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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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wollte immer
irgendwo in die Sonne, aber nichts war ihm schick genug. Dabei hat die Familie
Vahrenhorst so eine schöne Sommerresidenz, ganz idyllisch, ganz einsam. Wenn
ich von keinem gestört werden wollte, dann würde ich mich dahin zurückziehen,
glauben Sie mir.«
    Rosenmair wurde hellhörig. »Und wo ist das, wenn man fragen darf?«
    Winkens verzog das Gesicht, als bereite ihm irgendetwas erhebliche
Schmerzen, dabei dachte er wohl nur angestrengt nach. »Irgendwo in Dänemark,
aber nicht in diesen Ferienhaussiedlungen in Jütland, wo alle hinfahren. Ich
hab irgendwo noch die Adresse, ich war vor Jahren selbst mal da, auf Einladung des
alten Vahrenhorst.« Er verzog das Gesicht noch ein wenig mehr. »Als
Wiedergutmachung.«
    Rosenmair nickte. Winkens sah ihn an. »Wenn Sie kurz warten wollen,
kann ich Ihnen die Adresse raussuchen. Ich weiß noch, dass es ganz anders
geschrieben wird, als man es ausspricht.«
    Rosenmair wollte warten. Kurze Zeit später kam Werner Winkens mit
einem Zettel in der Hand zurück. »Hier, wusst ich’s doch: Rågeleje, spricht man
aber Rollei, wie die alten Kameras. Gehört offiziell einer dänischen Cousine
zweiten Grades vom alten Vahrenhorst, weil Deutsche in Dänemark keine
Ferienhäuser besitzen dürfen.« Er gab ihm den Zettel, der ganz offensichtlich
aus einem alten Firmennotizblock der E.A.V. herausgerissen worden war. Rosenmair bedankte sich noch einmal und steckte die
Adresse in die Tasche. Man wusste ja nie, wozu es gut war.
    ***
    Während der Richter sich auf den Rückweg nach Waldniel machte,
waren Kriminalhauptkommissar Becker und sein inoffizieller Hilfspolizist Larry
Larsson noch immer mit der aus der Blackbox befreiten Datei beschäftigt. Bei
der Suche nach Unglücken von Marschmusikern, Blaskapellen oder Big Bands waren
sie noch nicht wirklich weitergekommen, auch weil sie sie immer noch nicht
örtlich einschränken konnten. Das Kürzel LBR stand für kein Kfz-Zeichen, auch bei Flughafenkennungen war man nicht fündig
geworden.
    Larry erklärte Becker gerade, wie er darauf gekommen war, dass der
11. Februar 1985 das richtige Datum sein musste. »Jede Datei hat irgendwo
ein Erstellungsdatum verborgen, das aber relativ leicht zu manipulieren ist,
wenn man weiß, wie.«
    Becker warf ihm einen Blick zu, der heißen konnte, dass es immer
einfach war, etwas zu tun, wenn man wusste, wie, aber er sagte nichts.
    Ungerührt fuhr Larry fort. »Ja, und dadurch hat mir diese Datei, die
sich zwar leider nicht mehr abspielen lässt, trotzdem ihr Geburtsdatum
verraten.« Er machte eine Kunstpause. Becker seufzte und bedeutete ihm, das
Rätsel endlich zu lösen, obwohl er die Lösung natürlich längst ahnte.
    »Okay, die Datei trägt das Datum 11.2.1985. Zu der Zeit waren Computer
aber so groß wie dieser Raum und Dateien wie diese ein feuchter Traum pickliger PASCAL -Programmierer.«
    Becker kam nicht umhin zu denken, dass das nicht die
allerschlechtesten Zeiten gewesen waren. Wer oder was sich hinter diesem
»Pascal« verbarg, wusste er nicht und musste er gar nicht wissen. Er sah Larry
an. Dann kam ihm ein unguter Gedanke. »Wo ist denn eigentlich die Box?«
    Larry guckte für einen Moment irritiert. »Was für eine Box? Ach so,
die Blackbox. Die ist bei mir zu Hause, wieso?«
    Becker fuhr sich mit der Hand durch sein spärliches Resthaar. »Ich
weiß nicht, nur so. Irgendwie hab ich kein gutes Gefühl. Vielleicht sollten wir
mal eben zu Ihnen nach Hause fahren und die Box holen. Die dürfte da ja
offiziell eigentlich gar nicht sein.«
    Und die Blackbox, die offiziell gar nicht bei Larry hätte sein
dürfen, war auch inoffiziell nicht da, und praktisch schon gar nicht. Sie war
weg. Larry sah sich kurz um, konnte aber sonst nichts finden, was nicht da war,
wenn man das so überhaupt bezeichnen konnte. Nein, wer auch immer hier gewesen
war, hatte nur die Blackbox mitgenommen, die, notdürftig verpackt, auf dem
Schreibtisch gelegen hatte.
    Becker deutete in Richtung Küche. »Meinen Sie, dass jemand was
mitgekriegt hat? Vielleicht gesehen hat, wer das war?«
    »Gute Idee.« Larry bedeutete Becker, ihm zu folgen, und sie gingen
gemeinsam runter in die Küche. Ein wild aussehender, hühnenhafter Typ mit
Zottelhaaren schraubte an etwas, das entweder zu einem Motorblock oder zu einem
Musikgerät gehörte, von dem Becker sich allerdings beim besten Willen nicht
vorstellen konnte, was es sein könnte. Der Mann arbeitete ruhig und akribisch
weiter, als Larry ihn mit den Worten: »Sag mal,

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