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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Nase, schmale Lippen, gescheiteltes Haar, das im Strahlen des Heiligenscheins wie Gold glänzt.
    Er sieht aus wie … Nein, das kann nicht sein!
    Er sieht plötzlich aus wie die Ikone Jesu Christi auf dem Goldmosaik in der Hagia Sophia! Wie die Skizze in meinem Notizbüchlein …
    Wenn nur das viele Blut nicht wäre …

Kapitel 12
    In der Zelle des Abtes
21. Dezember 1453
Kurz nach vier Uhr nachmittags
    Mit einem erstickten Schrei schrecke ich aus dem Schlaf und fahre auf.
    Mein Kopf schmerzt. Sogar die Zähne tun mir weh. Mein Herz klopft. Mein Atem geht schwer. Mein Gesicht glüht.
    Dieses Gesicht …
    Ich werfe den gefalteten Zettel, den ich die ganze Zeit umklammert hielt, auf die Bettdecke und fahre mir mit beiden Händen über das Gesicht. Es ist feucht vom Schweiß. Habe ich Fieber? Meine Augen … Ich betrachte meine nassen Hände. Ich habe im Schlaf geweint.
    Dieses Gesicht, das mich in meinem Traum verfolgt hat … nur ein blasser Schemen … die Gesichtszüge kaum zu erkennen … aber so lebendig!
    Es hat mich verfolgt, hat mich eingeholt, hat mich zu Boden geworfen und hat sich wie ein Leichentuch über mich gebreitet!
    Was für ein Albtraum!
    Ich lasse mich ins Kissen zurücksinken, atme tief durch und wische mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
    Ein dumpfes Hämmern hallt durch die Abtei. Metall stößt auf Stein. Mit großer Wucht. Die Fundamente der Abtei scheinen wie eine Glocke zu schwingen.
    Ich halte den Atem an und lausche.
    Jetzt ist es wieder ruhig.
    Oder war es der Wind, der einen losen Fensterladen klappern ließ? Oder eine abgerissene Regenrinne, die den Schneemassen nicht standhielt? Oder eine Glocke des Campanile? Nein, das war es nicht. Es klang nach einem schweren Werkzeug, das mit großer Wucht gegen einen Steinquader prallt.
    Ich fasse mir an die glühende Stirn. Ja, ich glaube, ich habe Fieber. Eine Folge des Sturzes, der meinen ganzen Körper schmerzen lässt, der Verletzungen, der Erschöpfung? Oder eine Nebenwirkung des Haschischs, das Gil mich vorhin einatmen ließ? Dass das beigemischte Gift das Fieber verursacht haben könnte, daran will ich lieber nicht denken …
    Wie lange habe ich geschlafen?
    Der wolkenschwere Himmel hinter dem vereisten Fenster hat sich bläulich verfärbt. Es schneit noch immer in dicken Flocken, die im böigen Wind herumwirbeln. Die Abenddämmerung hat schon begonnen.
    Gil!, durchzuckt es mich. Wann ist er ins Tal hinuntergegangen? Wie lange braucht er, um in die Abtei zurückzukehren?
    Ich darf keine Zeit verlieren!
    Dann erinnere ich mich an den Zettel. Er ist ganz feucht und zerdrückt. Ich falte ihn auseinander und lese die griechischen Worte.
    Acheiropoieton. Mandylion.
    Das ist nicht die Handschrift in meinem Notizbuch, das Gil vorhin mitgenommen hat. Ich habe den Zettel nicht geschrieben. Aber wer sonst?
    Ich muss das Notizbuch zurückbekommen. Meine Notizen sind der Schlüssel. Zu dem, was in Konstantinopolis geschehen ist. Und zu dem, was hier in dieser verlassenen Abtei in den Abruzzen noch geschehen wird.
    Und da ist noch etwas: der Ring, der vorhin aus dem Büchlein fiel, als Gil darin blätterte.
    Ich setze mich auf, rutsche zur Bettkante und lasse mich auf den eiskalten Boden sinken. Auf allen vieren krieche ich unter das Bett.
    Nichts zu sehen.
    Mit ausgestrecktem Arm fahre ich über die unebenen Dielen. Staubflocken. Späne von den Holzscheiten im Kamin. Eine alte Ledersandale. Ich taste weiter. Nichts. Also lege ich mich flach auf den Boden. Dadurch kann ich den Bettpfosten erreichen.
    Da ist er!
    Ich krieche zurück und richte mich auf, um den Ring im Schein des Feuers zu betrachten. Es ist ein goldener Ring mit einem eingravierten sechszackigen Stern. Es ist das Siegel Salomos.
    Verwirrt stecke ich mir den Ring an den Finger. Er passt.
    Eine Erinnerung überwältigt mich wie eine brandende Meereswoge, und ich habe das Gefühl, in den wirbelnden Gefühlen zu ertrinken.
    Wo bin ich? Ich hebe den Blick und lasse ihn über den Campo schweifen. Ich sehe in die entsetzten Gesichter, die zu mir aufschauen. Ein Auto da Fé auf dem Campo dei Fiori? Verwirrt blicke ich an mir hinunter. Ich trage ein mit Pech getränktes Büßergewand und stehe auf einem lodernden Scheiterhaufen. Meine Hände sind hinter mir um einen Pfahl gefesselt.
    Der Inquisitor lehnt sich über seine hölzerne Kanzel, von der aus er nach meinem Tod eine flammende Predigt halten wird. Er lauscht auf das brüllende Tosen des Feuers und das dumpfe Dröhnen der

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