Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Experiment

Das letzte Experiment

Titel: Das letzte Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
in den Fingern. Die ganz große Beute.»
    «Sie reden von den vierhundert Millionen Dollar, oder?»
    «Wir haben den Krieg nicht aus Geldmangel verloren, mein Freund. Gegen Ende des Krieges befand sich so viel Geld auf den Schweizer Konten der Reichsbank, dass das, was hier in Argentinien in den deutschen Banken ruht, im Vergleich dazu Kleingeld ist. In Zürich lagern Milliarden von Nazi-Dollar. Und alles, jeder letzte Cent davon, steht unter der Kontrolle der drei verbliebenen Bankiers hier in Buenos Aires. Zumindest so lange, wie sie am Leben bleiben.»
    «Ich verstehe.»
    «Für die Peróns stellt sich folgende Frage: Wie kriegen sie das Geld in ihre Finger? Kontrolle über die Züricher Konten auszuüben, erfordert die persönliche Anwesenheit wenigstens eines der drei Bankiers, der außerdem die unterzeichneten Vollmachten von Seiten der beiden anderen vorlegen muss. Doch welchem der drei können die Peróns vertrauen? Welchem vertrauen die beiden anderen Bankiers? Es gibt nämlich keine Garantie, dass derjenige, der nach Zürich fliegt, je wieder zurückkehrt. Und auch keine Garantie, dass er tut, was die Peróns von ihm verlangen, wenn er erst dort ist, das heißt, den Peróns die Kontrolle über die Gelder übereignen. So sitzen alle drei mehr oder weniger in der Klemme. Und an diesem Punkt komme ich ins Spiel.»
    «Sind Sie neuerdings Bankier, Otto?»
    Ich versuchte ihn anzusehen und mich so zu geben, als wären das alles Neuigkeiten für mich. Doch mein Treffen mit den von Baders und das Verschwinden ihrer Tochter Fabienne ließ nicht den geringsten Zweifel in mir, dass das Geld und das Verschwinden des Mädchens irgendwie in Zusammenhang standen.
    «Ich bin eine Art Regulierungsbehörde, könnte man sagen», erwiderte Skorzeny. «Sehen Sie, ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass die Peróns niemals auch nur einen Pfennig von diesem Geld sehen. Es ist mir gelungen, Eva recht nah zu kommen – hauptsächlich, weil ich einen Anschlag auf ihr Leben verhindern konnte. Na ja   …», er kicherte. «Es war gar nicht schwierig, zumal ich selbst derjenige gewesen bin, der den Anschlag gegen sie vorbereitet hat. Wie dem auch sei, seitdem hat sie mich ins Vertrauen gezogen.»
    «Otto», sagte ich grinsend. «Soll das bedeuten   …?»
    «Wir haben kein Verhältnis miteinander, falls Sie das meinen. Aber wie ich bereits sagte, Eva hört auf mich. Wer weiß schon, was daraus wird? Insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Präsident sich ständig mit jungen Dingern vergnügt.»
    «Aha? Wie jung?»
    «Dreizehn. Vierzehn. Manchmal noch jünger, behauptet zumindest Eva.»
    «Und Ihre Beziehung mit ihr – inwiefern könnte das von Bedeutung sein für das Geld auf den Schweizer Konten?», fragte ich.
    «So kann ich herausfinden, ob es den Peróns gelingt, einen der Bankiers nach Zürich zu schicken. Das muss ich unter allen Umständen verhindern.»
    «Sie meinen, Sie müssen jemanden töten. Einen der Bankiers. Oder vielleicht alle drei.»
    «Möglicherweise. Wie ich bereits sagte, das Geld wird nicht für alle Zeiten unter ihrer Kontrolle bleiben. Irgendwann wird es an gewisse Organisationen überall in Deutschland ausgeschüttet. Verstehen Sie – unser Plan lautet, das Geld zu benutzen, um der Sache des europäischen Faschismus wieder auf die Beine zu helfen.»
    «Unser Plan? Sie meinen den Plan der alten Kameraden, Otto? Den Nazi-Plan?»
    «Selbstverständlich.»
    «Und den Plan der Peróns zu durchkreuzen? Das klingt gefährlich, Otto.»
    «Das ist es.» Er grinste. «Und deswegen brauche ich jemanden bei der Geheimpolizei, der mir den Rücken deckt. Jemanden wie Sie.»
    «Angenommen, ich bin von der nervösen Sorte. Angenommen, ich will nicht mitspielen?»
    «Das wäre sehr schade. Zum einen, weil es bedeutet, dass niemand
Ihnen
den Rücken deckt. Abgesehen davon – mir vertraut Eva. Sie hingegen kennt sie kaum. Sollten Sie auf die Idee kommen, mich zu denunzieren, sind Sie derjenige, der verschwindet, nicht ich. Denken Sie gut drüber nach.»
    «Wie lange habe ich?»
    «Die Zeit ist um.»
    «Dann kann ich wohl schwerlich nein sagen, oder?»
    «So sehe ich das auch. Sie und ich – wir sind beide aus demselben Holz geschnitzt. Verstehen Sie – es war Eva, die mir von Ihnen erzählt hat. Von Ihrer kleinen Rede und dem Itaker. Dass Sie früher ein Polizist waren und dergleichen mehr. Dazu braucht es Eier. Perón wusste es zu schätzen, und ich tue es ebenfalls. Wir sind beide Einzelgänger, Sie und ich.

Weitere Kostenlose Bücher