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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Zeichnung eines Riesen, der ein Mädchen mit gelbem Kleid und blutrotem Mund im Arm hielt.
    Johnny richtete sich auf, und etwas zerrte unter seinem Verband. »Hat David Wilson noch gelebt, als Freemantle zu ihm kam?«
    »Das ist unbekannt.«
    »Aber möglich.«
    Hunt dachte an die blutigen Abdrücke auf den Lidern des Toten. »Eher zweifelhaft.«
    »Vielleicht hat er Freemantle gesagt, wo sie war.«
    »Ich würde darüber jetzt nicht nachdenken, Johnny.«
    »Aber was ist, wenn er wirklich von Alyssa gesprochen hat? Vielleicht hat er Freemantle gesagt, wo er sie gefunden hat.«
    »Nein.«
    »Aber vielleicht —«
    »Ich bezweifle, dass er überhaupt von Alyssa gesprochen hat, und ich bezweifle ebenso, dass er noch lebte, als Freemantle zu ihm kam.« Hunt beobachtete, wie der Junge seine Kalkulationen anstellte. »Daran darfst du nicht mal denken«, sagte er.
    »Woran denken ?«
    Johnny machte so große und unschuldige Augen, dass jeder andere Cop darauf hereingefallen wäre. »Dass du den Polizisten spielst, Johnny, damit ist es vorbei. Keine Karten mehr. Keine Abenteuer. Hab ich mich klar ausgedrückt?«
    Johnny wandte den Kopf zur Seite. »Sie haben nach Burton Jarvis gefragt. Was wollen Sie wissen?«
    »Fang vorn an. Wie hast du sein Haus gefunden? Warum warst du da? Was hast du gesehen? Was ist passiert? Alles. Die ganze Geschichte.«
    Johnny dachte an seine ersten Besuche bei dem Haus: an die Dunkelheit und den Schuppen und das Haus zwischen den Bäumen, an die Geräusche kleiner Tiere im Wald. Er dachte an gelbe Fingernägel und Monate voller Albträume, an Jars schrecklichen Freund und ihr Gerede über Small Yellow. An das Gelächter, bei dem ihm die Knie weich geworden waren. Er konnte seine Beklemmungen nicht verbergen, und seine Mutter spürte es. Sie stand auf und lief besorgt auf und ab. Ihre Unruhe ging Hunt auf die Nerven. »Würden Sie sich bitte hinsetzen, Katherine?«
    Sie hörte nicht.
    »Katherine.«
    »Wie soll ich dasitzen, als wäre alles in Ordnung?« Sie zuckte zusammen, und ihre Augen glitzerten. »Jugendamt.« Wütend funkelte sie ihn an. »Das lasse ich nicht zu!« Hunt senkte die Stimme. »Wir waren uns einig, dass wir Johnny vorläufig da herauslassen.«
    »Aber das ertrage ich nicht!«
    »Ich tue, was ich kann, Katherine. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Sie haben gesagt, dass Sie Alyssa wieder nach Hause bringen. Das sollte ich Ihnen auch glauben.« Hunt wurde blass. »Das ist jetzt nicht gerade hilfreich.«
    »Reden Sie davon?« Johnny deutete zum Korridor. »Vom Jugendamt?«
    »Das Jugendamt ist besorgt um dein Wohlergehen, Johnny. Nach allem, was passiert ist, müssen sie eine umfassende Beurteilung vornehmen. Das bedeutet: Befragungen und Inspektionen. Sie werden mit der Schule sprechen. Aber das alles kann eine Weile dauern. Vorläufig wollen Sie dich aus der Obhut deiner Mutter nehmen. Vorübergehend. Zu deinem Schutz.«
    »Schutz?«
    »Sie glauben, du bist gefährdet.«
    »Durch mich«, ergänzte Katherine.
    »Das hat niemand gesagt!« Hunt platzte der Kragen.
    »Aber das ist falsch«, sagte Johnny.
    »Keine Aufregung, Junge.« Hunt sah zu Johnnys Mutter hinüber, die den Tränen nahe war, und konzentrierte sich dann auf den Jungen. »Ich rede mit deinem Onkel Steve. Ich denke, ich kann dafür sorgen, dass du bei ihm wohnen kannst, während das Verfahren läuft.«
    »Steve ist ein Arschloch.«
    »Johnny!«
    »Na, es stimmt doch, Mom.«
    Hunt beugte sich vor. »Entweder Steve oder ein vom Gericht bestellter Vormund. Bei Steve kann deine Mutter zu Besuch kommen, wann sie will. Du hättest immer noch deine Familie, zumindest bis zur endgültigen Entscheidung. Wenn die Sache vor Gericht kommt, habe ich sie nicht mehr in der Hand. Der Richter entscheidet, und du nimmst, was du kriegst. Und das ist nicht immer gut.«
    Johnny sah seine Mutter an, aber sie hatte die Hände vor das Gesicht gelegt. »Mom?« Sie schüttelte nur den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte Hunt. »Doch das war schon lange zu erwarten. Letzten Endes ist es nur zu deinem Besten.«
    »Wir müssen meinen Vater finden«, sagte Johnny.
    Er hörte die Schritte seiner Mutter nicht. Sie stand plötzlich an seinem Bett. Ihre Augen leuchteten, groß und dunkel und traurig. »Niemand weiß, wo er ist, Johnny.«
    »Aber du hast gesagt, er hat geschrieben. Du hast gesagt, er ist in Chicago. Vielleicht in Kalifornien.«
    »Er hat nie geschrieben.«
    »Aber —«
    »Ich habe gelogen.« Sie drehte eine weiß leuchtende Handfläche

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