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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wieder nichts gesehen haben?
Wahrscheinlich sind wir die einzigen in der Stadt, die zwar stundenlang im Moor
rumtappen, aber die Absturzstelle nicht kennen.“
    „Ist doch egal“, sagte Tarzan.
„Wenn’s um höhere Ziele geht, kann ich meine Sensationslust bezähmen. Was wir
erlebt haben, davon lassen andere sich nichts träumen. Im übrigen sollten wir
uns allmählich auf die Socken machen. Oder habt ihr Funke vergessen?“
    „Willst du jetzt zu ihm hin?“
fragte Gaby.
    „Zu seiner Wohnung“, nickte
Tarzan. „Mal die Lage peilen und die Gegend erkunden. Was wir vorhaben, will
vorbereitet sein.“
    Sie bezahlten und brachen auf.
    In glühender Hitze radelten sie
zur Stadt zurück. Tarzan und Karl zogen beim Fahren die Hemden aus. Die nackten
Oberkörper kühlte der Wind. Klößchen getraute sich nicht. Er neigte zu
Sonnenbrand. Gaby konnte auf ihr T-Shirt beim besten Willen nicht verzichten.
Sie hatte schon zuviel Busen, obwohl sie gerade erst 13 geworden war.
    Funke wohnte in der
Bricheisen-Straße, wie sie von Lisa wußten. Das war hinter den Schrebergärten.
    Zweimal radelten die Kinder die
Straße entlang, vorbei an kleinen Grundstücken mit Gemüse- und Obstgärten und
bescheidenen Häusern. In den Gärten wuchsen hauptsächlich Küchenkräuter,
Kohlköpfe, Johannisbeer- und Stachelbeerbüsche. Man sah auch einige
Pflaumenbäume, die gut trugen. Aber natürlich waren die Pflaumen noch nicht
reif.
    In einer asphaltierten
Garageneinfahrt balancierte ein etwa 10jähriger Junge auf einem Skatebord
herum. Daß er schon lange übte, aber nicht sehr begabt dafür war, verrieten
seine Knie und Ellbogen: Sie waren verpflastert, als hätten sie keinen Fetzen
Haut mehr.
    In diesem Moment fiel der Junge
auf den Hintern, daß es knallte. Mit schmerzverzogenem Gesicht blieb er sitzen.
Als der Schmerz nachzulassen schien, ging Tarzan zu ihm hin und fragte, ob er
wisse, wo ein Herr Funke wohne.
    Der Junge wußte es. Es war das
schäbigste Haus — ein Stück die Straße hinunter. Zwei Autowracks ohne Räder
lagen im Garten — zehn Jahre alte Modelle, an denen der Rost sich sattfraß.
    Zum dritten Mal radelten die
Kinder an dem Haus vorbei.
    Es war flach und geduckt, als
schäme es sich seines verkommenen Aussehens. Von den Wänden war der Putz längst
gebröckelt. Eine Dachrinne hing herab. An den Fensterrahmen platzte die Farbe.
Aber hinter allen Scheiben waren Gardinen, so daß man nicht hineinsehen konnte.
    Aus den Augenwinkeln spähte
Tarzan hinüber. Nichts bewegte sich hinter den Gardinen. Niemand war im Garten,
die Eingangstür geschlossen. Das konnte bedeuten, daß Funke nicht zu Hause war.
Hatte er den Schatz an einen anderen Ort gebracht?
    An der Straßenecke hielten die
vier Freunde.
    „Was ist nun?“ fragte Klößchen.
„Wollen wir gleich nachsehen?“
    Tarzan schüttelte den Kopf.
„Ich bin dafür, daß wir systematisch vorgehen. Erstmal zu Funkes Kiosk am
Bahnhof und sehen, ob er dort ist.“
    Die anderen stimmten zu, und
sie fuhren los, ließen sich aber Zeit. Denn Oskar wurde müde. Er trottete nur
noch — hechelnd und mit hängender Zunge.
    Auf dem Bahnhofsvorplatz ging
es heute ruhig zu. Auch auf den Parkplätzen standen nur wenige Wagen. Funkes
Kiosk war den Kindern nicht bekannt, weil sie bisher nie darauf geachtet
hatten. Sie entdeckten ihn am Anfang einer Seitenstraße, die zu einem kleinen
Park führte. Der Kiosk hatte geöffnet. Funkes Rad lehnte an der Rückseite.
    Die vier Freunde machten in
gebührender Entfernung Halt. Es war besser, wenn sie von Funke nicht bemerkt
wurden. Tarzan ließ sich Karls Fernglas geben und blickte hinüber, hinter einem
geparkten Wagen verborgen.
    „Tatsächlich“, murmelte er,
„Funke sitzt in der Bude.“
    „Erstaunlich für jemanden, der
jetzt zu den reichsten Männern der Bundesrepublik gehört“, meinte Karl.
„Jedenfalls muß er sich dafür halten.“
    „Aber er darf’s nicht zeigen“,
erwiderte Tarzan. „Und wie lautet die Ganovenregel Nr. 1? Nach dem Coup
weiterleben wie vorher, als wäre nichts geschehen.“
    Tarzan sah, wie zwei Jungs —
die höchstens in seinem Alter waren, also 13 oder 14 — zum Kiosk gingen.
Niemand war in der Nähe. Trotzdem blickten sich die beiden argwöhnisch um,
bevor sie Geld durch das kleine Kioskfenster hineinreichten.
    Tarzan konnte erkennen, was sie
dafür erhielten: Eine Flasche. Aber in der war weder Limonade noch
Mineralwasser, sondern Schnaps.
    „Donnerwetter! Scheint zu
stimmen, was Lisa sagt. Er

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