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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Erdnussbutter-Sandwiches und tranken die Traubenlimonade. Jack behielt seinen Freund im Auge und schaute dann weg, als Johnny ihn dabei ertappte. Aber Johnny ignorierte es. über das, was er getan hatte, wollte er nicht reden, und schon gar nicht würde er Jack erlauben, über ihn zu urteilen. Er wischte die Erdnussbutter-Finger an seiner Jeans ab und nahm den Revolver in die Hand, der schwer und glatt war. Johnny klappte die Trommel auf und sah, dass der Revolver geladen war.
    »Da ist keine Sicherung dran«, sagte Jack. »Pass auf, wohin du zielst.« Johnny ließ die Trommel wieder einrasten. »Du kennst dich mit Revolvern aus?«
    Jack rollte die Schultern. »Mein Dad ist Polizist.«
    »Kannst du schießen?«
    »Ganz ordentlich, glaub ich.«
    Johnny schob den Revolver in das Halfter zurück. Sie schwiegen wieder; um sie herum erwachten die Geräusche der Nacht. Motten tanzten um die Kerzenflammen herum, und ihre Schatten flirrten über den Boden. Jack warf seine Limodose ins Feuer, um zu sehen, ob sie brannte. Die Farbe warf Blasen und platzte ab. »Johnny?«
    »Ja?«
    Jack schaute weiter ins Feuer. »Glaubst du, Feigheit ist eine Sünde?«
    »Hast du Angst?«
    »Glaubst du, es ist eine Sünde?« Beharrlich presste er die schmalen Kiefer zusammen.
    Johnny warf seine Dose auch ins Feuer. Lange Sekunden verstrichen, und er zuckte nicht mit der Wimper, bis seine Augen sich knochentrocken anfühlten. »Der Mann da am Fluss, David Wilson. Er wusste, wo meine Schwester war. Er wusste es, und ich bin weggerannt, bevor er es mir sagen konnte.« Er sah seinen Freund an. »Deshalb — ja. Ich glaube, Feigheit ist eine Sünde.«
    »Ob es einen Gott gibt oder nicht.« Jack machte große, starre Augen.
    »Genau.«
    Jack schlang die Arme um die Knie. »Was machen wir hier draußen, Johnny?«
    Johnny stocherte mit einem Stock im Feuer. »Wenn ich es dir verrate, gibt's kein Kneifen mehr. Kein Aussteigen. Du musst mir vorher sagen, ob du dabei bist oder nicht.«
    »Wie soll ich das machen, wenn ich nicht weiß, wovon wir reden?« Johnny zog die Schultern hoch. »Ich fahre dich sofort nach Hause, aber nicht, wenn du weißt, was ich vorhabe.«
    »Mann, Johnny. Ich würde es doch niemandem erzählen.«
    »Ja oder nein?«
    Auf der anderen Seite des Feuers, hinter einem Vorhang aus Rauch und heißer Luft, wischte Jack sich mit dem Unterarm über die Nase. Ein orangegelber Glanz überzog seine Augen, bis er den Kopf abwandte; dann verschwand die Farbe, und er war nur noch ein schmutziger Junge mit einer verwaschenen Sonnenbräune, dessen Haare in alle Richtungen vom Kopf abstanden. »Du bist ungefähr das einzige Gute, was ich habe, Johnny. Ich glaube nicht, dass ich da aussteige.« Er drehte den Kopf wieder nach vorn, und der Blick seiner braunen Augen war so schlicht, dass Johnny an die Augen eines Hundes denken musste. »Kannst es mir ruhig sagen.«
    »Komm her.« Johnny wühlte in dem Rucksack, den er von zu Hause mitgebracht hatte, und zog das Buch über Raven County heraus, schlug es aber nicht auf. Jack kam um das Feuer herum und setzte sich auf den Boden, und Johnny erzählte ihm alles von Anfang an. David Wilson, wie er von der Brücke gestürzt war und was er gesagt hatte. Levi Freemantle, wie er Johnny am Flussufer gepackt hatte. Das Blut, das Johnny in Freemantles Haus gefunden hatte.
    Jack nickte. »Verdammt, Johnny. Das stand auch in der Zeitung. Am selben Tag wie du. Nicht sein Name, glaub ich, aber dass sie Leichen in dem Haus gefunden haben. Zwei Leute mit eingeschlagenen Schädeln.«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass es da Tote gegeben hatte, als ich das ganze Blut gesehen hab.«
    Jack kniff das Gesicht zusammen. »War es viel?«
    »Es war überall. Wie Farbe an den Wänden.«
    Die Jungen schwiegen eine Weile.
    Wie Farbe.
    Dann schüttelte Jack den Kopf. »Ich versteh nicht, was das mit uns zu tun hat.« Johnny schaltete die Taschenlampe an und schlug das Kapitel über Isaac Freemantle auf. Er zeigte auf die Landkarte. »Hier ist die Stadt.« Er schob den Finger nach Norden und bewegte ihn im Kreis. »Das hier ist hauptsächlich Sumpf.« Der Finger wanderte ein kleines Stück weiter. »Hier sind die Granitfelsen, und da kommt der große Wald, wo die alten Minen sind. Du erinnerst dich?«
    »Ja. Der Klassenausflug in der Vierten. Wir mussten Händchen halten, damit keiner losspazieren und in ein Loch fallen konnte.« Die Erinnerung daran machte ihn verlegen; das wusste Johnny. Niemand hatte seine verkümmerte Hand

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