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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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abgestaubten gerahmten Fotos. Er hatte die Hoffnung, er könnte ihnen helfen, einen Schlussstrich zu ziehen und ein geringes Maß an Frieden zu finden. Er wollte ihnen die Überreste ihrer Kinder nach Hause bringen und ihnen sagen, das Ungeheuer, das dafür verantwortlich war, sei tot — aus der Welt geschafft nicht durch den Lauf der Zeit, eine Krankheit oder die Polizei, sondern durch eines seiner Opfer. Durch ein kleines Mädchen, das die Kraft gehabt hatte, auf den Abzug zu drücken. Für Hunt hatte das etwas Poetisches. Für sie vielleicht auch.
    Die Gedankengänge des Chiefs waren schlichter. »Für die Medien ist das ein gefundenes Fressen. Ich erwarte, dass Sie das im Griff behalten, Hunt. Keine undichten Stellen. Keine ungenannten Quellen. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute den Mund halten. Diese Scheiße darf nicht nach außen.«
    »Lassen Sie Yoakum und zwei Uniformierte hier. Stellen Sie ein paar Einheiten an die Straße, um die Presse und jeden, der sonst vielleicht neugierig wird, fernzuhalten.«
    Der Chief runzelte die Stirn und wischte sich den Schweiß ab. »Das wird ein Zirkus.«
    »Ein Grund mehr, alle anderen hier wegzuschicken.«
    Hunt hörte Schritte, und als er sich umdrehte, sah er, wie Cross eilig den Hang herunterlief. Er warf einen Blick auf den abgesperrten Bereich und kam dann geradewegs auf Hunt und den Chief zu. Sein Gesicht war gerötet, sein Hemdkragen dunkel von Schweiß. »Hunt«, sagte er. »Chief.« Er war voller Aufregung und Eifer.
    »Was machen Sie hier?», fragte Hunt.
    »Ich hab Sie gesucht.«
    »Na, Sie haben mich gefunden. Was gibt's?«
    »Wir haben David Wilsons Truck ausfindig gemacht.«
    »Wo ?«
    »Im Norden. Lag in einer Schlucht.«
    »Zeigen Sie mir, wo.«
    Hunt ließ den Chief in einem gelben Sonnenstrahl stehen, wo er mit hängendem Kopf seine Hutkrempe befingerte. Hunt sah sich noch zweimal um. Klein und reglos stand der Chief da, und dann verschwand er hinter den endlosen Reihen der Bäume. Sie kamen aus dem Wald und gingen am Schuppen und am Haus vorbei. Hunt sah beides nicht an. »Wie haben wir ihn gefunden?«
    »Jemand hat angerufen.«
    »Wer?«
    »Hat seinen Namen nicht genannt. Er hat ihn heute Morgen entdeckt, vielleicht eine Stunde vor Sonnenaufgang. Klang betrunken. Als ich ihn fragte, gab er zu, dass er Rehe gewildert hat. Er sagt, sein Scheinwerfer hat den Wagen ziemlich gut beleuchtet.«
    »Haben wir jemanden vor Ort?«
    »Ich bin geradewegs zu Ihnen gekommen. Ich wusste, dass Sie das wollen.«
    »Sind wir sicher, dass es der Wagen ist?«
    »Der Anrufer hatte das Kennzeichen. Auf das College zugelassen. Er muss es sein.«
    »Haben wir die Telefonnummer des Anrufers?«
    »Ein Münztelefon in einem Supermarkt.«
    »Das ist schlecht. Wissen Sie, ob er den Wagen angerührt hat? Ein Betrunkener, der um fünf Uhr morgens Rehe wildert... ich bezweifle, dass er Bedenken hat, ein bisschen herumzustöbern.«
    »Ist nicht bekannt. Er hat den Fundort gemeldet und dann praktisch gleich aufgelegt.« Sie traten hinaus in die helle Morgensonne. Hunt blieb am Straßenrand stehen. »Sie hätten mich auch einfach anrufen können.«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden mich mitnehmen.«
    Hunt musterte den jüngeren Mann. Er sah eifrig und entschlossen aus. »Sie stehen zur Beförderung an. Richtig?«
    »Ein gutes Wort von Ihnen wäre sehr hilfreich.« Hunt dachte darüber nach. »Ich hab nicht viel geschlafen«, sagte er dann. »Sie fahren.«

FÜNFUNDDREISSIG
    D ie Jungen bewegten sich langsam voran. Der Boden unter ihren Füßen war weich, und in den Bäumen war ein lebhaftes Treiben von Vögeln und zuckenden Schatten. Lianen hingen auf die Erde herab, grau und glatt und so dick wie das Handgelenk eines Mannes. In der Nähe hämmerte ein Specht nach seinem Frühstück.
    »Das ist unheimlich hier«, sagte Jack.
    »Halt einfach die Augen offen.«
    Der Wald wurde dunkler, und mit dem Sonnenlicht schwanden auch die Geräusche. »Ich krieg echt Zustände.«
    »Halt die Klappe, Jack. Du meine Güte.« So gingen sie zwanzig Minuten lang. Keine der Radspuren im Lehm sah frisch aus, aber das hatte nichts zu bedeuten. Freemantle war zu Fuß gewesen, als Johnny ihn gesehen hatte. Irgendwann wurde der Weg breiter und flacher, und der Wald lichtete sich. Sie kamen an einem überwucherten Obstgarten vorbei. Apfelbäume standen in voller Blüte. Wein tankte sich über ein zerbrochenes Spalier.
    »Wir sind nah dran«, sagte Johnny.
    »Wo dran?«
    »Was immer hier draußen ist.«
    An einem

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