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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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weit offen. Drinnen waren Gerätschaften an den Wänden befestigt, und ein kleiner Tisch war dort angeschraubt. Einer der Techniker hatte die Hülse auf einem sauberen weißen Blatt Papier vor sich liegen.
    »Michaels?«
    »Augenblick.« Der Mann arbeitete weiter. Schließlich richtete er sich auf. »Wir haben einen Abdruck.«
    Hunt ließ Cross auf der Straße zurück und erschien bei der Senke, als der Arzt die Erde von einer dritten Leiche schabte. Yoakum stand am Rand, die Hände in die Hüften gestemmt, die Lippen vorgeschoben. Er war groß, aber wie er so mit hängendem Kopf in der feuchten, überschatteten Mulde stand, wirkte er klein und deprimiert. »Nummer drei«, sagte er.
    Hunt sah die beiden Leichensäcke, die schon zum Abtransport bereitlagen. Sie waren flach und sahen aus, als seien sie fast leer. »Lassen Sie uns verschwinden.« Er wandte sich ab, doch Yoakum folgte ihm nicht. Er starrte weiter die Säcke an, die mutmaßlichen Gräber der Leichen, die noch nicht exhumiert waren.
    »Dafür sollte jemand sterben«, sagte er.
    Hunt kam zurück. In all den Jahren seiner Zusammenarbeit mir Yoakum hatte er noch nie irgendeinen Riss in dessen Rüstung gesehen. Yoakum arbeitete mit brutaler Effizienz. Yoakum machte Witze. Aber er zeigte keine Gefühle. »Jemand ist gestorben«, sagte Hunt.
    Im Licht des Waldes bestand Yoakums Gesicht aus lauter Ecken und Kanten. »Sie glauben, das war Jarvis allein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das sind kleine Kinder.«
    »Kommen Sie, John. Tun wir unsere Arbeit.«
    Yoakum schüttelte den Kopf, und Hunt wusste, was er dachte.
    Jemand sollte dafür sterben.
    Sie stapften den Hang hinauf und aus dem Wald. Auf der Straße standen zwei Übertragungswagen mit laufenden Motoren schräg neben den Streifenwagen und dem Van des Rechtsmediziners. Yoakum sah sie als Erster. »Das Fernsehen«, sagte er.
    »Scheiße.«
    Der Chief hatte zwei uniformierte Streifenpolizisten an der Straße aufgestellt. Sie standen mit ausgebreiteten Armen da und bemühten sich, die Kameras und Mikrofone vor ihren Gesichtern zu ignorieren. Als die Reporter Hunt sahen, richteten sie ihre Fragen an ihn. »Stimmt es, dass Sie weitere Leichen entdeckt haben?«
    »Kein Kommentar.«
    »Warum ist der Rechtsmediziner hier?«
    Hunt und Yoakum drängten sich an den Uniformierten vorbei. »Niemand geht hier einen Schritt weiter«, sagte Hunt laut. »Detective Hunt —« Es war die Reporterin von Channel Four. »Detective —«
    Hunt ging unbeirrt weiter auf seinen Wagen zu. Die Reporterin hängte sich an seine Fersen, und ihr Kamerateam folgte ihr. »Ist es war, dass Sie Johnny Merrimon suchen?« Jetzt drehte Hunt sich um, verunsichert und plötzlich wütend. Sie schob ihm das Mikrofon ins Gesicht und wandte ihr Profil der Kamera zu. Ihre Augen funkelten eifrig. »Stimmt es, dass er vermisst wird?«
    Hunt schaute an ihr vorbei. Ein weiterer Übertragungswagen kam auf der Straße heran. »Kein Kommentar.« Er legte die Hand auf den Türgriff und öffnete die Wagentür.
    »Was ist dran an der Behauptung, die Polizei habe Beziehungen zu Burton Jarvis unterhalten?«
    »Was haben Sie gesagt?« Sie wiederholte die Frage, und Hunt spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. »Lassen Sie noch ein paar Einheiten herauskommen«, sagte er zu Yoakum. »Und Sie« er deutete auf die Reporterin — »kommen mit mir.« Ihr Lächeln wurde breiter, und sie winkte ihrem Team. »Nur Sie allein«, sagte Hunt. Ohne auf ihre Antwort zu warten, ging er ein paar Meter die Straße entlang. Er wusste, sie würde ihm folgen. Als er sich umdrehte, war sie drei Schritte hinter ihm, makellos frisiert und in einem engen roten Pullover. Hinter ihr war das dritte Fernsehteam inzwischen eingetroffen und bereitete sich darauf vor zu filmen. »Warum stellen Sie mir diese Frage?«
    Sie ließ sich nicht einschüchtern. »Ist es wahr?«
    »Ich kann laufende Ermittlungen nicht kommentieren. Warum haben Sie diese Frage gestellt?«
    »Meine Quellen sind geschützt.« Sie hob das perfekt geformte Kinn und stemmte die Hände in die Hüften.
    Hunt ragte vor ihr auf. »Mir wäre es lieb, wenn Sie solche Gerüchte nicht verbreiten würden.« Er schaute ihr durchdringend in die gierigen Augen. »Es ist kontraproduktiv.«
    »Sie dementieren es also?«
    Hunt dachte an Johnny Merrimons Notizen, an den Chief und seine Entscheidung über die Personalakten und an die Polizeihandschellen, mit denen Tiffany Shore gefesselt worden war. Er dachte an den dunklen Wagen, der

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