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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Abteilung für Schwerverbrechen.« Hunt wurde es warm unter dem Hemd. »Und als Polizist mit siebzehn Jahren Berufserfahrung. Sind wir jetzt fertig?«
    »Nur noch ein paar Fragen.«
    »Machen Sie schon.«
    Matthews trommelte mit dem stumpfen Ende eines Bleistifts auf den Tisch und lehnte sich lässig zurück. »Detective Yoakum war heute in Ihrem Büro?«
    »Ja.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    Hunt war mit seiner Geduld am Ende. »Wir hatten in letzter Zeit eine ganze Menge zu besprechen.«
    Matthews Mundwinkel kräuselten sich, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Natürlich.« Er klopfte weiter mit dem Bleistift. »Tiffany Shore. Die ermordeten Kinder.« Er klang, als rede er über einen Haschisch-Dealer oder eine Radarfalle.
    »Ich gebe Ihnen jetzt noch genau eine Minute«, sagte Hunt. »Dann verlasse ich diesen Raum.«
    Matthews beugte sich vor. »Hat Detective Yoakum heute in Ihrem Büro erklärt, jemand solle sterben für das, was diesen Kindern angetan wurde?«
    Hunt schwieg.
    »Hat er das gesagt?«
    »Ich glaube, wir sind fertig.« Hunt stand auf.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    Hunt hielt seine Stimme fest unter Kontrolle. »Was in meinem Büro gesagt oder nicht gesagt wurde, ist ohne Bedeutung für das, was heute geschehen ist. Yoakum hat getan, was er für richtig hielt.«
    »Sind Sie da sicher, Detective?« Matthews kippte seinen Stuhl gegen die Wand, und Hunt sah keine Spur von Freude in seinem Gesicht. »Denken Sie darüber nach.«
    Hunt sprach mit niemandem, als er das Revier verließ. Es war sieben Uhr, als er in den prasselnden Regen hinaustrat. Ohne ihn zu spüren, ging er zu seinem Wagen. In der feuchten, stickigen Luft tasteten seine Finger nach dem Lenkrad und dem Zündschloss. Er sah sich nach Fernsehteams um, konnte aber keins entdecken. Vielleicht lag es am Wetter.
    Jemand hatte es gehört.
    Durch die geschlossene Tür seines Büros hatte jemand gehört, was Yoakum sagte.
    Hunt umklammerte das Lenkrad und ließ Yoakums tödlichen Schuss noch einmal Revue passieren. Die Axt war erhoben, und Yoakum kam zur Tür herein, als die Klinge niederfuhr. Es sah genauso aus, fühlte sich jetzt jedoch anders an.
    Oder doch nicht?
    Nach einer Weile rief er seinen Sohn an. Es klingelte siebenmal, dann hörte er Musik im Hintergrund. Hunt versuchte, seine Erschöpfung und seine Beunruhigung zu verbergen. »Hey, Allen.«
    »Was?«
    »Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Ich rauche Crack und gucke mir Pornos an. Was interessiert's dich?«
    Hunt kämpfte seine eigenen Gefühle nieder. »Ich komme gleich nach Hause. Soll ich was mitbringen?«
    Er schaute nach draußen und sah, wie Yoakum aus dem Revier kam. Yoakum warf einen Blick zu ihm herüber, hob die Hand und formte sie zu einer Pistole. Hunt betätigte die Lichthupe. Yoakum drückte ab und ging dann zu seinem eigenen Wagen. Er beachtete den Regen ebenso wenig wie Hunt.
    »Vom Chinesen«, sagte Allen. »Aber erst in einer Stunde.«
    Yoakum öffnete am anderen Ende des Parkplatzes seine Wagentür und schloss sie dann wieder. Sie schauten einander an. »Warum in einer Stunde?«
    »Weil ich noch beschäftigt bin.« Hunt hatte die Mauer zwischen ihnen so satt, diese dicke Mauer, die mit jedem Tag höher wurde.
    Yoakum stieg in seinen Wagen, und Hunt spürte die Vibration, als Yoakum den Motor anließ. »Wollen wir uns nach dem Essen einen Film ansehen? Wie früher?«
    »Ich glaub nicht.«
    »Das ist alles?«
    »Ja. So ziemlich.«
    Yoakum fuhr vom Parkplatz, als der Junge auflegte. Hunt klappte das Handy zu und sah Yoakum nach. Sie sollten miteinander reden, aber Hunt war noch nicht so weit. Noch nicht. Nicht mal annähernd. Er hatte eine Stunde Zeit. Katherine wohnte zehn Minuten weit von hier. Er dachte kurz darüber nach und ließ dann den Motor an. Er blieb fünf Meilen unter dem Tempolimit, und der Wagen rollte sicher über die spiegelglatten Straßen. Aber als er sich dem Stadtrand näherte, merkte er, dass er schneller fuhr. Er wollte sie sehen, begriff er. In diesem Augenblick, als der Regen die Straße in einen Fluss aus schwarzem Dunst verwandelte, wollte er es mehr als alles andere.
    Der Wagen fuhr über die Kuppe und senkte sich dann hinab, die Scheinwerferstrahlen bohrten sich hinunter, und unten standen kleine Häuser aufgereiht, weit auseinander, nur ein Lichtschimmer hier und da und triste Farbflecke, versteckt zwischen den Bäumen. Nur Katherines Haus sah anders aus. Hunt fuhr langsamer und duckte sich nach

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