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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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»Sehen Sie das graue Haus mit dem roten Fahrrad auf der Terrasse?«
    »Ja.«
    »Das dritte links daneben.«
    Hunt zählte nach links und sah ein niedriges Ranchhaus mit abblätternder Farbe. An der linken Ecke stand eine abgestorbene Stechpalme. Kein Licht brannte. Nichts regte sich. Er zeigte Yoakum das Haus.
    »Lebt er allein?«, fragte er Steve.
    »Ich glaube ja.«
    »Sie bleiben hier.« Hunt sah sich nach Yoakum um. »Fertig?«
    »Absolut.
    Sie sprangen über den Graben und schlugen sich in das Brachfeld, geduckt, die Pistolen vor sich gestreckt und zu Boden gerichtet. Das hohe Unkraut griff mit langen, nassen Fingern nach ihnen. Es donnerte krachend. Der Weg war nass und glitschig.
    In der Deckung vor dem kahlen Garten hinter Meechums Haus blieben sie stehen. Ein Geruch hing in der Luft, ein Chemikaliengestank, der von nirgendwoher kam.
    Sie rannten die letzten fünf Meter bis zum Haus und drückten sich mit dem Rücken an die Wand unter dem größten Fenster. Wasser strömte in dichten Schleiern aus der verstopften Dachrinne herab. Der chemische Geruch war stärker. Irgendetwas brannte. Hunt schob sich zum Fenster hinauf. Die Vorhänge waren zugezogen, aber in der Mitte klaffte eine Lücke. Es war das Wohnzimmer, ein schmuddeliger Raum mit alten Möbeln und niedriger Decke. Der Teppich war orangegelb, die Wände waren mit billigem Kiefernholz verkleidet. Meechum sah aus, wie Steve ihn beschrieben hatte. Drahtig und krumm beugte er sich über einen Computer, und sein Hemd hatte dunkle Schweißflecken. Im Kamin loderte ein Haufen CDs. »Er verbrennt Beweismaterial.« Hunt ging wieder in die Hocke und wandte sich zur Hintertür. »Sie nehmen die Vordertür. In sechzig Sekunden gehen wir rein.«
    Yoakum schlich sich nach vorn, und Hunt blieb allein im Regen zurück. Er riskierte noch einen Blick durch das Fenster. Meechums Haare standen wild vom Kopf ab. Er hämmerte auf die Tasten und schlug dann mit der flachen Hand an die Seitenwand des Rechners, schlug noch einmal dagegen, und Hunt sah die Alterst_ als Meechum danach griff. Sie lehnte am Schreibtisch, mit einem Hickorystiel und einer Klinge, die schwarz verrostet war; nur die Schneide glänzte silbern. Sie hob sich, und Meechum verzerrte das Gesicht, zog die Lippen zurück und kniff die Augen zu. Grunzend ließ er die Axt niederfahren. Plastik krachte, Glas klirrte.
    Der Computer.
    Verdammt.
    Hunt sprang vom Fenster zur Tür, drehte den Knauf, aber sie war verschlossen. Er rannte mit der Schulter gegen das Holz und spürte, wie dünn und billig es war. Der Türrahmen splitterte unter dem Anprall seines Gewichts, und dann war er in der Küche. Das Linoleum war schlüpfrig unter seinen lehmigen Schuhen. Durch die Tür zum Wohnzimmer sah er eine flüchtige Bewegung und riss die Waffe hoch, als er hineinstürmte. »Polizei! Polizei, verdammt!«
    Das Rechnergehäuse war oben eingeschlagen. Meechum stand mit erhobener Axt davor und erstarrte, als er die Pistole sah. Hunt sah die Panik in seinem Blick. »Halt.« Er trat weiter ins Zimmer, um ein freies Schussfeld zu haben. Es stank nach brennendem Plastik.
    Meechum schüttelte den Kopf und züngelte wie eine Eidechse.
    »Legen Sie die Axt einfach hin.« Hunt sah sich nach Yoakum um, dann hörte er das Splittern der Glasscheibe in der Haustür. »Einfach hinlegen«, sagte er. Das Gesicht des Mannes verzog sich. Seine Brust hob und senkte sich, und schwarzer Qualm kräuselte sich in den Kamin hinauf. Hunt sah, wie die Entscheidung in Meechums Gesicht Gestalt annahm, dann nahm er die schnelle Bewegung hinter ihm in der Tür wahr. Er sah Metall aufblitzen, sah Yoakum, der mit erhobener Waffe hereinkam.
    Die Axt hob sich, und Meechum bog den Rücken durch.
    »Nein!«, schrie Hunt, aber es war zu spät.
    Meechum schwang die Axt, und Yoakum schoss ihm mitten ins Herz. Meechum kippte vornüber. Zwei gekrümmte Finger zuckten kurz. Hunt lief zum Kamin und stieß mit dem Fuß CDs von den Flammen weg. Er packte das Schüreisen, stieß es ins Feuer, schob das brennende Plastik auseinander und versuchte zu retten, was noch zu retten war. Dann kam Yoakum dazu und half ihm. Fünf der Scheiben waren unversehrt, ein Dutzend angeschmort. Zehn waren unrettbar zerstört.
    Hunt trat zurück. Seine Schuhe waren rußgeschwärzt, und seine Kehle brannte. Yoakum stand mit ruhigem Gesicht da. »Mussten Sie ihn erschießen?«, fragte Hunt.
    Yoakum schaute zu der Leiche hinüber. »Er ist mit der Axt auf Sie losgegangen.«
    »Er ist auf den

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