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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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gerichtet war. Als er sprach, klang seine Stimme gepresst. »Bist du gekommen, um mir zu helfen?«
    »Was?«
    »Ich hab um Hilfe gebeten, aber er spricht nicht mit mir.«
    »Wer?«
    »Spricht er mit dir?«
    »Ich weiß nicht, wen Sie meinen.«
    Die Narben im Gesicht verzerrten sich. Ein Auge war milchig weiß in der Mitte. »Ich kann das Loch nicht graben.« Johnny warf einen kurzen Blick zur Mauer. Jack schüttelte den Kopf. Johnny schaute den Sarg an. »Kennen Sie mich noch?« Freemantle nickte. »Du bist gerannt, und ich hab dich aufgehoben.«
    »Warum?«
    »Gott hat es gesagt.«
    »Gott hat gesagt, Sie sollen mich aufheben?« Wieder ein Kopfnicken. »Warum?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Johnny.« Das war Jack, aber Johnny ignorierte ihn. »Was hat Gott sonst noch zu Ihnen gesagt?«
    »Das ist mein Baby.« Freemantle deutete auf den Sarg. Die Tränen liefen über sein zerstörtes Gesicht. »Und ich kann das Loch nicht graben.«
    Johnny schaute Jack an.
    Dann ließ er den Revolver sinken.

SECHSUNDDREISSIG
    C ross steuerte den Wagen gewandt durch die Außenbezirke der Stadt und dann nach Norden. Wohnviertel glitten vorüber, danach Gewerbegebiete. Hunt dachte weder an den gefundenen Wagen noch an David Wilson, sondern an sieben kleine Fahnen und an Alyssa Merrimon. Der Gedanke, dass sie dort in der feuchten Erde lag, verfolgte ihn. Ihr junges Leben zu Ende, ihre Familie zerstört. Und auch an seine eigene Hölle musste er denken: ein Jahr voll schlafloser Nächte und Seelenqualen, zwölf Monate des Scheiterns, die auch seine eigene Familie zerschlagen hatten. So viel Zeit, und nie hatte er loslassen können. Was von all dem war sein Job? Und was war persönlich?
    Sein Handy klingelte, er schaute auf das Display, und es war wie eine Prophezeiung. »Hallo, Katherine.«
    »Haben Sie von Johnny gehört?« Sie klang schlimm.
    »Nein. Nichts.«
    »Er hätte inzwischen anrufen müssen. Johnny hätte angerufen.«
    »Mehrere Einheiten sind auf der Suche nach ihm. Er ist nicht dumm. Wir werden ihn finden.« Er schwieg kurz; ihm war bewusst, dass Cross neben ihm saß. »Es tut mir leid, dass ich nicht persönlich vorbeikommen konnte, um darüber zu sprechen. Ich hätte es getan, aber ...«
    »Er hätte anrufen müssen.«
    »Katherine?« Besorgnis lag in seiner Stimme, und sie merkte es.
    »Es war eine schlimme Nacht.«
    »Geht's Ihnen gut?«
    »Es geht wieder besser, aber ich brauche meinen Sohn zu Hause.«
    »Wir werden ihn finden«, sagte Hunt.
    Sie zögerte, und als sie wieder sprach, war ihre Stimme zart wie Puder. »Wenn Sie es mir versprechen, glaube ich Ihnen.«
    Hunt wusste, wie viel Verzweiflung in diesen Worten lag. Er schloss die Augen und sah sie vor sich in diesem Haus. Sie saß auf Johnnys Bett und nagte mit porzellanweißen Zähnen an der Unterlippe. Sie hielt den Atem an, und ihre Finger verkrampften sich.
    Ihre Wimpern lagen lang und schwarz auf der Haut unter den Augen. »Ich verspreche es Ihnen«, sagte er.
    »Schwören Sie.«
    »Wir werden ihn finden.«
    »Danke, Detective.« Er hörte sie atmen. »Danke, Clyde.« Sie legte auf, und Hunt klappte das Handy zu. Er rieb sich die Augen und fühlte Sand unter den Lidern.
    Cross überholte einen anderen Wagen und schwenkte wieder nach rechts. »Johnnys Mom?«, fragte er.
    »Ja.«
    Sie fuhren weiter. Das Gewerbegebiet blieb hinter ihnen, und vor ihnen lag offenes Land. Cross' Hand lag ruhig auf dem Lenkrad. »Sie sollten wissen, dass eine Menge Gerüchte im Umlauf sind.« Hunt starrte ihn an. »Auf dem Revier«, fügte Cross hinzu. »Die Leute reden.«
    »Was sind das für Gerüchte?«
    »Dass Sie glauben, ein Polizist hätte etwas mit Burton Jarvis zu tun gehabt. Mit diesen toten Kindern. Vielleicht auch mit Alyssa Merrimon.«
    »Gerüchte können gefährlich sein.«
    »Ich sage nur —«
    »Ich verstehe, was Sie sagen.«
    Hundert Meter flogen unter ihnen vorbei. Dann sprach Cross vorsichtig weiter. »Der Chief hat dem Büropersonal gesagt, sie sollten Sie nicht mal in die Nähe der Personalakten kommen lassen. Sie, ganz ausdrücklich. So hat das Gerücht angefangen. Ich fand nur, das sollten Sie wissen.«
    Hunt betrachtete das Gras und den Himmel und dachte daran, auf wie viele verschiedene Arten er den Chief bestrafen wollte. »Haben wir jemanden bei David Wilsons Auto?«
    »Da ist das County zuständig, und wir mussten den Sheriff hinzuziehen. Einer seiner Deputys ist an der Fundstelle. Er weiß, dass er nichts anrühren darf.«
    »Hoffentlich haben Sie

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