Das letzte Hemd
gehört.
Lentzen hatte auch gleich weitere Argumente zur Hand. »Die Kollegen
in Berlin machen das schon seit letztem Jahr, seit da überall die Autos
brennen. Funkzellenabfrage und zack! Dann hat man ihn.«
Becker winkte ab. »Dann hat man zweiundvierzig sinnlose
Kurznachrichten und achtundfünfzig belanglose Handygespräche, die garantiert
wieder wer auswerten muss, na?«
»Wir?«, mutmaßte Stöffel.
»Richtig. Und zwar mit hundertprozentiger Sicherheit.« Becker wandte
sich seinem Kollegen zu. »Haben Sie eigentlich den Wagen schon gefunden, für
den sich unser britischer Freund so interessiert hat?«
Stöffel kramte nach seinen Zetteln. »Ich hab mir alle in Frage
kommenden Fälle angesehen, zwei erschienen mir besonders auffällig. Ein Jeep,
der hinter dem Hardter Wald in der Nähe der Tennisanlage angezündet wurde und
vollständig ausgebrannt ist. Den hatte ein Soldat da stehen lassen, weil er ein
freies Wochenende und wohl etwas laufen hatte …« Er grinste schmutzig.
»Lassen Sie mich raten: mit einer Tennisschülerin.«
»Nein, mit einem Tennis lehrer – behaupten
seine Kameraden jedenfalls … Der Jeep fällt also raus, aber die Geschichte
wollte ich nicht unterschlagen …«
Becker winkte ab, mehr wollte er gar nicht hören.
»Der andere Wagen wurde bei Otzenrath gefunden …«, referierte
Stöffel weiter.
Becker stutzte. »Das ist doch auf der ganz anderen Seite der Stadt.«
»Ja, das ist auch schon länger her, der brannte nämlich schon am …«,
Stöffel konsultierte seinen Zettel, »… am 11. Februar, genau.«
»Und wer hat den da stehen lassen? Lassen Sie mich raten, ein
liebeskranker Polospieler?«
»Nein, im Gegenteil.« Stöffel ging das Protokoll Zeile für Zeile
durch. »Ach, hier. Irgendein ganz hohes Tier bei der RAF .«
»Vielleicht Andreas Baader?«, schlug Lentzen vor, doch das war
selbst Stöffel zu platt, der die Bemerkung einfach überging.
»Bedford. Ein Marshall James Bedford der Royal Air Force. Der hatte
ein Auto mit nach Hause genommen, das es laut deren Angaben gar nicht gab.«
Jetzt wurde Becker hellhörig. »Was soll das heißen?«
Stöffel las lautlos noch einmal das Protokoll durch. Dabei bewegten
sich seine Lippen unmerklich mit. Becker registrierte es mit einem gütigen
Lächeln.
»Zu der von uns gefundenen Fahrgestellnummer gab es bei denen erst
gar kein Fahrzeug, dann ein angeblich ausgemustertes. Und dann hieß es nur
lapidar, das Fahrzeug sei irrtümlich als gestohlen gemeldet worden. Von
Marshall Bedford.«
Becker dachte nach. »Und warum glauben Sie, dass dies unser Wagen
ist?«
Stöffel zog ein Foto aus der Mappe und hielt es Becker unter die
Nase. Der erkannte zunächst überhaupt nichts außer einem Haufen schwarz
verkohlten Metalls. Doch Stöffel deutete auf eine ganz bestimmte Stelle an der
Karosserie. »Das da, Chef, das ist es.«
Becker kniff die Augen zusammen. »Ist was?«
Stöffel tippte mit dem Finger triumphierend auf das Foto. »Eine
Blackbox. Wie im Flugzeug.«
Jetzt sah Becker es auch. Er pfiff anerkennend. »Aha. Und die sollen
wir natürlich auf keinen Fall auswerten, laut Captain Rawlings.«
»Auf gar keinen Fall«, bestätigte Stöffel grinsend.
»Und wo ist diese Blackbox jetzt?«
Stöffel sah Lentzen an, der zwischenzeitlich gelangweilt in der
Lokalzeitung geblättert, jetzt aber wieder etwas interessierter zugehört hatte.
Sein Part war es gewesen, das Gerät zur Analyse zu schicken. Lentzen sah auf
das Foto, dann zu Stöffel und drehte sich schließlich zu Becker um. »Die? Die
ist schon so gut wie unterwegs zur Auswertung.«
***
Ein paar Dinge konnte Larry dem Richter zu den
Versicherungsunterlagen erzählen, aber bei einigen Einzelheiten wollte er sich
lieber erst noch »schlau machen«, wie er sagte. »Entscheidend ist, ob es der
Versicherung gelingt, den Arbeitern Fahrlässigkeit nachzuweisen. Dann sieht es
schlecht aus.«
Jetzt klang Larry wie einer der nervigen Staatsanwälte, an die
Rosenmair sich so ungern erinnerte. Er seufzte. »Ich glaube, dazu muss ich
Becker konsultieren. Oder Stöffel. Mal sehen, wie weit deren Untersuchungen
fortgeschritten sind.« Er nahm eine eindrucksvoll aussehende Überwachungskamera
in die Hand, die im Regal lag. »Die ist aber leicht. Schon erstaunlich, was
technisch heute alles möglich ist.«
Larry brabbelte abwesend etwas vor sich hin, den Blick auf den
Bildschirm und irgendwelche Zahlenkolonnen gerichtet. Dann wandte er sich um
und sah, was Rosenmair gemeint hatte.
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