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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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nicht mal, was
Subjekt, Prädikat und was Objekt ist. Können die kein Deutsch? Das Einzige, was
klar ausgedrückt wurde, ist der Satz, dass sie nicht zahlen werden.«
    Rosenmair nickte. »Das Schlimme ist aber, dass die Versicherung mit
einer Klage gegen die Subunternehmer, sprich: Kolbich und Kollegen droht. Sie
behauptet, die Explosion sei durch deren fahrlässiges Verhalten ausgelöst
worden.«
    Larry kratzte sich am Kopf. »Meinst du, die kommen damit durch?«
    »Eine Versicherung wie die Capitol beschäftigt viele Juristen,
Kolbich und seine Kollegen stehen hingegen ziemlich allein da. So wie es
aussieht, konnten die sich nicht einmal eine Krankenversicherung leisten, ich
glaube kaum, dass sie an eine Rechtsschutzversicherung gedacht haben.«
    »Das ist nicht gut. Hoffentlich finden sich bald Beweise, dass sie
unschuldig sind.« Er bückte sich und streckte die Hand nach dem Hund aus.
»Erko, komm mal her.«
    Der Hund reagierte nicht. Larry raschelte mit dem Papier und hielt
es ihm hin, doch Erko zeigte keinerlei Interesse. Selbiges wurde auch durch
mehrmaliges Rufen seines Namens in verschiedenen Tonhöhen nicht geweckt. Larry
gab auf. »Was hat er denn?«
    Rosenmair zuckte die Achseln. »Ich weiß auch nicht, auf Erko hört er
jedenfalls überhaupt nicht.«
    Der Hund sah sie aufmerksam an und wedelte bei »überhaupt nicht«
freudig mit dem Schwanz.
    Larry beobachtete ihn eine Weile und kam schließlich zu dem Schluss:
»Der Hund ist ein Rock ’n’ Roller.«
    Wie zur Bestätigung gab Erko einen dieser zischenden Wuff-laute von
sich, die man mit einiger Phantasie als Bellen bezeichnen konnte.
    Larry nickte zufrieden. »Genau. Der braucht auf jeden Fall einen
Namen mit R. Die heißen doch immer irgendwas mit R: Rex, Rocky, Rudi …«
    »Rudi? Echt? Und war Rocky nicht ein Boxer?«, fragte Rosenmair
verwundert.
    Larry winkte ab. »Doch, glaub mir, Hundenamen mit R sind super.
Rin Tin Tin war richtig berühmt, und der Hund von Lucky Luke hieß Rantanplan …«
    »Und Lassie? Ist das etwa Chinesisch für Rassie?« Rosenmair wurde
albern, aber Larry suchte immer noch nach Hundenamen mit R.
    »Äh, Roxy, Rolf, Rammstein …«
    »Du kennst ernsthaft einen Hund, der Rammstein heißt?«
    Jetzt hatte Larry wieder Oberwasser. »Ich kenn sogar eine Band, die
Rammstein heißt.«
    Rosenmair schloss kurz die Augen. »Das wiederum hatte ich fast
befürchtet.« Er öffnete sie wieder, und sein Blick fiel auf den Fernseher. »Na
endlich, er hat aufgehört.«
    Larry drückte wie automatisch auf die Stummschalttaste. Man hörte
noch den letzten Satz des Reporters. »Vielen Dank, Herr Rüttgers. Das, meine
Damen und Herren, war Ministerpräsident Rüttgers …«
    Larry schaltete den Ton wieder aus, und beide sahen den Hund an, der
zweimal laut und beinahe deutlich gebellt hatte. Sie tauschten einen
belustigten Blick.
    Dann riefen beide abwechselnd den Namen – »Rüttgers!« – »Rüttgers!« –, und der Hund wandte sich jeweils demjenigen zu, der gerade gerufen hatte.
    Rosenmair war begeistert. »Alles klar, der Hund heißt Rüttgers,
einen besseren Namen gibt es ja wohl nicht!«
    Larry sah ihn etwas begriffsstutzig an.
    »Mann, Larry, er zischt beim Reden, äh, beim Bellen wie eine alte
Dampflok, hört nicht, lässt sich nur ganz selten was sagen und ist völlig
beratungsresistent – Rüttgers, wie man ihn kennt. Und sogar mit R!« Er rief den
Namen so laut, dass ihn auch der Hund hörte, der gerade nebenan in Larrys
Elektroparadies verschwunden war. Mit einem heiseren Bellen akzeptierte Erko
alias Rüttgers die Namensgebung.
    Larry sah Rosenmair grinsend an. »Hoffentlich übersteht er die
Wahl.«
    ***
    »Wir könnten ja eine Funkzellenüberwachung anordnen.«
    Becker sah den Kollegen an, der den Vorschlag gemacht hatte. Auf so
eine Idee konnten auch nur Polizisten kommen, die nicht wussten, was eine
derartige Maßnahme für Folgen nach sich ziehen würde, geschweige denn, dass man
dafür mindestens einen richterlichen Beschluss brauchte.
    Aber Lentzen, der eigentlich nicht zu ihrer Truppe gehörte, sondern
ihnen wegen akuten Personalmangels für die Zeit der Untersuchungen ausgeliehen
worden war, befasste sich meist mit Jugendlichen und deren Drogen- und Klein-
bis Auch-mal-größer-Kriminalität. Da wurde bisweilen radikaler durchgegriffen,
und vielleicht sparte man sich dort auch mal den notwendigen Beschluss. Es war
zwar nur eine Vermutung, aber Becker hatte solche Geschichten schon öfter von
Kollegen

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