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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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Gladbacher
Dächern. Die entscheidende Frage für die meisten Menschen war nur noch, ob der
Thronanwärter Prinz William samt Freundin Kate Middleton beim traditionellen
Musikfest auftauchen würde oder doch »nur« sein Vater, Thronfolger Prinz
Charles, der Mann, dem eh niemand mehr eine Chance auf den englischen Thron
einräumte.
    Captain Rawlings allerdings tat gerade, als ob die Queen persönlich
plane, samt Lieblingscorgis und ungezogenem Ehemann zielgenau mit dem
Fallschirm auf der Rasenfläche des Borussiaparks landen zu wollen.
    Das NATO -Musikfest war 1960 erstmals
anlässlich der Stationierung der britischen Truppen bei Rheindahlen
veranstaltet worden und fand seitdem alle zwei Jahre statt. Da Prinz William im
Jahr 2008 seine Flügel als RAF -Pilot verliehen
bekommen hatte, würde es passen, wenn er sich in diesem Jahr tatsächlich bei
der Truppe sehen lassen würde. Zudem spekulierte die englische Boulevardpresse
nach der zwischenzeitlichen Trennung und Versöhnung des jungen Paars darüber,
ob nicht in diesem Jahr eine Verlobung und im nächsten gar die Trauung anstehen
könnte. Daher wurde jeder Schritt genauestens beobachtet. Davon wusste
Kriminalhauptkommissar Becker freilich nichts, er war froh, wenn er die Prinzen
William und Harry auseinanderhalten konnte, und auch das klappte nicht immer.
    Er sah Rawlings an, der eine Art natürliche Überheblichkeit
ausstrahlte und jetzt zum Kern seines Interesses kam. Nicht nur, dass er die
Unterlagen über alle ausgebrannten Autos mit militärischem Hintergrund einsehen
und am liebsten in Kopie mitnehmen wollte, er hatte auch noch ein ganz
besonderes Anliegen. »Unter den Autos befindet sich ein ganz bestimmtes Modell.
In diesem Wagen gibt es ein besonderes Bauteil, das von rein militärischem
Interesse ist. Das würde ich gern mitnehmen, bevor Ihre Techniker es
untersuchen und vielleicht etwas, äh, kaputt machen.« Er lächelte schief.
    Becker setzte dem sein strahlendstes Lächeln entgegen und nickte.
Gerade fühlte er sich zum Befehlsempfänger degradiert. Trotzdem sagte er: »Ja,
Captain Rawlings, wir helfen natürlich gern.« Er deutete auf Stöffel. »Mein
Kollege wird Ihnen alle nötigen Unterlagen zusammenstellen und kopieren. Das
dauert natürlich, und wir haben ja auch noch andere Baustellen hier …« Rawlings
guckte irritiert, und Becker fuhr erklärend fort: »Also, andere Fälle, meine
ich. Deshalb ist es wahrscheinlich am besten, wenn wir Ihnen die Unterlagen
vorbeibringen, gleich morgen früh, okay?« Beckers Ton ließ erkennen, dass das
nicht wirklich als Frage gemeint war, und so kam es bei Rawlings auch an. Er
nickte knapp und sah Becker erwartungsvoll an. Der brauchte einen Moment, bis er
ergänzte: »Was dieses besondere Bauteil in dem ganz bestimmten Auto betrifft,
muss ich natürlich erst noch Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft halten, das
verstehen Sie sicher. Außerdem sind alle Autos oder das, was davon übrig ist,
derzeit in der Obhut unserer Kriminaltechniker, da gibt es natürlich auch
bürokratische Wege, die eingehalten werden müssen.« Er hielt Rawlings seine
ausgestreckte Hand hin. »Geben Sie uns morgen gleich Bescheid, um welches
Fahrzeug es sich handelt, dann geht das schon alles seinen Gang.«
    Rawlings übersah Beckers Hand und grüßte militärisch und ein
bisschen zu zackig. Becker imitierte die Geste halbherzig, wobei man für einen
kurzen Moment hätte meinen können, er zeige dem Captain einen Vogel. Rawlings
deutete ein Nicken in Richtung Stöffel an und verließ den Raum.
    Was für ein aufgeblasener Arsch, dachte Becker und sagte es im
nächsten Moment auch. »Was für ein aufgeblasener Arsch.« Stöffel lächelte
vielsagend, er ahnte, was jetzt kam. Becker stand auf und schob Stöffel die ganzen
Unterlagen zu den Autobränden rüber. »Gehen Sie die doch noch einmal in aller
Ruhe durch und lassen Sie mich wissen, wenn Ihnen dabei etwas auffällt.«
    Stöffel nahm den Stapel entgegen und feixte. »Zum Beispiel ein Auto
mit einem besonderen Bauteil?«
    Becker hob die Hände, als wollte er Stöffel segnen. »Zum Beispiel,
gute Idee. Und lassen Sie sich bloß Zeit. Die Briten werden schon nicht ihren
viel gerühmten Humor verlieren, wenn sie diese Unterlagen erst morgen
Nachmittag bekommen. Sie haben ja schließlich auch noch andere Dinge zu tun.«
    Stöffel verstand, dass Becker in diesem Fall auf die Einhaltung der
Dienstwege pochte; die deutsche Polizei war schließlich nicht der
Erfüllungsgehilfe für die

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