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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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halten wollen. Er war weggeschubst worden, und ein Mädchen hatte gesagt, er sei eklig.
    Johnnys Finger ging nach Süden zu dem Pfad, der am Fluss entlang führte. »Hier bin ich ihm in die Arme gelaufen, ungefähr hier. Da drüben ist die Brücke.«
    »Okay.«
    Johnny folgte weiter dem Pfad, und sein Finger machte am Rand des Sumpfes halt. Dort standen zwei Worte: Hush Arbor. »Und da wollte er hin. Da werden wir ihn finden.«
    »Ich kann dir nicht folgen, Mann.«
    Johnny klappte das Buch zu. »Das reicht weit zurück, okay? Bis in die Sklavenzeit.«
    »Was?«
    »Die Sklavenzeit. Konzentrier dich. Weißt du, die Sklaven brachten ihre eigenen Religionen mit. Afrikanisches Zeug. Stammesriten. Tiergötter, Wassergeister, Fetische, Amulette. Wurzelarbeit nannten sie es. Hoodoo. Aber den Weißen war das recht, sehr recht sogar, denn keiner hier wollte, dass sie was von Jesus und Gott und all dem wussten. Verstehst du? Wenn alle gleich sind, darf keiner den anderen besitzen. Das waren gefährliche Ideen, wenn man Sklaven hielt.«
    »Deshalb wollten sie nicht, dass die Sklaven es lernten.«
    »Aber sie haben es trotzdem gelernt. Afrikanische Sklaven, indianische Sklaven. Sie lernten lesen, und sie nahmen sich die Bibel vor. Doch das mussten sie heimlich tun, denn sie wussten auch, dass es gefährlich war. Sie waren gescheiter, als die Sklavenhalter dachten. Sie wussten, dass man sie für ihren Glauben bestrafen würde. Verkaufen. Vielleicht umbringen. Also beteten sie in den Sümpfen. An geheimen Orten. Im Verborgenen. Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Stell's dir vor wie versteckte Kirchen. >Hush Arbors< nannten sie diese Orte. Stille Lauben. Da gingen sie hin, um heimlich zu beten und ihren Glauben vor den Weißen zu verstecken, die ihre Religion nicht mit ihnen teilen wollten.«
    »Hush Arbors? Wie da auf der Karte?«
    Johnny nickte. »Sie waren zu schlau, um eine richtige Kirche zu bauen. Sie wussten, die würde jemand finden. Aber ein Wald ist ein Wald, und ein Sumpf ist nur Schlamm und Wasser und Schlangen und der ganze Scheiß. Also machten sie es so. Sie sangen ihre Lieder für Gott, sie tanzten auf der nackten Erde und legten Zeugnis ab für ihren neuen Glauben.«
    »Das steht da im Buch?«
    Johnny schaute weg und zögerte. »Zum Teil. Nicht alles.«
    »Was heißt, nicht alles?«
    »Es gab einen Sklaven namens Isaac, der war so was wie ein Prediger. Er unterrichtete diejenigen, die nicht lesen konnten. Er verbreitete die Frohe Botschaft, obwohl er wusste, wie gefährlich es war.« Johnny schlug einen Moskito tot, pflückte ihn von seinem Hals und quetschte das Blut zwischen Daumen und Zeigefinger. »Irgendwann wurden sie erwischt, und drei Sklaven wurden gelyncht, gleich hier im Hush Arbor. Sie wurden an die Bäume gehängt, die für sie die Kirche waren. Isaac wollten sie auch aufhängen, aber sein Besitzer ging dazwischen. Er hielt den Mob in Schach, ein Gewehr in der einen Hand, eine Bibel in der anderen. Es heißt, er rief Gott vom Himmel herab und drohte, den Erstbesten zu erschießen, der auch nur einen Schritt täte. Niemand hatte den Mut, das zu riskieren. So rettete er seinem Sklaven das Leben.«
    Jack war fasziniert. »Und dann?«
    »Er nahm Isaac mit nach Hause und versteckte ihn drei Wochen lang. Ich schätze, er wartete ab, bis der Mob sich beruhigte und manche ein schlechtes Gewissen kriegten. Und dann gab er diesem Sklaven die Freiheit und schenkte ihm das Land, auf dem seine Leute gebetet hatten.«
    »Und gelyncht worden waren.«
    »Auch das, ja.«
    »Und da willst du diesen Typen finden?«
    »Isaac Freemantle hat den Rest seines Lebens dort verbracht.
    Vielleicht gibt's immer noch Freemantles da. Der Pfad führt genau dahin. Wahrscheinlich sind sie auf diesem Weg in die Stadt und wieder zurück gegangen.«
    Jack runzelte die Stirn. »Woher weißt du das alles? Du sagst, es steht nicht in dem Buch.«
    »Mein Ururgroßvater hieß John Pendleton Merrimon. Genau wie ich.«
    »Ja, und?«
    »Er war der mit dem Gewehr und der Bibel.« Johnny warf einen Stock ins Feuer. »Er hat Isaac freigelassen.«
    »Hör auf.«
    »Ehrlich.«
    »Und du willst jetzt in diesen Sumpf gehen, zu dem Urenkel dieses Sklaven, zu einem Mörder, um ihn nach Alyssa zu fragen?« Johnny nickte fest entschlossen, und Jack schüttelte den Kopf. »Glaubst du, der schuldet dir was?«
    »Ich glaube nicht, dass er weiß, wer ich bin.«
    »Du bist ein Idiot. Ich meine, du hast wirklich einen schweren Sockenschuss.«
    »Sockenschuss.« Johnny

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