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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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Er nahm ihm die Kamera ab, drehte sie um
und hielt sie ihm wieder hin. »Ja, erstaunlich. Für eine Attrappe.«
    Rosenmair sah genauer hin. »Das ist eine Attrappe? Aber da sind doch
Batterien drin und Kabel und so.«
    Larry nickte. »Ja, für den Motor. Die bewegt sich, es lässt sich
sogar genau programmieren, wie und wohin. Nur filmen tut sie nicht.«
    Rosenmair schüttelte ungläubig den Kopf. »Und was soll das dann?
Lassen sich Diebe ernsthaft von solchen Dingern abschrecken?«
    »Keine Ahnung.« Larry legte die vermeintliche Kamera wieder zu den
anderen geheimnisvoll technisch aussehenden Geräten. »Da gibt es inzwischen
einen eigenen Markt, mit Lampen, die wie ein Fernseher flackern, damit die
Einbrecher glauben, es sei jemand da. Oder automatisiertes Hundegebell,
kombiniert mit einem Bewegungsmelder. Das kann man sogar so einstellen, dass es
klingt, als käme der Hund immer näher. Ich weiß auch nicht, was ich davon
halten soll, aber meine Kunden sind daran sehr interessiert. Ist ja auch
billiger, wobei das bei denen eigentlich keine Rolle spielen sollte … Aber das
kennt man ja: Wer am meisten hat, gibt am wenigsten aus!«
    Rosenmair spielte mit etwas herum, das aussah wie eine Mischung aus
einem digitalen Fieberthermometer und einem etwas klobig geratenen
futuristischen Textmarker. »Baust du denen den ganzen Quatsch in ihre Villen
ein?«
    Larry zuckte mit den Achseln. »Wenn sie sich die echten nicht
leisten wollen, schon. Meist muss es auch ganz schnell gehen, wenn wieder
irgendwo in der Nachbarschaft eingebrochen wurde. Und in solchen Gegenden wird
immer irgendwo eingebrochen.«
    Rosenmair drückte immer noch an dem Stift herum und grinste. »Lass
dich doch von den Herstellerfirmen als Einbrecher engagieren, dann könntest du
deren Geschäft ankurbeln.«
    Larry zeigte auf seinen Laptop. »Du wirst lachen, so was Ähnliches
mach ich im Internet schon lange – in Homepages einbrechen und Schwachstellen
aufzeigen.«
    »Lachen werde ich erst, wenn du mir zeigst, wie du in Homepages
einsteigst: mit einer Leiter?«
    »Ha ha, sehr witzig.« Larry nahm Rosenmair den Stift aus der Hand.
»Mach den nicht kaputt, das ist ein Prototyp.«
    »Prototyp von was? Von einem hässlichen, unhandlichen Stift? Dann
ist er dir gut gelungen.«
    Larry hielt ihm den Stift vor die Nase. »Das hier, mein lieber Rosi,
hättest du dir in deiner Zeit als Richter händeringend gewünscht. Das ist
nämlich ein Diktiergerät, das zugleich alles speichert, was du schreibst, es in
ein Dokument umrechnet und per Bluetooth überallhin senden kann.«
    »Ein Stift mit Diktiergerät?«, fragte Rosenmair wenig beeindruckt.
»Das ist ja ungefähr so wichtig wie ein Taschenmesser mit einem integrierten UKW -Stick. Und nenn mich nicht Rosi.«
    »Das heißt USB -Stick, und die gibt’s
schon lange, sogar als original Schweizer Armeemesser.«
    Der Richter stöhnte kurz auf. »Ich hab’s geahnt. Und demnächst kann
man damit wahrscheinlich auch noch telefonieren. Wenn sie wenigstens einen
vernünftigen Korkenzieher in diese albernen Smartphones einbauen würden, das
wäre wirklich smart.«
    Larry gab auf. Sein Laptop ließ im Hintergrund einen Ton verlauten,
eine Art Dreiklangakkord. Larry drückte eine Taste, warf einen kurzen Blick auf
den Bildschirm und nickte zufrieden.
    Rosenmair sah auf die angezeigte Website. »Hallo, seit wann
interessierst du dich denn für Marschmusik? Willst du demnächst auf Sousafon
und Pauke umsteigen?«
    Larry war insgeheim beeindruckt, dass Rosenmair Instrumente wie ein
Sousafon kannte, aber das hieß bei ihm eigentlich nichts. Larry hätte es auch
überhaupt nicht gewundert, irgendwann zu erfahren, dass Rosenmair in seiner
Zeit in den USA als hauptamtlicher
Sousafon-Entwickler gearbeitet hatte. »Nein, das ist für einen Job.« Wie immer
wollte Larry nicht zu viel preisgeben, aber doch auch ein bisschen verraten.
»Es geht um die Website vom NATO -Musikfest.«
    Rosenmair verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, Musik und marschieren
in Kombination löst bei mir immer so ungute Gefühle aus. Was soll das
überhaupt? Ich les gerade in allen Lokalzeitungen, dass sie diesmal so toll
marschieren und musizieren wollen, dass sogar die Königin von England
vorbeikommt.«
    »Vielleicht kommt jemand aus dem Königshaus, heißt es. Ob das die
Queen ist, ist noch gar nicht sicher.«
    »Von mir aus auch der Kaiser von China. Aber was soll dieses Fest
und wieso eigentlich NATO ?«
    Larry begab sich in Dozierhaltung und

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