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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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nicht. Der Richter lässt sich nicht hetzen.«
    »Verdammt.« Hunt stand auf. »Lassen Sie uns fahren.«
    Yoakum schnappte sich sein Jackett, warf es über und lief hinter Hunt her. »Wir gehen da aber nicht ohne einen Haftbefehl rein, oder?«
    »Das wäre dumm.«
    »Das ist keine Antwort.«
    Hunt ignorierte ihn. Seine Schritte dröhnten laut auf der harten, gemaserten Treppe. Yoakum sprach lauter. »Verdammt, Clyde, das ist keine Antwort.«
    Die Huron Street zweigte von einer der Hauptstraßen scharf links ab und endete dann auf der falschen Seite der Bahngleise, vier Meilen weit vom City Square. Dieser Teil der Stadt lag dicht am vorderen Rand der Sandberge; man merkte es an der Temperatur und an der Vegetation. Der Sand speicherte die Hitze, deshalb war die Luft wärmer. Im mageren Boden waren die Bäume kleiner. Die Straße war schmal und kurz, und die Gärten waren voller Unkraut, blanker Erde und Hunden an starken Ketten. Hunt kannte die Gegend gut genug, um sie ernst zu nehmen. Zwei Jahre zuvor harte er im dritten Häuserblock am Tatort eines Mordes gearbeitet: Eine Frau war in ihrer Badewanne erstochen worden. Am Ende war es ihr Sohn gewesen. Sie hatte sich geweigert, ihm Geld zu leihen. Wegen fünfzig Dollar war sie gestorben.
    Harte Menschen.
    Eine miese Straße.
    Hunt bog links ein und fuhr nach zwei Häusern langsamer. Er schaltete die Scheinwerfer aus, rollte über eine kaputte Flasche und hielt an. Die Straße erstreckte sich vor ihnen: Ein Fluss aus Dunkelheit und Armut versiegte an silbernen Schienen, die in eine bessere Welt führten. Mattes blaues Licht sickerte durch die Vorhänge in einem Haus auf der linken Seite. Grillen zirpten im Gras.
    »Das ist keine gute Idee«, sagte Yoakum.
    Hunt deutete mit dem Kinn nach vorn. »Der letzte Block da vorn. Auf der rechten Seite.«
    Yoakum drehte den Kopf. Seine Lippen wurden schmal, als er durch die dunkle Straße spähte. »Mein Gott.«
    Hunt betrachtete die Straße ebenfalls. Er sah öde Vorgärten mit Lehmpfaden, die von der Verandatreppe zur Straße führten, eine Matratze im Rinnstein, Sofas auf den Veranden. Autos standen auf Hohlblocksteinen. Sogar der Himmel wirkte schwerer als anderswo.
    Zwei Häuser weiter lief ein Pitbull am Ende seiner Kette hin und her und beäugte sie.
    »Ich hasse diese Scheiße«, sagte Yoakum.
    »Fahren wir noch ein Stück weiter.«
    »?«
    »Ich will sehen, ob ein Wagen vor Freemantles Haus steht. Oder ob Licht brennt.«
    Ohne die Scheinwerfer einzuschalten, legte er den Gang ein. Sie rollten noch einmal fünf Meter weiter, und der Pitbull blieb stehen. Yoakum drückte sich an die Rückenlehne. »Keine gute Idee«, sagte er. Der Hund riss an seiner Kette, bis sie sich in voller Länge spannte, und bellte mit solcher Bösartigkeit, dass man hätte meinen können, er sei im Wagen. Überall rasselten Ketten, als andere Hunde in das Gekläff einstimmten. In zwei Häusern ging das Licht an.
    Nach kurzem Schweigen sagte Yoakum: »Das könnte ein Problem werden.«
    »Die Hunde?«
    »Der hört uns über vier Blocks kommen.«
    Hunt sah auf die Uhr. »Vielleicht nicht.«
    »Wieso?«
    »Vertrauen Sie mir.«
    Yoakum schaute aus dem Fenster. Hunt klappte sein Handy auf und rief Cross an, der sich beim ersten Klingeln meldete. »Ich brauche diesen Haftbefehl«, sagte Hunt. »Ich brauche ihn in zwanzig Minuten.«
    »Das liegt an diesem Richter.« Cross war seine Frustration anzuhören. »Er liest jetzt zum dritten Mal die eidesstattliche Erklärung.«
    »Was? Das Dokument ist doch kristallklar. Hier liegt eindeutig ein hinreichender Tatverdacht vor. Machen Sie ihm Druck.«
    »Hab ich schon versucht.«
    • Welcher Richter ist es?«, fragte Hunt, und Cross sagte es ihm.
    »Geben Sie ihn mir.«
    »Er wird nicht ans Telefon kommen.«
    »Geben Sie ihn mir einfach.«
    Hunt wartete. Yoakum sah ihn von der Seite an. »Sie wollen den Richter unter Druck setzen?«
    »Ich will ihm drohen.«
    Der Richter kam ans Telefon. »Das ist äußerst ungehörig, Detective.«
    »Gibt es ein Problem mit meinem Antrage?«, fragte Hunt.
    »Ich habe Ihre Erklärung, und ich werde meine Entscheidung treffen, sobald ich umfassend Gelegenheit hatte —«
    Hunt fiel ihm ins Wort. »Zwölfjähriges Mädchen stirbt, weil Richter trödelt. Das wird die Schlagzeile sein, wenn wir zu spät kommen. Ich habe Beziehungen zur Presse, es gibt Leute, die mir etwas schulden. Ich werde dafür sorgen.«
    »Das würden Sie nicht wagen.«
    »Lassen Sie es drauf ankommen,

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