Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben
180 Grad ca. drei Stunden schmoren. Nach der Hälfte der Garzeit einmal wenden. Zwischendurch immer wieder mit dem ausgetretenen Bratensaft begieÃen.
Nach dem Ende der Garzeit die Gans aus dem Bräter nehmen, den Sud durch ein Sieb passieren, das Fett abschöpfen und mit Pfeffer und Salz abschmecken. Die Ãpfel aus der Gans nehmen, mit in die SoÃe legen und kurz aufkochen.
Dazu Knödel und Blaukraut. Nur riechen, nicht essen.
Elisabeth »Sisi« von Ãsterreich-Ungarn
1837 â 1898
Am späten Vormittag des 10. September 1898 betritt eine ganz in Schwarz gekleidete Dame ein Musikwarengeschäft in der Innenstadt von Genf. Mit einem dunklen Fächer versucht sie ihr Gesicht vor neugierigen Blicken zu schützen. Doch dem Geschäftsinhaber fällt sofort auf, dass die vornehme Frau älter wirkt, als sie in Wahrheit ist. Ein Hautausschlag hat ihr ausgemergeltes Gesicht entstellt, tiefe Falten zerfurchen ihre Stirn und ihre Wangen.
Die Frau ist auf der Suche nach einem Orchestrion, das Opernmelodien von Bizet, Verdi und Wagner abspielen kann. Das Musikgerät soll ein Geschenk für ihre Tochter sein, erzählt die Unbekannte freimütig. Der Geschäftsinhaber führt ihr ein entsprechendes Gerät vor und bittet die vornehme Kundin nach dem Kauf, sich in das Gästebuch des Ladens einzutragen. »Kaiserin Elisabeth«, schreibt die Frau mit dem groÃen Fächer auf Ungarisch in das Buch. Der Schweizer Inhaber der Musikalienhandlung ist der ungarischen Sprache nicht mächtig. Er wird erst später erfahren, dass die österreichische Kaiserin Sisi bei ihm den letzten Einkauf ihres Lebens tätigte.
Sisi ist zum Zeitpunkt ihres Aufenthalts in Genf 60 Jahre alt. Von ihrer einstigen, in ganz Europa bewunderten Schönheit ist nicht mehr viel geblieben. Zahllose Diäten und der anhaltende Schlankheitswahn der Kaiserin haben tiefe Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Seit Jahren ernährt sie sich nur noch von Milch, Eiern, Veilchen-Eis und dem ausgepressten Saft von rohem Kalbfleisch. Die Sehnsucht, ihre verblühte Schönheit wieder zu bekommen, treibt bisweilen bizarre Blüten: Auf manchen Reisen befindet sich im Hofstaat der Kaiserin auch eine Kuh, die Sisi stets mit hautpflegender, frischer Milch versorgt.
Während ihres Aufenthalts in Genf am 10. September 1898 wird die österreichische Kaiserin jedoch nur von ihrer Hofdame Irma Sztaray begleitet. Eigentlich ist Sisi inkognito im mondänen Hotel »Beau Rivage« am Ufer des Genfer Sees abgestiegen. Doch durch eine Indiskretion der Hotelleitung wird der Aufenthalt der 60-jährigen Kaiserin ungewollt publik. Die Gattin des österreichischen Kaisers Franz Josef I. macht sich zunächst nichts daraus. Nach dem Kauf des Orchestrions kehrt sie ins Hotel zurück und trinkt statt eines Mittagessens wie üblich ein Glas heiÃe Milch. Mehr Nahrung will sie ihrem Körper mittags nicht zumuten. AnschlieÃend lässt sie vom Hotelpersonal ihre Koffer packen und macht sich mit ihrer Hofdame Irma Sztaray zu Fuà auf den Weg zur Schiffsanlegestelle am Genfer See. Sisi hat eine Ãberfahrt nach Territet geplant, um von dort aus mit der Zahnradbahn nach Caux weiter zu reisen. Doch daraus wird nichts.
Als Sisi mit ihrer Hofdame den Quai de Montblanc zur Schiffsanlagestelle entlang schreitet, stellt sich ihnen plötzlich ein unbekannter junger Mann in den Weg. Der Mann heiÃt Luigi Lucheni und ist ein 25-jähriger Anarchist aus Parma. Eigentlich war der junge Italiener nach Genf gereist, um den Herzog von Orléans zu ermorden. Doch der hatte urplötzlich seine Reiseroute geändert, so dass sich Lucheni ein anderes Opfer suchen musste, um seinen Hass auf die Monarchie blutig zu demonstrieren. Die österreichische Kaiserin ist ihm am frühen Nachmittag des 10. September 1898 als Opfer ebenso willkommen. Mit einer spitz zugeschliffenen Feile sticht er am Quai de Montblanc ohne Vorwarnung auf Sisi ein. Mit einem verhaltenen Aufschrei sackt die 60-Jährige zusammen. Dass sie soeben schwer verletzt wurde, ist weder ihr noch ihrer Hofdame klar. »Was fühlen Majestät? Ist Ihnen nichts geschehen?«, fragt Irma Sztaray beunruhigt.
»Nein«, antwortet Sisi blass und steht wieder auf. »Es ist mir nichts geschehen.«
Sie glaubt, dass es der geflüchtete Attentäter lediglich auf ihre teure Uhr abgesehen hatte. Ohne dem Vorfall weitere Bedeutung beizumessen, eilt
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