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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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»Sagen Sie mir, was los ist.«
    »Wir tun, was Sie gesagt haben.«
    »Gehen Sie's durch.«
    »Wir haben den Fingerabdruck von David Wilsons Augenlid in den Computer eingegeben. Bis jetzt hat sich nichts ergeben, aber es ist noch früh. Vier Wagen suchen die Nebenstraßen nach Wilsons Land Cruiser ab, der, wie Sie richtig vermutet haben, auf das College zugelassen ist. Wir stellen eine Liste von Wilsons Freunden und Verwandten zusammen, von allen, die uns vielleicht sagen können, wo er heute im Laufe des Tages gewesen ist. Seine Kollegen auf dem College haben wir bereits befragt, doch sie konnten uns nicht weiterhelfen. Es gibt eine Handvoll bekannter Straftäter, die wir nicht ausfindig machen konnten, aber wir haben Einheiten darauf angesetzt. Zwei von denen, die wir suchen, sind anscheinend nicht in der Stadt. Die Häuser sind verschlossen und dunkel, und draußen stapeln sich die Zeitungen. Ich hab gehört, einer sitzt in Wilmington im Knast, doch das werde ich bald rauskriegen. Zwei Hilfspolizisten arbeiten das Suchraster für morgen Vormittag aus —«
    »Und das wäre ...?«
    »Wie Sie gesagt haben. Wir verfahren nach dem gleichen Muster wie bei der Suche nach Alyssa Merrimon. Was damals logisch war, ist jetzt genauso logisch. Wir brauchen nur die nötige Manpower.« Yoakum machte eine Pause. »Hören Sie, Clyde. Das wissen Sie doch alles. Sie haben es angeordnet. Warum fahren Sie nicht nach Hause und schlafen ein bisschen? Wie spät ist es jetzt? Zwei Uhr morgens? Haben Sie schon nach Ihrem Jungen gesehen?«
    Schweigen.
    »Mein Gott, Hunt. Haben Sie ihn wenigstens angerufen?«
    »Ich bin unterwegs zu Ihnen«, sagte Hunt.
    »Ich rede jetzt als Ihr Freund, okay? Fahren Sie nach Hause. Schlafen Sie.«
    »Ist das ein Witz?«
    »Nein, im Gegenteil. Sie sind heute Morgen schon auf dem Zahnfleisch gekrochen, und ich glaube nicht, dass es Ihnen jetzt besser geht. Was hier im Augenblick passiert, ist reine Routinearbeit. Dabei brauchen wir Sie nicht. Also schlafen Sie ein bisschen. Ich brauche Sie morgen hellwach. Tiffany braucht Sie hellwach.«
    Hunt lauschte dem Geräusch der Reifen auf dem Asphalt. Bäume huschten schwarz am Rand des Scheinwerferlichts vorbei. »Vielleicht für eine Stunde.«
    »Vielleicht für zwei«, antwortete Yoakum. »Ach, verdammt. Machen Sie was ganz Verrücktes, schlafen Sie drei. Wenn sich was ergibt, rufe ich Sie sofort an.«
    »Okay. Einverstanden.« Hunt wollte die Verbindung trennen, als Yoakum sagte: »Hören Sie, Clyde. Sie sind gut darin. Im Job, meine ich. Aber Sie müssen sich zusammenreißen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Yoakum atmete aus, und die Lautstärke sprach Bände. »Einfach zusammenreißen, Bruder.« Yoakum legte auf, und Hunt bog ab und machte sich auf den Heimweg. Er wusste, dass er nicht schlafen würde, aber er wusste auch, dass Yoakum recht hatte. Er sollte es versuchen. Und sein Sohn ...
    Verdammt .
    Das war eine ganz andere Sache.
    Er parkte in der Einfahrt und stellte den Motor ab. In der Nachbarschaft war es ruhig, deshalb hörte er die Musik, bevor er die Haustür öffnete. Ein dumpfes Stampfen. Das Geheul harter Saiten. Er schloss die Tür auf und ging die Treppe hinauf. Die helle Tapete strich glatt an seiner Schulter vorbei. Er klopfte an die Tür seines Sohnes, aber wahrscheinlich würde der es bei dieser Musik nicht hören. Schließlich öffnete er die Tür. Auf den ersten Blick sah er blasse Haut und wenig Bewegung, weißblondes Haar und Augen, die zu viel Ähnlichkeit mit seinen eigenen hatten. Der Junge würde in zwei Wochen achtzehn werden. Er war groß und athletisch, und er war fast sein ganzes Leben lang ein guter Schüler gewesen. Ein guter Junge. Aber im Laufe des letzten Jahres hatte sich das geändert. Er war respektlos und intolerant geworden. Jetzt saß er auf der Bettkante, in Sportsocken, gelben Shorts und einem T-Shirt mit der Aufschrift: BONBONS SIND COOL, ABER SEX MACHT KEINE KARIES. Er hatte eine Autozeitschrift in der Hand und tappte mit dem Fuß im Takt der kreischenden Musik.
    Hunt ging quer durch das Zimmer und schaltete die Stereoanlage ab. Sein Sohn hob den Kopf, und was Hunt in diesem Moment sah, konnte man leicht für Hass halten.
    »Kannst du nicht anklopfen?«
    »Das hab ich getan.«
    Der Junge schaute wieder in seine Zeitschrift und blätterte um. »Was willst du?«
    »Weißt du, was heute passiert ist?«
    »Ja. Ich hab's gehört. Aber nicht von dir, vielen Dank. Ich hab's gehört wie alle andern.«
    Hunt trat an ihn

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