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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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man beim Löten eher
Lötfett oder Lötpaste verwenden oder vielleicht sogar komplett darauf
verzichten sollte. Larry verzichtete darauf, sich in die Diskussion
einzumischen und bedeutete Becker, dass dieser ihm jederzeit ins Büro folgen
könne. Mit einem Grinsen registrierte er, dass Beckers Gesprächspartner eine
selbst gedrehte Zigarette rauchte, die garantiert nicht ohne illegale
Substanzen gebaut war. Doch der Kommissar schien nichts zu bemerken.
    Kurze Zeit später kam Becker in Larrys Büro, legte das Paket, das er
die ganze Zeit mit sich herumtrug, auf den Schreibtisch und sah sich
interessiert um. Larry überlegte, ob Becker früher schon mal bei ihm gewesen
war. Zwar hatte er ihm mit der gesamten Internetinstallation in seinem Haus
geholfen – so war auch der Kontakt zu Rosenmair zustande gekommen, dem Becker
Larry als Technikspezialisten empfohlen hatte –, aber der Kommissar war wohl
tatsächlich noch nie bei ihm in Niederkrüchten gewesen.
    Becker warf einen Blick in die chaotischere Hälfte des Büros.
»Netter Typ, dieser …« Er deutete mit dem Daumen über seinen Rücken in Richtung
Küche. Offenbar meinte er seinen Gesprächspartner von gerade. Jetzt sah er
Larry an. »Wie heißt der Mann?«
    Larry überlegte kurz. »Hansen, meine ich.«
    »Wie, ›meine ich‹? Das wissen Sie nicht genau? Der sitzt doch in
Ihrer Küche!«
    Larry lächelte. »In meiner Küche sitzen viele, die muss ich nicht
alle kennen. Bei ihm musste ich gerade überlegen, weil ich ihn eigentlich nur
unter seinem Musikerspitznamen kenne.«
    »Aha. Und der wäre?«
    »Säge.«
    Becker runzelte die Stirn. »Was ist denn das für ein Spitzname? Und
was hat das mit Musik zu tun?«
    »Wenn Sie seine hören, wissen Sie, warum.« Larry grinste breit.
    Doch Becker war nicht zufrieden. »Ja, aber Säge heißt doch keiner.
Und außerdem müsste er, wenn überhaupt, eher Schraube heißen, davon versteht er
nämlich wirklich was.«
    »Nein, das geht nicht«, sagte Larry und schüttelte bestimmt den
Kopf. »Schraube spielt Schlagzeug.«
    Becker seufzte. »Okay, ich habe verstanden, dass Musiker kryptische
Spitznamen haben, von denen man nicht weiß, was sie bedeuten.«
    »Sagen Sie das nicht, Herr Kommissar, ich kenne einen Schlagzeuger,
der heißt Knast-Olli, und da ist ziemlich klar, warum.«
    Becker winkte ab. »Geschenkt. Ich bin ja auch nicht gekommen, weil
ich mit Ihnen über Musiker sprechen wollte.«
    »Das wiederum, mein lieber Herr Becker, hatte ich mir schon
gedacht.«
    Becker drehte das Paket so, dass Larry einen Blick hineinwerfen
konnte. »Das ist eine Blackbox, wie Sie sicher gleich erkannt haben, Sie sind
da ja viel bewanderter als ich.«
    Larry nickte nur, sagte aber nichts. Da musste noch mehr kommen.
    Becker druckste ein wenig herum. »Wir haben diese Box aus einem
ausgebrannten Auto, einem ganz besonderen Auto, eigentlich dürfte ich Ihnen das
alles gar nicht sagen …« Er erging sich weiter in umständlichen Erklärungen,
die Begriffe wie »besondere Umstände«, »Personalengpass« und »außerhalb des
Dienstweges« enthielten. Schließlich stoppte Larry den Kriminalhauptkommissar
mitten im Satz.
    »Herr Becker, wenn ich mal kurz zusammenfassen darf? Sie brauchen
mich, um dieses Gerät auszulesen, wovon niemand etwas wissen darf. Ich denke,
ich kann Ihnen helfen und weiß im Zweifel von nichts, richtig?«
    Becker sah ihn dankbar und etwas erschöpft an. Er nickte. Larry zog
die Blackbox aus dem Paket, drehte sie ein paarmal, besah sie sich genauer und
lächelte zufrieden. »Das sollte hinhauen. Eigentlich habe ich heute Abend noch
ein bisschen was anderes zu tun, aber ich sehe zu, dass ich Ihnen morgen
Nachmittag mehr sagen kann.« Er klang jetzt ein bisschen wie ein Arzt, der für
den nächsten Tag eine Diagnose versprach. »Allerdings sollten Sie sich darüber
im Klaren sein, dass es durchaus sein kann, dass entweder a) die Daten, die da
drauf waren, durch den Brand zerstört sind oder b) gar keine Daten drauf sind
oder c) das Ding sein Geheimnis nicht preisgeben will. Alles schon da gewesen.«
    Becker hatte sich bereits in Richtung Tür bewegt und blieb nun
stehen. »Ach, da habe ich vollstes Vertrauen in Sie. Melden Sie sich, meine
Nummer haben Sie ja.« Er war schon fast raus aus der Tür, als er sich noch
einmal umdrehte. »Und schönen Gruß an Herrn Hansen, der soll mal seine
Zigarettenmarke wechseln. Die Kollegen vom Drogendezernat haben auch schöne
Spitznamen.« Becker winkte Larry zu, der grinsend die

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