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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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ungleich intimeren Etablissements endeten, hatten ihm nicht wenige
Parteifreunde schon augenzwinkernd zu verstehen gegeben. Es war eben doch eine
Jungsclique, die hier die Pfründe unter sich aufteilte, was sich auch darin
zeigte, dass Frauen in dieser Partei, gerade zu Wahlkampfzeiten, eigentlich nur
eine Chance hatten, als Vorzeigekandidatin aufgestellt zu werden, wenn sie
attraktiv waren und Katja oder Silvana hießen.
    Philipp war das im Grunde egal, er plante sein eigenes
Rahmenprogramm. Seine Berlin-Bekannte hatte er schon informiert. Er bestätigte
seine Teilnahme. Donnerstag sollte es gleich nach der Arbeit losgehen, am
Montag wäre man »im Laufe des Nachmittags«, wie es hieß, wieder da. Er setzte
auch ein Häkchen bei der Frage, ob er am Donnerstag in Düsseldorf zusteigen
wolle, da brauchte er Ann-Britt nicht viel mehr zu erklären als Dienstreise ab
Donnerstag, stinklangweilig wahrscheinlich.
    ***
    Kriminalhauptkommissar Becker war gerade dabei, das Büro zu
verlassen, als Stöffel ihn stoppte. »Chef, wir haben ein fahrerloses Fahrzeug
auf der A 61, Höhe Rheydt.« Während er noch darüber nachdachte, ob es nicht
eigentlich »führerloses« Fahrzeug heißen müsste oder ob das aus historischen
Gründen verständlicherweise nicht mehr ging, versorgte ihn Stöffel im
Stakkato-Ton mit weiteren Informationen. »Zwischen Anschlussstelle Holt und
Anschlussstelle Rheydt, in Richtung Koblenz, silberner Škoda …«
    Becker bremste ihn. »Und was soll das? Sind wir jetzt bei der
Verkehrspolizei, oder haben die Kollegen an der Autobahn gerade frei wegen is
nich? Ich bin auf dem Weg zu Frau Strüssendorf, und danach hab ich Feierabend,
Mann!« Ab und zu fragte sich Becker selbst, ob er Stöffel gegenüber nicht
manchmal zu ungnädig war. Aber der bot ja auch genügend Angriffsfläche mit
seinem Verhalten.
    Jetzt war Stöffel aber ganz eifrig. »Die Kollegen meinten, das
könnte etwas mit unseren Autobränden zu tun haben, irgendwas habe da gequalmt,
und da Sie ja sowieso zu der Politikertante, äh, der Witwe des Politikers
fahren wollten, um sie zu vernehmen, und das ja am Schmölderpark ist, dachte
ich, das liegt ja quasi so gut wie auf dem Weg …«
    Becker atmete tief durch. Bei Stöffel könnte »quasi so gut wie auf
dem Weg« auch bedeuten, dass er auf dem Weg von Rheydt nach Düsseldorf »nur mal
ganz kurz« einen Schlenker ins holländische Venlo machte, weil es dort seine
Lieblingswaffeln gab. Aber natürlich hatte er grundsätzlich recht. Auf dem Weg
zu Frau Strüssendorf konnte Becker kurz bei den Kollegen der Autobahnpolizei an
der Ausfahrt Rheydt vorbeifahren und sich den liegengebliebenen Wagen mal
ansehen. Vielleicht war ja sein alter Kumpel Toni da. Mit Anton Ickert, der
unweigerlich von allen »Toni« genannt wurde, hatte er damals seine Ausbildung
gemacht. Toni wohnte sogar ganz in der Nähe der kleinen Wache der
Autobahnpolizei, der konnte im Grunde zu Fuß zur Arbeit gehen – hätte er dafür
nicht die A 61 regelwidrig überqueren müssen, er hätte keine fünf Minuten
Arbeitsweg.
    Becker wollte Stöffel noch etwas fragen, doch der war schon wieder
aus dem Zimmer. Dafür kam Lentzen herein, trat an Beckers Schreibtisch und
knallte ihm ein unförmiges Paket auf den Tisch. Becker sah ihn fragend an.
Lentzen zuckte nur mit den Schultern. »Schönen Gruß, allerdings nicht vom LKA .«
    Becker zog das Paket vorsichtig zu sich heran. Etwas Schwarzes,
Schweres war in einen handelsüblichen DIN-A 4-Umschlag
gestopft worden. Er tippte mit dem Finger darauf. »Wieso, was ist das denn?«
    Lentzen hatte sich schwer auf einen Schreibtischstuhl fallen lassen.
»Das ist unsere Blackbox.«
    »So schnell?«, fragte Becker verblüfft. »Die war doch kaum weg.«
    »›Kaum‹ ist falsch – ›gar nicht‹ wäre richtig. Ich hab sie nicht
abgeschickt.«
    »Und wie soll das LKA sie dann
auswerten? Per Ferndiagnose vielleicht?« Becker war genervt, und zwar ziemlich.
    Lentzen blieb cool. »Die werten da momentan gar nichts aus. Ich hab
einen ziemlich guten Draht zu einem der Spezialisten vom LKA . Und der meinte, unter uns, wenn wir das Ding jetzt
abschicken, dann landet es ganz oben auf einem hohen Stapel …«
    »Ganz oben ist doch schon mal gar nicht schlecht.«
    »Aber nicht, wenn der Stapel von unten abgearbeitet wird. Da kennen
die nix.«
    Becker wollte nicht aufgeben. »Aber kann man da nicht einen Vermerk
dran machen, ›dringender Fall‹, ›sofort bearbeiten‹, ›oberste Priorität‹ oder
so

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