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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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bei Katherines Haus geparkt hatte, und an die Katze mit der gebrochenen Wirbelsäule. An die Drohung, die Johnny zum Schweigen bringen sollte. »Ihre Quelle irrt sich.«
    »Kann ich das zitieren?«
    »Das können Sie sich auf die Stirn tätowieren lassen.« Hunt ging davon, und sie folgte ihm. Wieder hielt ein Van auf der Straße, als er bei Yoakum war. Er kam vom Chef der Rechtsmedizin in Chapel Hill.
    Die Reporter stürmten mit ihren Fragen darauf zu. Die Kamerateams stürzten sich darauf. Hunt setzte sich ans Steuer seines Wagens, und Yoakum stieg neben ihm ein. Der große Motor sprang an, und Hunt wartete, bis die Reporter den Weg frei gemacht hatten, dann gab er Gas. Yoakum merkte, dass er schlecht gelaunt war. »Was ist los?«
    »Sie wissen von Johnny.«
    »Woher?«
    »Und sie wissen, dass vielleicht ein Cop im Spiel ist.«
    »Was zum Teufel ...?«
    Hunt wandte den Blick nicht von der Straße. »Jemand redet.«

SIEBENUNDDREISSIG
    Y oakum folgte Hunt ins Revier. Die Kollegen hörten auf zu arbeiten, als die beiden das Großraumbüro betraten, und es wurde still. Hunt pflügte sich durch die Blicke und die wachsende Anspannung, Yoakum blieb ihm auf den Fersen. Sie gingen in Hunts Büro, und Yoakum schloss die Tür. »Das war merkwürdig.«
    »Man kann es ihnen nicht verdenken. Court TV parkt auf der Main Street.«
    Yoakum schaute durch das verschmierte Fenster. Im trüben Licht sah sein Kinnbart gelblich weiß aus. »Aber das war nicht der Grund.«
    »Nicht? Aus einer Entführung ist innerhalb weniger Stunden ein mehrfacher Mord geworden. Wir haben tote Kinder, und wir haben die überregionale Presse hier. Die Leute reden. Sie haben Angst. Und wir stecken mittendrin, Sie und ich. Warum sollen sie uns da nicht anstarren?«
    »Das hatte nur zwei Gründe.«
    »Ach ja?« Hunt war wütend, doch Yoakum gab nicht nach.
    »Der eine war, dass Sie nach einem Cop suchen — nach einem von ihnen —, und der zweite war, dass Sie über die Klinge springen werden.«
    »Weshalb?«
    »Wegen Johnny Merrimon.«
    Jetzt schaute Hunt aus dem Fenster. »Niemand hat etwas davon gesagt, dass —«
    »Das wird aber passieren, wenn der Bengel nicht bald auftaucht. Die Presse ist jetzt im Spiel. Die wissen, dass er verschwunden ist. Irgendwann werden die spitzkriegen, dass Sie das Jugendamt aus der Sache herausgehalten haben. Und alle wissen von Ihnen und seiner Mom.«
    »Da gibt es nichts zu wissen.«
    »Das glauben Sie vielleicht, aber ich nicht. Ist auch egal. Dass Johnny dem Jugendamt vorenthalten wurde, war Ihre Entscheidung. Und wenn ihm etwas zustößt, werden die Gründe völlig gleichgültig sein. Man wird Sie dafür ans Kreuz nageln.«
    »Ich glaube, Sie irren sich.«
    »Weil Sie den Jungen kennen. Andere kennen ihn nicht. Die wissen, dass er ein beschissenes Leben hat. Sie wissen, dass er seine Zwillingsschwester und seinen alten Herrn verloren hat. Sie wissen, dass seine Mom durchgeknallt ist, und sie wissen, was in der Zeitung zu sehen war. Die Bilder haben Sie doch selbst gesehen. Johnny kommt rüber, als hätte er den Verstand verloren, und jeder vernünftige Mensch würde den Jungen zu seinem eigenen Schutz wegsperren.«
    »Statt was zu tun?«
    »Statt ihn zu einem Verwandten zu geben, einem brunzdummen Security-Mann, der nicht mal sein eigenes Leben im Griff hat. Verdammt, Clyde, sehen Sie das denn nicht ein? Es gibt nichts, was Ihre Entscheidung nachvollziehbar erscheinen lässt, wenn dem Jungen etwas passiert. Dafür wird Ken Holloway sorgen. Und auch der Chief, die Presse und das Justizministerium.« Yoakum hob einen rauen, schwieligen Finger. »Sie sollten darum beten, dass der Junge heil und gesund wieder auftaucht.«
    Hunt musterte seinen Freund. Er sah alt und zerfurcht aus. »Sorgen stehen Ihnen nicht, John.«
    »Ich rechne immer mit dem Schlimmsten, und das Schlimmste enttäuscht einen nur selten. Das wissen Sie. Darum haben dreißig Jahre mit dieser Scheiße mir nie was anhaben können.«
    »Und dieser Fall?« Hunt spürte, dass sein Freund verändert war, spürte den aufgestauten Zorn.
    Yoakum machte eine Pause. »Dieser Fall ist anders.«
    »Weil es Kinder sind?«
    »Weil sie alle zusammen keinen Sinn für mich ergeben. Und weil es seit Jahren im Gange ist, hier vor unserer Nase. Ich sage Ihnen, Clyde, so was hab ich noch nie gedacht.«
    »Nämlich was?«
    »Dass jemand sterben sollte. Dafür —« Yoakum krümmte die Mundwinkel herab, stieß mit dem Finger auf die Schreibtischplatte und hob die Stimme.

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