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Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition)

Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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beweisen können, dass Bergman eigentlich von Vries ist, vielleicht können wir dann zeigen, dass er nicht Bergman ist.«
    »Mir brummt der Schädel«, stöhnte Fatih. »Ich weiß nur eines, Anna hat doch gesagt, dass sie einen Beweis auftreiben wollte, nicht?«
    Hanna nickte langsam.
    »Sie wird wohl kaum gehofft haben, dass Bergman ein Geständnis ablegt. Das heißt, irgendwas muss bei ihm zu finden sein, mit dem wir ihn drankriegen können.«
    »Aber was könnte das sein?« Hanna kaute auf ihrer Unterlippe. »Anna hat ihn seit siebzig Jahren nicht gesehen. Woher sollte sie wissen, womit er sich heute noch verraten könnte?«
    Niemand hatte eine Idee.
    »Die Geschichte ist einfach zu wahnwitzig. Für eine Hausdurchsuchung reichen unsere Indizien bestimmt nicht«, mutmaßte Theo.
    Vielleicht nicht für die Polizei, aber für mich schon, dachte Fatih. Wohlweislich hielt er die Klappe. Er konnte sich gut vorstellen, was die anderen zu seinem Plan sagen würden.
    Donnerstag, 1. Januar 2009
    »Du hast ja ’ne Macke.« Selçuk stand vor dem Spiegel und stylte sich hingebungsvoll die blondierten Haare. Fatih lümmelte sich auf der Bettcouch seines Drummers und besten Kumpels. Er schlürfte ein Joghurtgetränk, das Selçuks Mutter ihm serviert hatte, und registrierte erfreut, dass sein Kater nachließ. Die Band hatte in einem kleinen Club im Schanzenviertel gespielt. Sie hatten ihre eigenen Kompositionen zwischen die Songs geschmuggelt und ansonsten gängigen türkischen Pop gecovert. Der Abend war ein Erfolg gewesen, aber jetzt brummte ihm der Schädel. Zu viel Bier.
    Er verdrehte die Augen.
    »Komm schon. Ich muss einfach irgendwie in dieses Haus reinkommen. Das bin ich Anna schuldig.«
    »Schön. Aber wie?«
    Fatih zuckte die Achseln. »Ach, irgendwie werde ich mich schon reinschmuggeln. Du lenkst sie ab, und ich schleich mich durch die Hintertür, oder so. Solche Häuser haben immer eine Hintertür«, sagte Fatih lässig.
    »Alter, das ist ein total idiotischer Plan. Nein, das ist überhaupt kein Plan, das ist einfach nur schwachsinnig!« Routiniert umrandete Selçuk seine Augen mit Kajal. »Solche schweinereichen Leute, die sind total misstrauisch. Da kannst du nicht einfach klingeln.« Er legte eine Schicht Puder auf sein Gesicht. »Du musst sie dazu bringen, dass sie dich einladen.«
    Fatih zuckte die Schultern. »Warum sollten die das tun?«
    Selçuk betrachtete zufrieden sein Spiegelbild. »Ich lass mir was einfallen, okay?«
    »Okay.« Fatih war zufrieden. Selçuk war der einzige schwule Türke, den er kannte, aber trotzdem. Auf jeden Fall war sein Freund zweifellos ein verdammtes Genie.
    Am übernächsten Tag war er davon nicht mehr so ganz überzeugt. »Was willst du denn damit?«
    Selçuk schwenkte einen leuchtend gelben Handzettel vor seiner Nase. »Fensterputzen – schnell, professionell – günstig: zwanzig Prozent Rabatt zum Jahreswechsel.« Darunter stand »Fensterservice Sunshine« und – Fatih glaubte es kaum! – seine persönliche Handynummer.
    »Ist doch klar, als Fensterputzer kommst du schon mal rein ins Haus. Und das Beste ist, die wollen was von dir.«
    »Und wenn nicht?«
    »Werden sie.« Selçuk grinste. »Siehst du, da steht ›Rabattaktion‹. Und eines weiß ich: Leute, die richtig Kohle haben, die sind immer hinter einem Rabatt her.«
    Sonntag, 4. Januar 2009
    Am nächsten Tag verteilten sie die Zettel im taktischen Umkreis von Bergmans Villa. Das war gar nicht so einfach, denn viele der Herrschaften hatten ihren Briefkasten hinter hohen Mauern versteckt. Zum Glück gehörte Bergman nicht zu dieser Sorte, und sie konnten ihren Zettel einfach einwerfen. Bei vielen andern mussten Selçuk und Fatih ihren gesamten Charme mobilisieren, zwei höfliche junge Männer in tadellosen Overalls, die Fatihs Mutter ihnen geborgt hatte. Nicht jeder ließ sie hinein, aber die Quote war nicht schlecht. Eine alte Dame wollte sie am liebsten auf der Stelle engagieren.
    »Meine Schwiegertochter kommt morgen zu Besuch, und die ist so furchtbar pingelig«, sagte sie.
    Selçuk zeigte bedauernd sein makelloses Gebiss. »Tut uns wahnsinnig leid, meine Dame, aber wir sind heute und morgen vollkommen ausgebucht.« Fatih konnte ob der geschliffenen Manieren seines wilden Drummers nur staunen.
    Sie bekamen den Auftrag für den übernächsten Tag. »Bis dahin werde ich einfach erkranken«, sagte die alte Dame listig. »Meine Schwiegertochter hat vor Viren noch mehr Angst als vor ein bisschen Schmutz.«
    »Warum

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