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Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition)

Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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eingestand. Mit der Begründung, noch immer vergrippt zu sein, hatte sie seine Einladung für Silvester ausgeschlagen, obwohl sie sich schon deutlich besser fühlte. Stattdessen hatte sie bei ihren Nachbarn gefeiert. Cora war mit 43 Jahren, dreizehn Jahre nach der Geburt ihres Sohnes, noch einmal Mutter geworden. Sie hatte sich nach langem Hin und Her aus einer unglücklichen Ehe gelöst und einen neuen Freund gefunden. Marco war ein paar Jahre jünger als sie, weswegen sie überhaupt kein Verständnis für Hannas nagenden Zweifel hatte. Die beiden Frauen hatten, nachdem Mann und Kinder längst selig schlummerten, noch bis um drei zusammen in der großen Küche gesessen und Cava getrunken.
    »Na und, dann ist er eben jünger.« Cora verdrehte die Augen und zog heftig an ihrer Zigarette. »Da müssen wir in unserem Alter drüberstehen.«
    Hanna blickte zweifelnd.
    »Seine Frau war bildschön? Vergiss es. Die ist tot. Und im Übrigen: Seit wann hältst du dich für unattraktiv?«
    Hanna zuckte die Schultern.
    »Hanna, ich kenn dich nicht wieder.«
    Hanna stöhnte. »Wenn ich verknallt bin, bröckelt mein Selbstbewusstsein. Das war schon immer so.«
    »Ach, Süße«, sagte Cora. Und machte noch einen Sekt auf.
    Verflixter Theo, dachte Hanna. Da kam ihr die Spritztour heute gerade recht. Die Norddeutsche Tiefebene war, wie der Name schon suggerierte, zumindest in diesem Teil Deutschlands vollkommen platt. Links und rechts erstreckten sich endlose Felder, die sich im Sommer in leuchtend gelbe Teppiche aus blühendem Raps verwandelten. Jetzt, im Winter, war die Landschaft ein monochromes Stillleben in Schwarz, Weiß und Grau. Vereinzelt ragten einsame windschiefe Bäume auf, und lang gestreckte, buschige Wallhecken oder »Knicks«, wie sie hier genannt wurden, boten zahllosen Kleintieren ein Refugium.
    Die A7 führte Hanna in schnurgerader Linie nach Flensburg und von dort über die nahe dänische Grenze. Hanna lächelte bei der Erinnerung an ihre erste Grenzüberquerung. Damals hatte es hier noch ein Zollhäuschen mit Wärter und rot-weiß geringelter Schranke gegeben. Als Fünfjährige war sie damals furchtbar aufgeregt gewesen.
    »Wann sind wir denn in Dänemark?«, hatte sie die ganze Fahrt über gebohrt. Jenseits der Grenze hatte sie sich mit großen Augen umgeschaut.
    »Aber hier sieht es ja aus wie überall!«, hatte sie sich empört. Ihre Eltern lachten nur. Erst langsam entdeckte sie die Kleinigkeiten, die in Dänemark anders waren: die knallroten Würstchen, die hier »Røde Pølser« hießen, die bunten »Snøre«, vielfarbige spaghettiartige Schlangen aus Kaubonbon, auf die sie bald ganz versessen war, und die ulkige Sprache, die die Leute hier sprachen.
    Später, als Teenager, hatte sie festgestellt, dass die dänischen Jungs irgendwie süßer waren als die zu Hause. Das lag nicht nur an ihrem weichen, drolligen Akzent, wenn sie mit ihr sprachen, sie waren einfach netter, hatte Hanna gefunden. Den ersten Kuss hatte sie mit dreizehn von einem Niels aus Kopenhagen bekommen. Er hatte nach Salzlakritz geschmeckt.
    In Tønder fing es an zu schneien. Hanna beschloss, einen Stopp einzulegen, und verzehrte in Angedenken an ihre Jugend ein quietschrotes Hotdog. Sie ließ sich von dem kahl geschorenen Verkäufer extra viele Röstzwiebeln daraufhäufen und veranstaltete beim Verzehr eine Riesensauerei. Eine gute Stunde später war sie am Ziel angelangt. Das war die erste nachvollziehbare Etappe in Bergmans offizieller Biografie. Hier hatte er den Schnitt gemacht zwischen seinem alten Leben und dem neuen unter falschem Namen. Hier musste es jemanden gegeben haben, der um sein Geheimnis wusste. Und wenn sie sehr viel Glück hatte, lebte dieser Mensch vielleicht sogar. Die alte Klinik, in der Sven von Vries einst untergetaucht war, gab es nicht mehr. An ihrer Stelle erhob sich ein typischer gesichtsloser Komplex, der irgendwann in den 70er-Jahren entstanden sein musste. Die triste Betonfassade wirkte wenig einladend. »Manche Architekten hätten wirklich Strafe statt Bezahlung verdient«, murmelte Hanna.
    Der abweisende äußere Eindruck wurde von dem freundlichen Mann am Empfang mehr als wettgemacht. Obwohl sie sich nicht angemeldet hatte, genügte ein kurzes Telefonat, um den Weg zur Klinikleitung frei zu machen. Wie überall in diesem entspannten Land duzte der Mann die oberste Chefin. Gesiezt wird in Dänemark nur die Königin.
    Die Frau Direktor holte Hanna sogar höchstpersönlich ab.
    »Ich hab gerade ein bisschen

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