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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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verdammt.«
    Dreißig Minuten später versammelten sich die Cops auf einem Brachgrundstück hinter einer Bankfiliale. Sie hatten ihren Haftbefehl. Es war zehn nach drei, dunkel und still. Über ihnen knatterte und zischte eine Straßenlaterne und erlosch dann mit einem Knall. Sie waren zu fünft, und Hunt war der Sechste. Er streifte eine Weste über, drückte die Klettverschlüsse fest und kontrollierte zum zweiten Mal seine Waffe. Yoakum erwartete ihn hinter dem dunkelblauen Lieferwagen mit dem goldenen Wappen auf der hinteren Tür. »Sind Sie so weit?«
    Yoakum machte ein besorgtes Gesicht. »Wir sollten noch warten.«
    »Nein.«
    »Im Dunkeln reinzugehen ist unnötig riskant. Ein fremdes Haus, eine feindselige Straße. Er wird die Hunde über vier Blocks hören.«
    »Wir gehen jetzt rein.« Yoakum schüttelte den Kopf. »Es wird Verletzte geben.«
    »Jeder hier weiß, wo er arbeitet. Wir sind nicht bei den Pfadfindern.«
    »Und wir sind auch nicht bei einem zimperlichen Richter, der Ihnen gegen den Strich geht. Wir sind auf der Straße. Sie bringen gute Cops in Gefahr, was sich in ein paar Stunden vermeiden ließe. Der Chief wartet nur auf einen Vorwand, Ihnen den Arsch aufzureißen, und wenn jemand verletzt wird, ist es das schönste Geschenk, das Sie ihm machen könnten. Seien Sie klug, Clyde. Ausnahmsweise. Sehen Sie die Perspektive.«
    Hunt packte seinen Freund beim Arm. Er drückte so fest, dass er den Knochen fühlte. »Und wenn es Ihre Tochter wäre? Ihre Schwester? Das ist die Perspektive, und daran müssen Sie sich halten.« Hunt ließ den Arm los und wollte sich abwenden, aber Yoakum war noch nicht fertig.
    »Sie lassen sich von Emotionen leiten.«
    Hunt musterte seinen Freund. Seine Augen waren schwarz in der Nacht, das Gesicht bleich und verkniffen. »Stellen Sie sich hier nicht gegen mich, John. Ich werde dieses Mädchen finden, und ich werde es lebend finden.«
    »Es geht auf Ihr Konto, wenn jemand verletzt wird.«
    »Und auf Ihres, wenn die Kleine stirbt, während wir hier auf diesem Parkplatz herumschwätzen. Sind Sie jetzt fertig?«
    Yoakums Gesicht bekam entschlossene Kanten. Er knackte mit den Fingerknöcheln und nickte. »Ich hab jedenfalls keine Lust mehr zum Reden.«
    Hunt schnippte mit den Fingern, und die anderen Cops stellten sich um ihn herum auf: Yoakum, Cross und drei Uniformierte, allesamt in kugelsicheren Westen. »Das ist der Mann, den wir suchen.« Er zeigte ihnen die schlechte Kopie eines Festnahmefotos aus einer der alten Akten. »Die rechte Seite des Gesichts ist stark vernarbt. Der Junge, der ihn beschrieben hat, sagt, es sah aus wie geschmolzenes Wachs. Er ist eins fünfundneunzig groß und wiegt hundertfünfzig Kilo. Ich glaube nicht, dass wir mehr als einen Mann finden, auf den diese Beschreibung passt. Also dürfte es einfach werden.«
    Nervöses Lachen hier und da. Hunt ließ es hingehen. »Es ist der letzte Block vor den Bahngleisen, das letzte Haus auf der rechten Seite. Es steht ein Stück abseits der Straße; dahinter ist ein leeres Grundstück, die Gleise auf der einen und ein bewohntes Haus auf der anderen Seite. Ich will, dass diese drei Seiten gesichert sind, bevor wir reingehen. Die Straßenbeleuchtung ist großenteils kaputt, also wird es dunkel sein. In den Gärten ist trockenes Gras und flacher Lehmboden, aber Wurzeln und Müll können für Unebenheit sorgen. Passen Sie also auf, wohin Sie treten. Wenn der Wagen anhält, steigt Yoakum als Erster aus. Er nimmt zwei von Ihnen mit.« Er deutete auf die Uniformierten. »Sie sichern die Rückfront und die beiden Seiten, falls er abhaut. Ich übernehme mit den andern die Vorderseite. Cross schlägt die Tür ein, aber ich gehe als Erster hinein. Der Kerl ist riesig — also nicht lange fackeln. Setzen Sie ihn fest, und zwar schnell. Das Mädchen kann woanders versteckt sein, deshalb Vorsicht beim Schusswaffengebrauch. Wir brauchen ihn lebend, und zwar so, dass er reden kann.«
    »Was ist mit den Hunden?«, fragte Yoakum.
    Hunt sah auf die Uhr. »Scheiß auf die Hunde.« Er öffnete die hintere Tür des Wagens, und einer der uniformierten Polizisten übernahm das Steuer. Drinnen roch es nach Waffenöl und Schweiß. Die Männer saßen Schulter an Schulter. »Ich hasse diese Scheiße«, sagte Yoakum. Zwei der Uniformierten lächelten.
    Das sagte Yoakum immer.
    Der Motor sprang an, der Wagen wendete in einem engen Radius und rollte dann hinaus auf die leere Straße. Durch das Heckfenster wirkte der Asphalt glänzend und

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