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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Fugendichtungen zu Staub zerbröckelt waren. Johnny fuhr außen herum zur anderen Seite und hielt an. Das Tor stand weit offen. Verkohltes Holz und Asche markierten eine Feuerstelle. Johnny schob den Schalthebel in Parkstellung. »Gib mir den Rucksack.« Jack streifte ihn ab. »Stell den Motor erst ab, wenn ich es sage.« Johnny ließ den Rucksack fallen und holte die Taschenlampe heraus. Er verschwand in der Scheune und kam mit dem verschimmelten blauen Rucksack und drei Kerzenstummeln zurück. »Okay«, sagte er.
    Jack stellte den Motor ab, und die Scheinwerfer erloschen. Die Nacht schloss sich um einen zuckenden Lichtstrahl, der über weiße Haut, große Augen und schmutzige Kleider huschte. »Kens Haus steht da hinten.« Johnny deutete mit der Taschenlampe in die Richtung. »Hinter den Bäumen. Nicht weit von hier.«
    »Wie hast du das alles gefunden?«
    Johnny ging in die Hocke und wühlte die Streichhölzer aus dem Rucksack. »Bin zu Hause abgehauen, wenn es da zu übel wurde. Hab nach Schlangen gesucht.«
    »Das mit den Schlangen —«
    »Halt mal.« Johnny reichte Jack die Lampe, stellte die Kerzen auf eine Granitplatte und zündete sie an. Jack sah zu und schwieg, aber Johnny konnte ihn spüren. »Ich hab schon öfter hier draußen geschlafen. Ist nicht schlecht. Drinnen ist es voll von Spinnen. Hier draußen sind die Moskitos schlimmer.«
    »Die Moskitos sind mir lieber.«
    »Mir auch.«
    Jack legte die Lampe auf die blaue Tasche. »Was ist da drin?«
    »Lass uns Feuer machen.« Johnny stand auf und fing an, Holz zu suchen. Jack half ihm nach einer Weile. Sie sammelten Reisig und abgebrochene Äste. Das Feuer war noch klein, als Jack einen Teil von der Bibel fand. Es war ein Stück vom Rücken, schwarzes Saffianleder, fünf Zentimeter lang und halb verkohlt. Ein kleiner Rest der goldenen Lettern war noch zu sehen. Jack hielt den Fetzen eine ganze Weile in der Hand, und Johnny sah ihm an, dass er wusste, was es war. Er sah, wie Jack mit seinen kleinen Fingern über die Lettern strich, und schließlich stand er auf, nahm ihm das Lederstück ab und warf es ins Feuer. Dann wippte er auf den Fersen zurück und beobachtete seinen Freund. Jack war nicht das, was die meisten einen braven Jungen genannt hätten, aber Johnny wusste, dass er an den Teufel glaubte.
    »Ich werde nicht in der Hölle schmoren, falls du das jetzt denkst.« Jack hob den verkümmerten Arm und deutete ins Feuer. »Was treibst du, Johnny?« Er drehte den Kopf, und rotes Licht erfüllte seine Augen. »Ich hab brav den Mund gehalten. Über das alles hier.« Wieder strich er sich mit den Fingern durch das Gesicht. »Was in der Zeitung stand. Was du mir verheimlicht hast. Schlangen und Amulette und diese ganze Voodoo-Scheiße.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das hier ist nicht okay. Was immer da los ist, man darf keine Bibeln verbrennen. Das weiß sogar ich.«
    »Es ist nur ein Buch.«
    »Das nimmst du zurück.«
    Johnny wurde lauter. »Es ist nur ein Buch, und es bewirkt nichts. Es ändert nichts.« Jack öffnete den Mund, doch Johnny redete über ihn hinweg. »Der Prediger hat gesagt, es würde helfen, aber er hat auch nur Scheiß geredet.«
    »Ich glaube, mir wird gleich schlecht.«
    »Dann geh da rüber, wenn's dir hochkommt.« Johnny zeigte in die Dunkelheit. »Ich werde jetzt was essen, und da will ich deine Kotze nicht riechen.«
    Jack schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, sah er besser aus. Nicht mehr so grün im Gesicht. Als er wieder sprach, sah Johnny, dass Jack beschlossen hatte, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Was ist das?« Jack deutete auf den blauen Rucksack.
    Rauch wirbelte Johnny ins Gesicht, und er machte schmale Augen. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ich hab gefragt, oder?«
    Johnny schnallte die Riemen auf und kippte den Inhalt des Rucksacks auf den Boden. Er schob die Pflanzenbüschel auseinander. Es waren vier Stück, jedes mit einer Schnur zusammengebunden. Er legte sie nebeneinander und berührte eins nach dem andern. »Zeder«, sagte er dabei. »Kiefer. Fichte. Lorbeer.«
    »Ja. Und?«
    »Sie gelten als heilig.« Wieder berührte er sie nacheinander. »Weisheit. Kraft. Mut. Ausdauer. Man soll sie verbrennen.«
    »Ist das was Indianisches?«
    »Indianisch. Und ein paar andere Sachen.« Johnny raffte die Büschel zusammen und warf sie in die Dunkelheit hinter dem Feuer, wo sie raschelnd landeten. Er spuckte auf den Boden. »Hast du Hunger?«, fragte er. »Ich schon.«
    Sie aßen

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