine Einladung dankbar an. Um eins vor dem Wohnhaus, in dem er wohnt.
    Dazu muss ich sagen, dass ein weiterer Grund für seine Depression, abgesehen vom Tod seiner Frau, die Zwangsversteigerung seines Hauses war, die in derselben Woche stattfand, in der er auch seine Frau starb. Seitdem lebt er in einer Wohnung, während seine Hunde ihr Quartier in seinem Garten haben, in dem er ihnen ein tolles Häuschen mit Zwinger gebaut hat.
    Wo war ich stehengeblieben?
    Ach ja, um eins. Treffpunkt.
    Ich kam bewusst ein paar Minuten zu spät, damit er nicht durchschaut, wie sehr ich auf das Treffen hin gefiebert habe. Albern, ich weiß. Als er dann da stand und mich begrüßte, spürte ich gleich, dass etwas anders war als bei unserer letzten Begegnung. Ich war aufgeregt wie ein Schulmädchen vor ihrem ersten Date. Als wir dann gemeinsam zu den Hunden runtergingen, um sie anzuleinen, wuchs meine Anspannung ins Unermessliche.
    Mary, Max und Anton freuten sich natürlich unheimlich auf den Spaziergang, wie immer, nur dass dieses Mal zum ersten Mal ich mit dabei war.
    Ich bekam Mary, Bastian nahm Max und Anton. Gemeinsam gingen wir dann durchs Dorf zum Feldweg herunter. Ein wunderschöner Pfad, den man, wenn man das Dorf normal mit dem Auto durchquert, gar nicht sieht. Von Anfang an war ich

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