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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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»Jemand sollte sterben.«
    »Nicht so laut.«
    »Aber es ist wahr.«
    »Soweit ich weiß, gibt es in North Carolina immer noch die Todesstrafe.«
    »Strafverteidiger.« Wie Yoakum es aussprach, klang es wie ein schmutziges Wort.
    Sie schwiegen, und schließlich sagte Hunt leise: »Was ist, wenn Johnny recht hat? Was ist, wenn ein Cop eine Beziehung zu Burton Jarvis hatte? Wenn er ihn geschützt hat? Ihm geholfen hat?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Sieben Kinder...«
    »Ich kann's mir einfach nicht vorstellen.«
    »Jemand redet mit der Presse, John. Wenn ich ein schmutziger Cop wäre und eine Ermittlung aus der Spur bringen wollte, dann wäre das für mich ein guter Anfang: Gerüchte verbreiten, Staub aufwirbeln, die Leute ablenken, die nach mir suchen.«
    Yoakum dachte darüber nach. »Angenommen, es gibt einen zweiten Täter, einen, der etwas mit Jarvis und diesen Kindern zu tun hat. Könnte Johnny ihn identifizieren?«
    »Kann sein. Er spricht nicht mit mir.«
    »Und Tiffany Shore?«
    »Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass eine zweite Person an ihrer Entführung beteiligt war, aber es könnte sein. Zurzeit steht sie unter Beruhigungsmitteln und ist praktisch nicht ansprechbar. Doch der Arzt ist hoffnungsvoll. Vielleicht morgen.«
    »Ist sie unter Bewachung?«
    »Nein.«
    »Sollte sie aber vielleicht sein. Wenn es ein Cop ist.«
    »Sollte sie vielleicht sein.«
    Hunt schaute auf seinen Schreibtisch. Alyssas Akte lag immer noch auf der Ecke, neben der Akte Tiffany Shore. Er schlug sie auf und sah Alyssas Foto, die dunklen Augen und Haare, das Gesicht, das so viel Ähnlichkeit mit dem ihres Bruders hatte. »Ist das möglich? Einer von uns?«
    »Die Dunkelheit ist eine Krebsgeschwulst am menschlichen Herzen, Clyde. Sie wissen, das ist meine Überzeugung.«
    Hunt nahm die zweite Akte und betrachtete Tiffany Shores fein geschnittenes Gesicht. Er strich über das eine Foto, dann über das andere. »Ich kann nicht einfach herumsitzen.«
    »Was?«
    »Sie brauchen nicht dabei zu sein.«
    »Wobei?«, fragte Yoakum, aber Hunt antwortete nicht. Er verließ das Büro und wandte sich dem schmalen Korridor zu, der in den hinteren Teil des Gebäudes führte. Die Kollegen starrten ihn an und schauten weg, und im Korridor war er allein. Er stieß eine Feuertür auf und lief die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal. Der Boden im Kellergeschoss war aus gegossenem Zement, und Stahltüren säumten den Hauptkorridor. Lagerräume. Die Asservatenkammer. In einem kleinen Raum am hinteren Ende wurden die Personalakten des Departments aufbewahrt. Cops. Technisches und Wartungspersonal. Die Akten lagerten in verschlossenen Schränken hinter einer unverschlossenen Tür.
    Hunt blieb unterwegs nur einmal kurz stehen, um einen Feuerlöscher von seiner Halterung an der Wand zu nehmen. Das Aktenlager war drei mal vier Meter groß. Blank gescheuerter Beton leuchtete weiß im Licht der Leuchtstoffröhren. Der Schrank, den er suchte, stand mitten an der hinteren Wand. Hunt beäugte das Schloss an der obersten Schublade. Es war billig. Kein Problem.
    Er hob den Feuerlöscher und hielt inne, als Yoakum hinter ihm hereinkam. »Ich habe gesagt, Sie sollen nicht mitkommen.«
    »Nein.« Yoakum drückte die Tür zu. »Das haben Sie nicht gesagt.« Hunt wandte sich wieder der verschlossenen Schublade zu, aber er zögerte.
    »Machen Sie schon«, sagte Yoakum.
    Hunt drehte den Kopf ein kleines Stück zur Seite und sah seinen Partner mit einem Auge an. Yoakums Gesicht war hitzig gerötet, und die Leuchtstoffröhren spiegelten sich als kleine Lichtpunkte in seinen Augen.
    »Machen Sie schon«, wiederholte Yoakum. »Scheiß auf den Chief. Scheiß auf die Hierarchie.« Hunt ließ den Feuerlöscher sinken, und Yoakum trat dicht hinter ihn. »Tun Sie's für Alyssa.«
    »Wollen Sie mich drängen?«, fragte Hunt.
    »Tun Sie's für Johnny. Tun Sie's für seine Mutter.«
    »Was machen Sie hier, John?«
    Yoakum kam noch näher. »Ich erinnere Sie daran, dass es einen Unterschied zwischen Job und Persönlichem gibt.«
    »Manchmal ist der Job etwas Persönliches.« Hunt starrte seinen Partner an, bis Yoakum zurückwich. »Versuchen Sie nicht, mich zu manipulieren.«
    Bevor Yoakum antworten konnte, ging die Tür zum Korridor auf, und eine junge Verwaltungsmitarbeiterin kam herein. Sie blieb stehen, als sie die beiden sah. Ihr Blick fiel auf den Feuerlöscher, und sie spürte die Anspannung zwischen den beiden Männern. »Ich komme später noch mal wieder«, sagte sie

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